Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
König.
Die Kinder blickten ihn mit großen Augen an und baten: 'Herr
Bandit, Herr Bandit, bitte geben sie uns doch etwas zu essen!' Der
Bandit sah die beiden mitleidig an, seufzte und gab ihnen die
mickrige Knolle, denn sie war alles, was er geben konnte. Und so
hatte das Feuer wirklich die Sünder von den Heiligen getrennt.“
Die
Gruppe saß eine Weile schweigend da und alle sahen matt ins
Feuer.
Wie
so oft überlegte sich Jaris ob die anderen jemals wirklich über
das nachdachten, was man ihnen sagte. Einige bissen schon wieder in
ihre Knollen und schienen die Lektion bereits vergessen zu haben.
Sie
jedoch verstand.
„ Das
Feuer lebt noch.“, sprach sie nachdenklich, „Nicht nur
die Flammen hier und da, die Rache lebt noch und sie wird die wahren
Sünder holen kommen. Dann war das erste Feuer nur ein Test, alle
Menschen sind jetzt gleich vor den Augen der Götter. Jetzt kommt
der wahre Charakter eines jeden ans Licht.“
Bruder
Akios sah sie wohlwollend an und nickte.
„ Sehr
gut Jaris, es ist Zeit, dass du deine Brennung erhältst, nicht?
Du wirst deine Sache gut machen.“
Schüchtern
versuchte sie ein stolzes Lächeln zu unterdrücken, Bescheidenheit ,
erinnerte sie sich und dachte an den Fingerzeig der schwarzen Ruinen.
Akios
fuhr fort, doch außer Jaris hörte niemand mehr zu.
„ Es
gibt Menschen, das sind die schlimmsten Sünder. Es gibt solche,
die rauben und würden sogar für eine einzige, mickrige
Knolle töten. Das sind die Egoisten, schreckliche Sünder.
Aber dann gibt es solche, die verneinen alles. Solche, die Freude am
Unglück und Unwohl anderer empfinden. Es gibt einen Mann, der
folgt unseren Brüdern in Städte und leugnet unsere Lehren,
nennt uns Lügner und hat sogar schon Gaben, die für den
Orden bestimmt waren gestohlen. Heutzutage gibt es viele Ungläubige,
viele, die Fragen stellen, weil sie nicht glauben. Auch sie wurden
vom Feuer bloßgestellt. Sie haben kein wirkliches Vertrauen und
im Kern sind auch sie Egoisten. In guten Zeiten hatten sie ihre
Götter und denen haben sie ab und an ein paar Brotkrumen
zugeworfen. Geht es ihnen aber schlecht, so hören sie auf zu
glauben; denken, die Götter hätten sie verlassen! Sie sind
dumm und oberflächlich. Man muss den Kern der Dinge sehen, meine
Kinder. Das ist der einzige Weg sie zu finden, die Sünder.“
Jaris
dachte lange über diese Worte nach. Sie dachte an sich selbst,
dachte sich in Situationen der Prüfung. Dennoch fiel es ihr
schwer sich selbst frei von dem ihr innewohnenden guten Willen zu
sehen, der sie auf diesen Pfad geschickt hatte. Der einzige Schluss,
zu dem sie kam, war, dass sie großes Mitleid mit diesen Sündern
verspürte.
Die
Egoisten, das waren verirrten Seelen, denen war nicht mehr zu helfen.
Aber die, die man vor die Wahl stellte zu sündigen oder zu
sterben, die taten ihr Leid.
Wie
sollte ein Mensch richtig von falsch unterscheiden, wenn alles was
ihm blieb sein Lebenswille war?
Sie
bereute es keinen Tag in den Orden eingetreten zu sein. Es war ihr
unvorstellbar, wie sie all die Jahr unwissend ob der Leiden dieser
Welt leben konnte.
Man
musste es sehen, um es zu glauben. Und sie sah es täglich und
sie sah den Funken von Hoffnung in den Augen, wann immer sie mit
ihrer Gruppe in ein Dorf kam und den Leuten erzählte von den
unsichtbaren Wahrheiten dieser Welt, in der sie lebten und litten.
Es
gab mehr, für dass es sich zu leben und zu leiden lohnte. Sie
fühlte sich berufen, den Menschen Hoffnung zu geben, ihnen
Stärke zu geben, gegen die Sünder dieser Welt anzugehen und
die eigenen Sinne für Sünde zu schärfen, um sich davon
zu befreien.
Es
war eine besser Welt, von der sie sprach. Ein jeder Mensch hatte das
Potential, wenn er nur den Willen besaß, eine bessere Welt zu
schaffen, seine eigene Welt, in die er keine Sünde hineinließ.
Das
Feuer war ein Geschenk gewesen, es hatte sie alle geweckt. Und es war
an der Zeit, dass die Menschen sich den letzten Schlaf aus den Augen
wischten und sahen!
Diese
Sünder, von denen Bruder Akios gesprochen hatte, waren blind.
Sollte nicht jeder Mensch das Potential besitzen seine Augen zu
öffnen und die Welt zu sehen als was sie war?
Diese
Menschen waren verbohrte, arme Seelen. Alles was sie sahen waren
weltliche Güter, persönlicher Besitz und oberflächliche
Freuden.
Was
für eine leere, was für eine traurige Welt das sein musste.
Der
Mann, der den Orden verspottete wohin er kam, was für ein
leidender Mensch er sein musste, ohne die
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