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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Remy Unmensch
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Hälsen.
    Sie
waren allesamt alt, doch wenig Weisheit schien hinter den bitter
zusammengekniffenen Augen zu liegen. Der Orden, die Hoffnung der
Menschheit, gekommen, um dem Volk ein klein wenig Sinn und höhere
Bestimmung zu schenken, in einer Welt, die einem nichts gab außer
Staub, Sand, Dreck.
    Nun
saßen sie hier wie Richter über die Menschheit und als er
eintrat fanden ihn ihre Blicke und sie urteilten.

    Der
Gefangene saß an Händen und Füßen gefesselt auf
einem Hocker an der Wand. Auch er drehte den Kopf, als der Fremde
eintrat.
    "Das
ist er?", fragte einer der Ordensbrüder mit erhobener
Augenbraue und erhielt im Gegenzug ein Nicken von einem der Fischer.
    Dem
Fremden war die Situation suspekt. Mit dem Orden verstand er sich nie
sonderlich gut. Sie mischten sich in Angelegenheiten ein, die sie
nichts angingen. So, wie es auch jetzt der Fall zu sein schien.
    "Wir
haben die Leichen begraben", sagte einer. Der Fremde sagte
nichts, was gab es dazu auch zu sagen. Sie waren tot.
    "Was
ist mit ihm?", er wies auf den Gefesselten, "Hat er schon
etwas gesagt? Zu seinem Lager und dem Rest seiner Leute?"
    Der
Fischer setzte zu einer Antwort an, doch einer der Ordensbrüder,
der einzige, in einer roten Robe und somit der Höchste unter
ihnen, unterbrach ihn.
    "Du
hast genug angerichtet. Wir verlangen, dass du das Dorf verlässt."
    Selbsterhaltung
hatte keinen Platz in den Köpfen des Ordens.
    Er
dachte an die anderen, die übrig gebliebenen Plünderer in
ihrem Lager und lächelte. Dieses Dorf war verdammt ohne ihn.
    "Ich
gehe, aber nicht ohne meine Belohnung."
    "Du
hast Haus und Hof dieser Menschen beschmutzt, was verlangst du noch?"
    Der
alte Mann war sichtlich aufgebracht, sein Kopf rot angelaufen.
    Die
Autorität lag hier beim Orden, sie waren die spirituelle Instanz
im gesamten Land und der Fremde hatte nicht vor, es sich mit ihnen
vollkommen zu verscherzen.
    "Was
habt ihr mit ihm vor?", fragte er stattdessen mit einem kurzen Blick auf den
Gefangenen.
    Wieder
setzte einer der Fische an etwas zu sagen und wieder wurde er
unterbrochen.
    "Wir
werden ihn laufen lassen. Kein Mensch darf in Ketten gelegt werden,
es ist Sünde. Das Feuer wird ihn richten."
    " Das
Feuer wird ihn richten. ",
kam leise das Echo der anderen Brüder und der Fremde lachte.
    Es
war tragisch, wie man hier mit einer unweltlichen Moral seine Arbeit
nichtig machte, und doch blieb ihm keine andere Reaktion als Spott.
    Und
er ging. Ohne ein Wort, ohne einen Blick zurück.

    Vier
– Der Weg des Feuers

    Das
Mädchen Jaris war in einem kleinen Dorf am Ufer des Obergrim
aufgewachsen. Der träge, aschbraune Fluss zog sich wie eine
Lebensader von der Westküste aus tief ins Land und erfüllte
die trostlosen Erdmassen mit einem klein wenig Leben.
    Dort,
wo sich der Grim in Ober- und Niedergrim aufspaltete lag Sauerfurt,
einst eine der reichsten Städte des Landes, doch das war vor dem
Feuer. Heute zeugten nur noch verkohlte Mauern von ehemaligem
Wohlstand und Skelette von prachtvollen, mehrstöckigen Häusern
erinnerten an dekadente Geister, die das Feuer einst über die
Welt gebracht hatten.
    Niemand
lebte hier. Der Fluch, der noch immer auf dem alten Stein lastete,
streckte seine goldenen Finger auch hundert Jahre nach dem Feuer noch
nach den Menschen aus, die es wagten, diesen Ort zu betreten. Es war
ihnen eine Lehre gewesen. Nie wieder würde die Menschheit sich
einen solchen Hochmut anmaßen, wie es hier der Fall gewesen
war. Sie hatten gelernt.

    Aber
es war nicht dieser düstere Ort, der das Leben von Jaris
bestimmt hatte.
    Ihre
Heimat war ein Dorf unweit der Ruinen. Der dunkle Fingerzeig
Sauerfurts war hier ein ständiger Begleiter, ein Warnhinweis,
und so waren die Bewohner dieses Dorfes umso mehr bedacht ein
bescheidenes, redliches Leben zu führen.
    Das
war in einer Welt nach dem Feuer selbstverständlich so etwas wie
die neue Dekadenz. Wer konnte sich Redlichkeit leisten, wenn der
Hunger einen an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte?
    Hier
fand man keinen Hunger. Keine bettelnden Waisenkinder, keine
zusammengebrochenen Wanderer am Wegesrand, selbst Räuberbanden
und Wilde hielten sich hier zurück. Wandernde Söldner
sorgten dafür, und die gingen immer dorthin, wo es etwas zu
essen gab.
    Reisende
Händler und Söldner waren auch der einzige Kontakt zur
Außenwelt, der Jaris blieb. Von ihnen hörte sie
Geschichten, Erzählungen von dem Schrecken im Inland, weit ab
vom Fluss. Diese Welt schien ihr beinahe so fern, wie die andere.
Die, von der

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