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Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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Mauer fest, dann nahm er Schwung und hangelte sich um die Gebäudeecke herum. Seine Füße suchten Halt, während sich seine Finger in eine Lücke im Mauerwerk krallten.
    Für einen Moment spürte er den Abgrund unter sich, und ihn packte die Angst. Gleich darauf fanden seine Füße Halt an einem vorstehenden Klinker. Er schaute nach oben. Der Mauervorsprung am Fenster im ersten Stockwerk befand sich ungefähr einen Meter über ihm, er stieg mit dem rechten Fuß auf den nächsten vorstehenden Klinker und streckte die Hand nach dem Vorsprung aus. Er bekam ihn zu fassen, da rutschte sein Fuß weg, und er hing mit einer Hand an der Mauer. Der Schmerz schoss in seine Fingerspitzen, und seine Muskeln zitterten. Er stemmte seinen anderen Fuß gegen die Mauer und griff gleichzeitig mit der linken Hand nach dem Vorsprung.
    Er drückte mit beiden Füßen nach und zog sich hoch.
    Wieder glitten seine Füße ab, bis sie endlich Halt an einem weiteren vorstehenden Klinker gefunden hatten.
    Er zog sich weiter hoch, schwang erst das eine Bein auf den Mauervorsprung, dann das andere.

    Schließlich stand er vor dem Fenster und drückte sein Gesicht gegen die Scheibe.
    Er schaute ins Innere hinein.
    Da hockte jemand in einem Overall vor einer weißen Leinwand, auf der lediglich ein kleiner roter Punkt zu erkennen war.
    Trojan klopfte an die Scheibe.
    Der Mann im Overall schien ihn nicht zu hören.
    Mit einem Mal stand er auf, trat dichter vor das Bild, trat wieder zurück.
    Trojan klopfte wieder, diesmal stärker.
    Endlich reagierte der andere. Reglos starrte er ihn an.
    Trojan bedeutete ihm mit einem Handzeichen, das Fenster zu öffnen.
    Verblüfft schüttelte der andere den Kopf.
    Schließlich begann Trojan mit seinem rechten Ellenbogen gegen die Fensterscheibe zu schlagen, während er sich mit der freien Hand an der Mauerkante festhielt.
    Noch ehe das Glas zerspringen konnte, hatte der Mann in dem Overall das Fenster einen Spaltbreit geöffnet.
    Trojan drückte von außen dagegen und sprang hinein.
    »Was – was soll das?«
    Er hielt ihm seinen Dienstausweis hin.
    »Sagt Ihnen der Name Gert Brotter was?«
    Der andere schüttelte bloß den Kopf.
    »Lief hier vor kurzem ein aschblonder Typ rum, etwa eins achtzig groß, hager, möglicherweise in Begleitung einer blonden Frau mit Schnittverletzungen im Gesicht? «
    Wieder kam nur ein Kopfschütteln zur Antwort.

    Trojan rieb sich seine schmerzenden Finger. »Wie viele Künstler arbeiten hier?«
    Endlich machte der andere den Mund auf. »Das wechselt ständig. Die Ateliers sind auch oft untervermietet. Und sonntags ist hier eh nicht viel los.«
    »Gibt es einen Hausmeister?«
    »Am Wochenende ist der nicht da.«
    Trojan stieß die Luft aus. Er schaute sich kurz um, dann ging er zu der großen Eingangstür des Ateliers und trat hinaus auf den Gang. Er eilte zur nächsten Tür, doch die war verschlossen.
    Er lief zurück und fragte: »Haben Sie einen Schlüssel zum Treppenhaus?«
    »Ja.«
    »Geben Sie her.«
    Der Künstler reagierte nicht.
    »Schnell, Mann, es geht um ein Menschenleben!«
    »Aber den Schlüssel brauch ich noch.«
    »Her damit!«, zischte Trojan.
    Widerwillig kramte der andere einen Schlüsselbund aus dem Overall hervor und warf ihn ihm zu.
    »Der mit dem roten Ring dran«, sagte er. »Passt für die Flurtüren und die im Treppenhaus, aber natürlich nicht für die anderen Ateliers.«
    Trojan eilte hinaus.
    »Will ich aber wiederhaben«, rief ihm der andere nach.
    Trojan schloss die Tür auf. Jetzt war er in einem Laubengang, unten lag der Flutgraben, weiter vorne die Spree. Er durchquerte den Laubengang, kam wieder zu einer Tür, schloss auf und befand sich in einem weiteren Treppenhaus.
    Er musste es von Stockwerk zu Stockwerk versuchen.
    Wieder war eine Tür aufzuschließen, auf die ein langgestreckter Raum folgte, gesäumt von weiteren Türen. Auf den Schildern waren die Namen der Künstler vermerkt, teilweise mit Symbolen versehen. Er rüttelte vergeblich an den Klinken, versuchte es auch einmal mit dem Schlüssel, aber er passte nicht. Er ging wieder zurück ins Treppenhaus und stieg ins nächste Stockwerk hinauf. Auch hier musste er einen länglichen Raum passieren.
    Sämtliche Türen waren verschlossen.
    Alles war ruhig.
    Er überlegte kurz, dann ging er weiter.
    Der große Vorraum im nächsten Stockwerk hatte eine Fensterfront nach hinten raus. Trojan blickte kurz auf die Scheddächer der alten Lagerhallen. Er versuchte sich den Grundriss des Gebäudes

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