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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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den ersten Ausläufern der Sierra, als die Landschaft allmählich anstieg und ein Olivenbaum nach dem anderen sich der Übermacht der Berge im Hintergrund beugte, fiel es mir wieder ein. Der Linienbus fuhr stetig bergauf. Ich blickte aus dem Fenster und erinnerte mich an die überwältigende Schönheit der Blumen am Rand einer flachen Steinwüste, wo sonst nichts gedieh, und war froh, so weit weg vom Meer auf die Welt gekommen zu sein. Von der Straße aus schien das Gebirge nur aus Stein und Sträuchern zu bestehen, eine felsige Einöde unter einem unbarmherzigen Himmel, doch wir, die hier geboren waren, kannten sie gut und wussten, welchen Reichtum sie für die Fündigen barg.
    In den Bergen wächst kein Oleander, kein tropischer Hibiskus und auch keine Bougainvillea mit roten, rosa oder violetten Blüten, dafür gibt es hier Rebhühner, Kaninchen, Hasen, Wachteln und Enten, die auf den Seen schwimmen. In den Bächen, die von den Gipfeln herabstürzen, als sei der Schnee hinter ihnen her, leben Forellen, die im kalten Süßwasser fett werden, und an den tiefen Stellen, wo die Strömung nachlässt, tummeln sich gelegentlich ganze Kolonien von Krebsen. An den Ufern gedeihen Schnecken in den Kräutern, mit denen man Krankheiten heilt; am Ende des Frühlings sprießt überall wilder Spargel, und im Sommer gibt es Brombeeren, ehe im Herbst wieder Pilze aus dem Boden schießen. Der Winter ist schlimm, aber im Winter kommen die Wildschweine auf der Flucht vor dem Frost aus den Bergen herab, die Hirsche verlieren die Orientierung, entfernen sich von der Herde, und wenn die Jäger Glück haben, laufen sie ihnen vor die Flinte. In den Bergen gibt es Höhlen, in denen man Zuflucht vor der Kälte findet, schattige Haine, die Schutz vor der Hitze bieten, Bienenstöcke voller Honig in den Astlöchern der Bäume und Wasser so viel man will zum Trinken, Waschen und sogar zum Baden. Es gibt so vieles da oben, man muss nur wissen, wo. Uns allen war klar, dass die Berge in der Umgebung unseres Dorfes voller Menschen waren, auch wenn aus dem einen oder anderen Grund das niemand laut sagte.
    Fuensanta de Martos war viel kleiner als das Dorf meiner Mutter, trotzdem gab es dort nur einen Gefreiten und zwei einfache Guardia-Civil-Beamte, die besser lebten als wir, weil sie mehr Platz hatten. Unsere Kaserne war nicht viel größer als ihre, aber das Oberkommando hatte immer neue Wände ziehen lassen, sodass der Wohnraum zunehmend kleiner geworden war, ebenso das Wachbüro, die Zellen der Gefangenen und der Fahnensaal. So hatte man für acht Familien Platz geschafft sowie für fünf einfache Beamte der Guardia Civil, einen Gefreiten, einen Feldwebel und einen Leutnant. Diesem unterstanden alle, auch die Guardia-Civil-Beamten in Los Villares und Valdepeñas de Jaén, denn mein Dorf war zwar nicht das größte und auch nicht das wichtigste in der Sierra, aber es lag genau im Zentrum des Landkreises.
    Auf dem Papier war Don Salvador eine Persönlichkeit, eine der höchsten Obrigkeiten des Militärs in der Sierra Sur, aber in Fuensanta nahm niemand ihn wirklich ernst. Seine Frau spielte sich gern auf und nutzte jede Gelegenheit, um klarzustellen, dass ihr Mann kein Beamter der Guardia Civil war, sondern Leutnant im Heer, und dass man ihn nur hierher versetzt hatte, um Ordnung zu schaffen. »Sobald er mit den Straßenräubern fertig ist, kehren wir nach Málaga zurück, in unsere Villa mit Garten und Blick aufs Meer.« Niemand wagte, ihr ins Gesicht zu lachen, aber ihr Größenwahn hinderte Cuelloduro auch nicht daran, ihrem Mann den Spitznamen Michelin-Männchen zu verpassen, weil er so klein und rund war wie das Maskottchen des Reifenherstellers. All das wusste ich bereits, doch dass in meinem Dorf auf zweihundert Einwohner ein Guardia-Civil-Beamter kam, wurde mir erst bewusst, als ich das Dorf meiner Mutter besuchte, und nicht einmal das konnte meine Freude darüber trüben, wieder zu Hause zu sein.
    Als ich aus dem Bus stieg, war ich hungrig und müde von der langen Fahrt, trotzdem fiel mir sofort der schmutzige Schnee auf. Von der vollkommenen, blendend weißen Weite, die mich nur wenige Tage zuvor verabschiedet hatte, waren nur einige dunkle Flecken im Schatten der nördlichen Mauern übrig geblieben, wo die Sonne nie hinkam, und auch sie würden sich bald in Matsch verwandeln. Es sollte noch einige Male schneien, aber die Kälte nahm schon stetig ab. Mit einer Milde, die sie uns bei ihrer Rückkehr nicht zugestehen würde, wich sie einem

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