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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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begrüßen und seinen Flock zu holen, der bisher
in Pflege bei der stolzen Wirtstochter sich befand.
    Wie das Hündchen, dem das Läufel inzwischen verheilt war, jubelnd den Gebieter begrüßte! Das gab
einen Freudenspektakel, daß man den Lärm häuserweit hören mußte. Dementsprechend polterte
Wüsteler, der Weinwirt, und verschwor sich, den Besucher samt seinem Hunde schleunigst an die Luft zu befördern,
wasmaßen ein Finanzer das überflüssigste Menschenwesen im Hause sei.
    Zenzele benahm sich kühl, abweisend. Fast schroff ersuchte das Mädchen, den Hund mitzunehmen, und kalt lehnte
Zenzi jeden Dank ab.
    Anton ist sich nicht bewußt, zu solchem Verhalten des Mädchens den geringsten Anlaß gegeben zu haben;
erstaunt betrachtete er das schöne, dem Sinne nach gänzlich veränderte Mädchen, und bat dann, gleichfalls
im kühlen Tone, um gefällige Bekanntgabe der Futterkosten für Flock.
    Schrill lachte Zenzele auf, und höhnisch klangen die Worte: »Das lassen S' nur gut sein! Ein Finanzer braucht
seine paar Kreuzer notwendig genug, um nicht selber zu verhungern!«
    Eine Falte des Unmutes erschien auf Antons Stirn, und bitter erwiderte er: »Ich glaube, Ihnen zu solchen Worten
keine Veranlassung gegeben zu haben. Immerhin danke ich herzlich für Kost und Pflege meines Hündchens! Ich habe die
Ehre!« Damit entfernte er sich aus dem Hause Wüstelers, und munter sprang Flock voraus.
    Erst nach einer Weile kam Anton der Gedanke, daß wohl die neue Steuerkontrolle durch die Finanzwache diesen
Umschwung herbeigeführt haben dürfte. Aber deshalb brauchte doch Zenzi ihm nicht solche Verachtung zu zeigen. Der
einzelne Mann ist doch völlig unschuldig und muß seine Pflicht erfüllen, wie es der strenge, unerbittliche
Dienst fordert. Unwillkürlich mußte Anton denken, wie mißlich es für ihn sein würde, just bei
Wüsteler die Kontrolle vornehmen zu müssen.
    Schon der nächste Tag brachte den gefürchteten Dienstbefehl: Revision bei verschiedenen Wirten der Stadt,
darunter auch bei Wüsteler. Anton erschrak und sann nach, wie er von der Kontrolle dieser Weinwirtschaft loskommen
könnte. Es gibt keinen Ausweg; der Befehl muß befolgt werden, um Privatgefühle eines Wachmannes kümmert
sich die Behörde nicht.
    So mußte denn der Dienst begonnen werden. Anton revidierte zunächst bei den nähergelegenen Wirtschaften;
dann traf Wüsteler die Reihenfolge, und das Unangenehme mußte getan werden.
    Zögernd trat Lergetbohrer in das Haus und verlangte den Wirt zu sprechen. Durch die halb offenstehende Türe
drangen die Stimmen der gewaltig über Finanz und Steuer schimpfenden Gäste, und Anton konnte deutlich die
krähende Stimme des Kafetiers Merkle erkennen.
    Lergetbohrer hat in diesem Augenblick nur den einen Wunsch, mit Zenzi jetzt nicht zusammenzutreffen, da er dienstlich bei
der ihm selbst peinlichen Revision anwesend sein muß.
    Endlich kam der Wirt, der höhnisch und verletzend frug: »Was wollen denn Sie hier?«
    Streng dienstlich und gemessen forderte der Oberaufseher den Revisionsbogen sowie die Begleitung des Wirtes zur Kontrolle
der Weinmengen in den angezapften Fässern. Wüsteler erkannte, daß Ausflüchte unnütz sind und seine
Lage nur verschlechtern können. Er führte den unbequemen Kontrolleur in den Keller, zündete unten eine Kerze
an und schritt nun von Faß zu Faß. Was bisher unversteuert und ungeöffnet ist, wurde versiegelt; die am
Zapfen liegenden Fässer kontrollierte Anton auf die vorhandene Inhaltsmenge, indem er den Matievicschen Faßmesser
(eine Art Meterstab) durch das obere Spundloch einführte und an demselben die Flüssigkeitsmenge ablas. Das Ergebnis
wurde sogleich notiert und im Revisionsbogen eingetragen.
    Wüsteler verhielt sich ruhig dabei, nur seine Augen verkündeten Haß. Als sämtliche am Zapfen liegende
Fässer kontrolliert waren, gestattete der Wirt sich die Frage, wie denn die »Schererei« weitergehen
solle.
    Die dienstliche Antwort lautete kühl: »Wenn Sie Wein in Ihren Keller bringen, muß die neue Einfuhr vorher
bei uns angemeldet werden. Jedes Anzapfen eines frischen Fasses muß ebenfalls angemeldet und der Faßinhalt
versteuert werden.«
    Zornig rief Wüsteler: »Da bring' ich ja die Finanz gar nimmer aus dem Keller!«
    Anton zuckte die Achseln und erwiderte: »Die Kontrolle über den Weinausschank ist meine Pflicht! Ihre
Wirtschaft in Bezug auf Weinabgabe zu überwachen, bin ich beauftragt! Ich warne Sie vor Steuerhinterziehung und

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