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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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die grüne Finanzeruniform gut ... Was die Freundinnen wohl sagen
würden, wenn .... Hm! Der fesche Mann, ihr Gatte, könnte ja ins Geschäft heiraten, er brauchte dann nimmer
diesen Dienst zu versehen, der ihn mit schier jedermann in Konflikt bringt ... Ob Anton aber solchen Beruf aufgeben
würde? Ihr zuliebe? Das müßte er tun, jawohl! Die stolze Zenzi und nur ein Finanzer! Das ginge doch nicht
gut! Wenn er aber nicht will? Wenn der Mann von Charakter und fester Willenskraft auf seinem Willen besteht, ja, dann
müßte die stolze Zenzi nachgeben, weil sie den feschen Mann liebt ....
    Ist es wirklich Liebe? Wieder flog der sehnsüchtige Blick zu den Sternen hinauf, und weich flüsterte das
Mädchen das Gedicht des so früh heimgegangenen, unvergeßlichen Vorarlbergischen Dichters Vonbun, das, ein
kostbares Vermächtnis des Ländchens, in aller Munde verblieben ist:
     
»Im Himmel gewiß der Ätti wacht,
So ischt decht Hüt e schöne Nacht;
's ischt müslestill uf Feld und Au,
's ischt's Firmament so hell und blau,
Und niena, weder wit noch nah,
Sicht ma ne Wölkli tüslet ka.
     
Und wo ma luegt, nu Stern an Stern!
No jo, sie b'schauen d' Nacht o gern,
Drum stand' s' der gar so freundli da
Millionenwis der Reihe nah
Und funkelen, es ischt e Pracht,
Ma weiß net, wer's am schönsta macht!
     
O liebe Zit, wie g'fallst mer guet,
Wie würd's mer decht so g'späßig z' Mut!
Je länger i halt schau und schau
De Sterna na am Himmelsblau,
So möcht' mer 's Herz fast übergah,
Es zücht mi nämm wie Heimweh na.
     
Es ischt halt o so tusig schö
Dort domma i der wite Höh',
Es schimmeret so mild und klar,
So rüebig still und wunderbar,
Und 's müßt' drum o so liebli si
Im sella Blau bim Sternaschi!
     
Vielleicht ischt's o e Sternanacht,
Wo mal mi letztes Stündli schlacht,
Und lisli schwebt an Engeli
Im goldne G'wand i d's Kämmerli
Und rüeft: Wach' uf, mi liebe Bue,
Mer wandlen jetzt de Sterna zue!«
     
    Eine Zähre rollte die Wange hinab. Zenzele legte die schmalen Hände vors Antlitz und ließ den Tränen
freien Lauf.
    Vom Kirchturm kündete die Glocke feierlich-ernst die mitternächtige Stunde.
    Ein dumpfes Geräusch wiederholt sich in kurzen Intervallen; es ist, als stöhne ein Ungetüm zutiefst im
Hause Wüstelers, ein gewaltig Atmen, unheimlich in steter Regelmäßigkeit. Dann wieder tiefste Ruhe. Zenzi
verließ das Kämmerlein, von dem seltsamen Geräusch beunruhigt. Ein herzhaft mutig Mädchen, will sie
nachsehen, was im Hause zu später Stunde so rumort. Dem Gestöhne nachgehend, gelangt Zenzele an die angelehnte
Kellertür. Sollten Diebe unten sein? Flink huschte das Mädchen die Treppe hinauf, den Vater zu wecken und zu holen.
Seine Stube ist offen und leer. Seltsam! Das Haus ist längst geschlossen; sollte der Vater ausgegangen sein?
    Wieder eilte Zenzi tapfer und furchtlos hinunter und schlich in den von einer Blendlaterne schwach erleuchteten Keller.
Hier ist der Vater emsig beschäftigt, mit Hilfe eines Schlauches Wein in die Fässer zu füllen. Und der
Schlauch geht seltsamerweise durch ein großes Loch am Kellerboden hinüber in den Keller des Nachbars, Cafetiers
Merkle.
    Zenzele unterdrückt einen Schrei der Überraschung bei dieser Wahrnehmung, schleicht näher und verbirgt sich
hinter einem Weinfaß.
    Ein Zweifel kann nicht bestehen; drüben muß eine Weinpumpe in Tätigkeit sein, der Nachbar pumpt den Wein
aus seinem Keller herüber, und der Vater füllt hier die Fässer auf.
    Zenzi hat genug gesehen; bebend vor Schreck schleicht sie, während der Vater eifrig fortfährt, die Fässer
aufzufüllen, aus dem Keller.
    Wie weggeweht ist die frühere weihevolle Stimmung. Als Wirtstochter versteht sie von der geschauten Manipulation
genügend, um die Gefahr zu ahnen, welche eine Aufdeckung seitens der Versteuerungsorgane heraufbeschwören
muß.
    Weh wird dem Mädchen im Kämmerlein bei dem Gedanken, daß der Vater sich eine unlautere Handlung zuschulden
kommen läßt; ein Zittern befällt Zenzele im Gedenken, daß Anton ganz gewiß diesem Betrug auf die
Spur kommen wird. Was dann?!
    Angst und Sorge quält das Mädchenherz durch bange Stunden hindurch, und erst gegen Morgen entrückt kurzer
Schlaf Zenzele den peinigenden Gedanken.
    Die Nachbarn setzten ihr heimlich Werk fort, bis alle der Steuer unterliegenden Fässer aufgefüllt waren. Auf ein
Klopfen des Wirtes an die Kellerwand stellte Merkle drüben das Pumpwerk außer Betrieb, zog den des Mundrohres
wieder beraubten

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