Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
Gurrländer brachte einen nicht zu übersehenden Vorteil für Ilynrah. Nach dem Wiederaufbau waren dieStraßen nicht mehr ganz so verschlungen und schmal wie vorher und die Häuser größer und luftiger. Dazu bauten die ehemaligen Soldaten, die jetzt als Arbeiter tätig waren, auch eine breite, sehr stabile Brücke anstelle der zerstörten Seilkonstruktion, die das Hafensechstel mit dem Fischersechstel verband. Die drei Märkte der Stadt erhielten ein neues Pflaster, und als die Gurrländer sich schließlich aus Ilynrah zurückzogen, sagten sich die Bewohner, dass sie es eigentlich schon immer so hatten haben wollen.
    Wie auf Ilyndhir wurde auch auf den anderen Inseln kräftig gearbeitet. Teren, Malvone, Gelonda und die drei ardhunischen Fürstentümer blühten wieder auf. Auch auf Girdania wurden die Reste der Besatzungszeit beseitigt und neue Straßen und Städte angelegt.
    Fünf Jahre später hatten sich die Gurrländer von allen anderen Inseln zurückgezogen und begannen nun, ihre eigenen Dörfer und Städte wieder aufzubauen. Die Erfahrungen, die sie bis dahin gemacht hatten, kamen ihnen nun zugute, und Girdhan, der sich jeden Baufortschritt über die magischen Augen des Feuerthrons ansah, nickte Mera anerkennend zu.
    »Eines kann man wirklich sagen: Gurrländer sind nicht dumm!«
    »Das wusste ich schon immer! Immerhin bist du ja selbst ein Halber«, neckte Mera ihn lachend.
    »Und du eine blaue Hexe, wie es keine zweite gibt!«
    Sie reichten einander die Hände und ließen ihre Gedanken über die Inseln fliegen. Es war vielleicht nicht alles so, wie es hätte sein können, aber gut genug, um damit zufrieden zu sein. Nach einer Weile sah Mera Girdhan an.
    »Wollen wir ausprobieren, ob es uns gelingt, zu sehen, wie es vielleicht in fünf, sechs oder sieben Jahren aussieht?«
    »Du bist die Hexe. Versuche es. Ich helfe dir, so gut ich kann!« Girdhan schmiegte sich an sie und spürte, wie ihre Geister sich verbanden. Die Magie des Feuerthrons war so stark, dass sie aufZaubersäfte und dergleichen verzichten konnten. Wohl trübte sich ihr Blick ein wenig, und sie sahen vieles nur undeutlich, doch wenn ihre Gedanken an einer Stelle verharrten, war es ihnen, als würden sie selbst dort stehen.
    Als Erstes sahen sie Careela auf ihrem Thron sitzen. Neben ihr hatte Argo Platz genommen. Er war schneller gewachsen als ein Mensch gleichen Alters und glich bereits einem schlaksigen Jungen von zwölf bis vierzehn Jahren. Sein Lächeln war jedoch noch immer so bezaubernd wie früher, und Careela betete ihn förmlich an.
    »Wie lange wird es dauern, bis er stark genug ist, den Feuerthron zerstören zu können?«, fragte Girdhan nachdenklich.
    »Leider noch sehr viele Jahre! Die Fähigkeiten zum Feuerspeien wachsen mit der Körperlänge des Arghan, und die entwickelt sich leider viel langsamer als die menschliche Gestalt.«
    Zuerst nahm Girdhan an, Mera hätte ihm geantwortet, doch da sah Careela fragend zu Argo auf.
    »Was hast du gesagt, mein Guter?«
    »Meine Worte galten nur zwei lieben Freunden.« Der junge Arghan sah kurz hoch und winkte. Careela wirkte zunächst ein wenig irritiert, folgte dann aber seinem Beispiel.
    Während der Palast von Ardhunarah hinter ihnen zurückblieb, seufzte Girdhan ein wenig enttäuscht. »Du hast es gehört. Es wird noch lange dauern, bis wir dieses Sitzmöbel endlich verlassen können.«
    »Oh, ich sitze ganz bequem darauf«, sagte Mera und lachte, als sie sein erschrockenes Gesicht sah.
    »Keine Sorge, mein Lieber, ich bin nicht dem Thron verfallen. Du hilfst mir, bei klarem Verstand zu bleiben, und dafür bin ich dir dankbar. Allein, fürchte ich, würde ich der Verlockung der Macht wohl erliegen.«
    »Allein wäre es mir auch kaum möglich, dem unheilvollen Zauber der Macht zu widerstehen. Zu zweit aber sind wir stark genug.« Girdhan drückte Meras Hand und richtete dann ihrengemeinsamen Blick nach Norden. Die Inseln sausten unter ihnen vorbei, und dann sahen sie für kurze Zeit den Hexenwald von Ilyndhir unter sich. Auch wenn Meravane und ihre Geister ihn verlassen hatten, war sein Zauber noch nicht geschwunden. Mera und Girdhan interessierten sich jedoch weniger für die blau strahlenden Bäume, sondern wanderten in Gedanken weiter nach Ilynrah und dort zum »Blauen Fisch«.
    Die Wirtsstube war voll, aber es herrschte eine fast andächtige Stille. Mera und Girdhan sahen auch sofort, warum. Königin Ilna war anwesend und sprach mit Meraneh, während Merala auf einem Stuhl saß und mit

Weitere Kostenlose Bücher