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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Eimern und Leitern stürmten verschiedene Leute heran. Zum Glück lag die Lumpenschule isoliert, und der nach der Rückseite wehende Wind bedrohte auch die Häuser gegenüber nicht weiter.
    War auch kaum Hoffnung vorhanden, die alte Baracke zu erhalten, so mußte man doch an die denken, die darin waren und denen die Flammen vielleicht den Ausgang versperrten.
    Da öffnete sich ein Fenster im obern Stockwerk nach der Straße hinaus.
    Es war ein Fenster von dem Zimmer O’Bodkin’s, dem sich das Feuer mehr und mehr näherte. Der Director schien ganz von Sinnen zu sein und raufte sich die Haare.
    An seine Zöglinge und ob diese in Sicherheit wären, daran dachte er freilich nicht, ja nicht einmal an die ihn selbst bedrohende Gefahr…
    »Meine Bücher… meine Bücher!« rief er verzweifelnd mit den Händen fechtend.
    Nach vergeblichem Versuche, die Treppe hinabzugelangen, an der schon überall die Flammen leckten, entschloß er sich, seine Hefte, Bücher, Bureaugeräthschaften und alles mögliche zum Fenster hinauszuwerfen. Natürlich fielen die Schlingel gleich darüber her, traten darauf herum oder zerstreuten die losen Blätter, während O’Bodkins sich endlich entschloß, mittelst einer an die Mauer gelehnten Leiter sich selbst zu retten.
    Was dem Director aber noch möglich gewesen war, das hatten Grip und das Kind nicht auch thun können. In die Dachkammer fiel das Tageslicht nur durch eine kleine Luke, und die hinausführende Treppe brach schon Stufe für Stufe unter der Glut zusammen. Jetzt begann auch das Holzwerk der Mauer zu brennen und ein Feuerregen fiel bald auf das Strohdach des Bauwerks nieder, der die Lumpenschule schnell in einen großen Brandherd verwandelte.
    Grip’s Hilferufe übertönten doch endlich einmal das Geräusch von der Feuersbrunst.
    »Sind denn noch Menschen in dieser Spelunke?« fragte da eine Dame in Reisetracht, die ebenfalls nach der Unglücksstätte gekommen war.
    Der Brand hatte schon so weit um sich gegriffen, daß man seiner nicht mehr Herr zu werden vermochte. Nachdem der Director sich gerettet hatte, dachte deshalb kaum jemand noch an Unterdrückung des Feuers selbst, da sich voraussichtlich niemand im Hause befand.
    »Hilfe… Hilfe für die, die noch da oben sind!« rief von neuem die Reisende mit ausdrucksvollen Bewegungen. Leitern herbei, Ihr Leute, Leitern und ein paar beherzte Männer, die sich hinaufwagen!«
    Wie konnte man aber Leitern an diese Mauern legen, die jeden Augenblick einzustürzen drohten? Wie hätte jemand die von dickem Rauch eingehüllte Dachkammer erreichen können, über der und um die herum die gierigen Flammen emporstiegen?
    »Wer befindet sich denn in jenem Bodenraum? fragten mehrere O’Bodkins, der nur damit beschäftigt war, seine Schriftsachen zusammenzuraffen.
    – Wer?… Das weiß ich doch nicht…« antwortete der ganz verstörte Director, den nur sein eigenes Unglück in Anspruch nahm.
    Dann kam ihm aber doch die Erinnerung wieder.
    »Ah,… ja,… zwei… Grip und der Findling….
    – Die Unglücklichen! rief die Dame. Mein Gold, meinen Schmuck, alles was ich besitze, dem, der sie rettet!«
    In das Innere des Hauses zu gelangen, war jetzt ganz unmöglich; schon zischte eine rothe Lohe durch die geborstenen Mauern, der ganze untere Theil brannte, krachte und brach zusammen. Noch wenige Minuten bei dem Winde, unter dem die Flammen wie eine Flagge hinflatterten, und die ganze Lumpenschule war nichts mehr, als eine Feuerhöhle, ein Wirbel von glühenden Dämpfen.
    Plötzlich entstand eine Oeffnung im Dache dicht über der Luke. Grip war es gelungen, die Bedeckung zu zerreißen und die Sparren zu durchbrechen, als die Holzwände seiner Kammer schon zu knistern anfingen. Er schwang sich dann durch das Sparrenwerk und zerrte den kleinen, halb erstickten Knaben nach sich. Als er dann bis zu dem Theile der Mauer gekrochen war, der die rechte Giebelwand bildete, ließ er sich auf der schrägen Kante hinabgleiten, wobei er den Findling immer in den Armen hielt.
    In diesem Augenblick brach eine furchtbare Flammengarbe durch das Dach und schleuderte tausende glühender Funken hoch empor.
    »Rettet ihn… rief Grip, rettet den Knaben!«
    Damit ließ er das Kind nach der Seite der Straße zu fallen, wo es glücklicher Weise ein Mann auffing, ehe es auf den Erdboden stürzte.
    Grip sprang nun ebenfalls herunter und stürzte halb bewußtlos an einem Trümmerhaufen neben der Mauer zusammen.
    Da trat die Reisende auf den Mann zu, der den kleinen Knaben

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