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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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dem Rock 'n Roll gewidmet und sein Leben immer bis zum Anschlag voll ausgekostet hatte, und er schien auch nicht eher aufhören zu wollen, ehe er am Ziel war. Und das sah er jetzt wohl vor sich.
    »Ich denke mir, daß die da unten einen guten Tätowierer brauchen können«, sagte Gene und tunkte die Nadel ein. »Der Satan wird doch wohl die unterschiedlichsten Torturen mögen, oder, mate?«
    Doch sein Kunde war ziemlich voll, und sein Kopf hing immer schiefer, so daß er wohl weder Genes philosophische Betrachtungen über das Leben und den Tod noch die Nadel, die sich in seine Schulter schnitt, mitbekam.
    Gene hatte es zuerst abgelehnt, als dieser Kerl in seinen Laden gekommen war und lallend und mit einem merkwürdig singenden Akzent sein Anliegen vorgebracht hatte.
    Gene hatte geantwortet, daß er keine Betrunkenen tätowiere, und ihn gebeten, am nächsten Tag wiederzukommen. Doch der Typ hatte einen 500-Dollar-Schein für eine Tätowierung, deren Wert er mit 150 Dollar einschätzte, auf den Tisch geknallt, und da es in den letzten Monaten, vorsichtig ausgedrückt, eher ruhig gewesen war, hatte er schließlich doch seinen Ladyshave und den Deodorantstift herausgeholt und mit der Behandlung begonnen. Aber den Schluck aus der Flasche, den ihm der Kerl daraufhin angeboten hatte, hatte er abgelehnt. Gene Binoche tätowierte schon seit zwanzig Jahren seine Mitmenschen, er war stolz auf seine Arbeit und überzeugt, daß seriöse Fachleuchte nicht bei der Arbeit tranken. Und auf keinen Fall Whiskey.
    Als er fertig war, klebte er einen Rest Klopapier auf die tätowierteRose. »Geh nicht in die Sonne und wasch die Stelle in der nächsten Woche nur mit Wasser. Die gute Nachricht ist, daß die Schmerzen im Laufe des Abends nachlassen werden und du das Papier morgen wegmachen kannst. Die schlechte, daß du wiederkommen wirst, um dir noch weitere Tätowierungen machen zu lassen«, grinste er.
    »They always do.«
    »Ich will nur diese haben«, sagte der Kerl und schwankte durch die Tür hinaus.

 
    23 Viertausend Fuß
    und ein Ende
     
    D ie Tür ging auf, und der Lärm des Windes von draußen wurde ohrenbetäubend. Harry hockte sich an der Türöffnung auf die Knie.
    »Bist du bereit?« hörte er eine Stimme in sein Ohr brüllen. »Zieh die Reißleine bei viertausend Fuß und denk daran, anschließend zu zählen. Wenn du nicht innerhalb von drei Sekunden den Ruck des Schirmes spürst, ist etwas nicht in Ordnung.«
    Harry nickte.
    »Ich gehe raus !« rief die Stimme.
    Er sah, wie der Wind den schwarzen Overall des kleinen Mannes packte, als dieser in das Gestänge unter der Tragfläche kletterte. Die wenigen Haarsträhnen, die unter seinem Helm hervorlugten, flatterten im Wind. Harry warf noch einmal einen Blick auf den Höhenmesser auf seiner Brust. Er zeigte mehr als zehntausend Fuß an.
    »Nochmals danke!« rief er dem Piloten zu. Der Pilot drehte sich um. »Nichts zu danken, Kollege! Das macht mehr Spaß als Marihuana-Äcker zu fotografieren.«
    Harry streckte seinen rechten Fuß aus dem Flugzeug. Es fühlte sich an wie früher, als er klein war und auf der Fahrt in den Urlaub nach Åndalsnes das Fenster herunterkurbelte und seine Hand hinausstreckte, um zu »fliegen«. Er erinnerte sich daran, wie der Wind seine Hand ergriff, wenn er die Handfläche dagegenstemmte.
    Die Kraft des Windes war außerhalb des Flugzeugs gewaltig, und er mußte seinen Fuß richtig nach vorne und unten drücken, um Halt auf dem Gestänge zu bekommen. Er zählte innerlich, wie Joseph es ihm gesagt hatte – »rechter Fuß, linke Hand, rechte Hand, linker Fuß«. Dann stand er neben Joseph. Kleine Wolkenfetzen trieben ihnen entgegen, beschleunigten,trafen sie und waren noch in der gleichen Sekunde wieder verschwunden. Unter ihnen lag ein Flickenteppich in den unterschiedlichsten Nuancen von Grün, Gelb und Braun.
    »Hotel check!« schrie Joseph ihm ins Ohr.
    »Checking in!« rief Harry und schaute zu dem Piloten im Cockpit hinüber, der ihm den Daumen zeigte. »Checking out!« Er schaute Joseph an und sah einen Helm, eine Brille und ein breites weißes Lächeln in einem schwarzen Gesicht.
    Harry lehnte sich vom Gestänge weg und hob den rechten Fuß.
    »Horizon! Up! Down! Go!«
    Dann war er in der Luft. Harry hatte das Gefühl, nach hinten geblasen zu werden, während das Flugzeug seine ruhige Flucht nach vorne fortsetzte. In den Augenwinkeln sah er, wie das Flugzeug abdrehte, bis er begriff, daß er sich selbst drehte. Er schaute zum Horizont, an

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