Der Feuerthron
Gedanken. »Ihr seid auf dem richtigen Weg. Lasst euch nur nicht beirren!«
»Das tun wir gewiss nicht!« Mera fasste Girdhans Hand und lächelte. Sie wussten jetzt, welche Entscheidungen sie treffen mussten. Die Macht des Feuerthrons hatte die Inseln in Krieg gestürzt und viel zerstört. Nun galt es, eine neue Ordnung herzustellen und dafür zu sorgen, dass die Wunden sich schlossen.
»Wir werden bald aufbrechen müssen. Auf die Dauer ist das Schwarz dieser Insel für uns nicht zu ertragen. Dabei war sie einmal so wunderschön gelb.« Reodhilan seufzte, lachte dann über sich selbst. Es half nichts, vergangenen Dingen nachzutrauern. Meanrunia war ihre Heimat geworden, und sie freute sich darauf, die weißen Wälder wiederzusehen.
Meraneh wechselte einen kurzen Blick mit ihrer Mutter und Hannez. »Wir möchten auch bald nach Hause. Es gibt dort so viel zu tun.«
Ihre Worte schmerzten Mera. Doch sie begriff, dass ihre Welt jetzt nicht mehr die ihrer Mutter und ihrer alten Freunde war. »Schade«, antwortete sie daher. »Ich hätte mich gefreut, wenn ihr länger geblieben wärt. Wir haben keinen einzigen Freund auf der Insel.«
Torrix nickte nachdenklich. »Es wäre wirklich besser, wenn jemand bei euch bleibt, den ihr kennt. Dann seid ihr nicht allein unter lauter Gurrländern.«
Sein Blick streifte Merala und Meraneh, doch in deren Augen las er die Sehnsucht nach Ilynrah und gab den Gedanken auf, eine von beiden doch noch überreden zu können, bei Mera zu bleiben. Nun fiel ihm Yanga ein, die scheu am äußersten Ende der Tafel saß und von den anwesenden Ilyndhirern sichtlich gemieden wurde. Kurz entschlossen erhob er sich und trat vor den Thron.
»Wenn ich einen Vorschlag machen darf: Behaltet Yanga hier. Nach Ilyndhir kann sie nicht zurück. Auch wenn sie an ihrem Verrat im Grunde schuldlos war, werden die Leute nicht vergessen, dass sie unsere Insel den Gurrländern in die Hände gespielt hat.«
»Ich war nicht schuldlos«, antwortete die Hexe müde. »Hätte ich den Splitter des Feuerthrons nicht vor dir verborgen, wäre das alles nicht passiert.«
»Gurrland wäre trotzdem einmarschiert, und die Verluste auf beiden Seiten wären vermutlich noch größer ausgefallen.« Girdhan sah Mera an, als erhoffe er von ihr Zustimmung für seine Worte.
Ihr Blick drang tief in Yangas Herz, und sie nahm die Verzweiflung der Hexe über ihr Versagen wahr, ebenso wie Yangas Angst vor der Macht des Feuerthrons. Diese Frau würde nie danach streben, sich zur Herrin des mächtigen Artefakts aufzuschwingen.
Mit einem zufriedenen Lächeln nickte sie. »Girdhan hat recht. Vom jetzigen Standpunkt aus gesehen, war es besser, dass Ilyndhir kampflos in die Hände der Schwarzen fiel, und es zeigt sich nun auch, wie gut es war, dass die Runi nicht mit großer Heeresmacht eingegriffen haben. In dem Fall hätte es ein Gemetzel gegeben, dessen Ausmaß wir nicht ermessen können. Obwohl Fürst Menandhol unter dem Bann des verderbten Magiers Wassuram stand, hat er alles getan, um die Verluste Gurrlands und der Menschen so gering wie möglich zu halten.«
Mera neigte kurz den Kopf in Richtung des Bruders der Runikönigin und bemerkte dabei, wie es in Reodhilans Augen zufrieden aufblitzte. Diese Version der Geschichte würde dem Bild, das sich die anderen Völker von den Runi machten, aber auch ihrem eigenem Selbstverständnis guttun.
Mera schenkte Girdhan, der weitaus selbstsicherer wirkte als früher und trotzdem viel zu ernst war, ein aufmunterndes Lächeln. »Was meinst du? Sollen wir Yanga behalten?«
Auf seinem Gesicht erschien ein Grinsen. »Du hast dich doch schon entschieden! Wir machen sie zu unserer Haushofmeisterin.«
»Das wollt Ihr wirklich tun?«, fragte Yanga so ungläubig, als fürchte sie, das Ganze sei ein schlechter Scherz auf ihre Kosten. Sie starrte auf den wuchtigen Kristallthron und die darin eher klein und noch sehr jung aussehenden Menschen. Mera und Girdhan schienen von einer Reife erfüllt zu sein, die nur sehr langlebige Wesen besaßen. Nein, die beiden erlaubten sich keinen Spaß mit ihr.
Erleichtert beugte Yanga ihre Knie. »Ich werde Euren Majestäten mit aller Kraft dienen.«
»Glorifizienzen bitte. Majestäten sind die geringeren Könige«, rief Kip, der heimlich ein paar Becher von dem starken gurrländischen Bier getrunken hatte. Auf wackeligen Beinen und mit einem Schluckauf kämpfend, trat er auf Mera und Girdhan zu.
»Wenn ihr wollt, bleibe ich auch. Ihr braucht doch sicher einen Admiral
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