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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Vanderdecker freundlich. »Das können Sie mir glauben.«
    »Haben Sie Durst?«
    Vanderdecker nickte. »Ja, auch. Hören Sie, ich muß nur noch schnell etwas erledigen, aber dann komm ich sofort wieder.«
    »Sie sollten sich besser beeilen«, riet ihm der Professor, der sich bereits ein großes Glas mit Whisky füllte. »Ich warte nämlich nicht auf Sie. Tee!« spottete er. »Zum Teufel mit dem Tee! Ab sofort brauche ich keinen klaren Kopf mehr zu behalten, ich kann mir jetzt dermaßen den Ballon zuknallen …«
    »Die Birne.«
    »Genau, mein lieber Freund, die Birne. Beeilen Sie sich!«
    »Das wäre wohl wirklich besser«, erwiderte Vanderdecker und lief wieder in die Gartenanlagen hinaus.
     
    Einige Zeit später fuhr ein Wagen – mehr als ein Wagen, der dickste Mercedes, den man jemals gesehen hatte – vor der Haustür vor. Er war bis unters Dach mit Buchhaltern vollgestopft.
    Mr. Gleeson stieg aus. Er klingelte. Nach sehr langer Zeit öffnete ein betrunkener Herr in einem Kilt die Tür. Im Hintergrund spielte jemand auf dem Cembalo ›My Very Good Friend The Milkman Says‹.
    »Was wollen Sie?« fragte er.
    »Ich will zu Miß Doland«, antwortete Mr. Gleeson.
    Der Herr im Kilt kicherte. »Da sind Sie nicht der einzige«, erklärte er in etwas undeutlicher Artikulation.
    »Holen Sie Miß Doland doch einfach an die Tür«, schlug Mr. Gleeson vor. Wie es sich für einen risikofreudigen Buchhalter gehört, verfügte Mr. Gleeson über Autorität und Ausstrahlung. Er war es gewohnt, daß man ihm gehorchte.
    »Ach, hau ab!« erwiderte der Herr im Kilt und knallte die Tür zu.
    Mr. Gleeson war überrascht. Nach den neuesten Gebührensatzrichtlinien kostet es mindestens fünfzehn Pfund plus Mehrwertsteuer, einem Buchhalter im Rang eines Seniorpartners die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Er klingelte erneut.
    »Ich hab doch gesagt, Sie sollen verschwinden«, antwortete eine Stimme durch den Briefschlitz.
    Mr. Gleeson murmelte etwas mit leiser Stimme, und nun klingelten zwei andere Buchhalter für ihn. So was nennt man die Kunst des Delegierens.
    Schließlich wurde die Tür erneut geöffnet.
    »Tut mir leid wegen eben. Kann ich Ihnen helfen?«
    Dieses Mal war es ein bärtiger Herr in einem Kilt. Er schien bei klarem Verstand zu sein, und Mr. Gleeson trat vor. In weiter Ferne sang eine Nachtigall.
    »Mein Name ist Gleeson«, stellte er sich vor. »Ich arbeite bei Moss Berwick, als Buchhalter. Wo ist Miss Doland?«
    »Die ist drinnen«, antwortete der bärtige Herr. »Aber zu der wollen Sie eigentlich gar nicht. In Wirklichkeit wollen Sie zu mir. Ich heiße Vanderdecker.«
    Einen Moment lang stand Mr. Gleeson einfach nur da und starrte ihn an. Dann riß er sich zusammen. »Wir müssen uns unterhalten.«
    Vanderdecker schüttelte den Kopf. »Kann sein, daß Sie sich unterhalten müssen«, erwiderte er. »Wenn das so eine Art Zwangsvorstellung von Ihnen ist, könnte Ihnen vielleicht ein Psychiater helfen. Ich hab mal einen Mann gekannt, der immer …«
    »Bitte«, unterbrach ihn Mr. Gleeson. »Das ist nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für dummes Gerede. Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung, was derzeit mit den Marktpreisen passiert?«
    »Gibt’s einen tiefen Preissturz bei Termingeschäften mit Jute?«
    »Wir müssen uns unterhalten«, drängte Mr. Gleeson.
    »Wir unterhalten uns doch gerade«, antwortete Vanderdecker.
    Gleeson atmete tief durch und wollte einfach am Fliegenden Holländer vorbei das Haus betreten. Doch Vanderdecker drückte mit der Hand gegen Mr. Gleesons Brust und schob ihn zurück. Unter den übrigen Buchhaltern machte sich eine gewisse Verwunderung breit.
    Vanderdecker lächelte. »Also, was passiert denn nun mit den Marktpreisen?« hakte er nach.
    »Die klettern in den Himmel«, erwiderte Gleeson. »Die Situation ist vollkommen außer Kontrolle geraten. Es ist unbedingt erforderlich, daß wir uns …«
    »Warten Sie mal kurz«, bat Vanderdecker. Er ging zurück in der Flur und rief: »Sebastian! Sorg doch mal dafür, daß der Professor mit diesem verfluchten Krach aufhört, ja?« Dann kam er wieder zu Mr. Gleeson an die Tür. Aus dem Flur drang gedämpftes Schimpfen, woraufhin die Cembalomusik verstummte.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich der Fliegende Holländer, »aber ich glaube, in ein paar Minuten sind Ihre geliebten Marktpreise wieder ganz normal. Der Professor ist nämlich sturzbesoffen und hat verschiedene Stücke auf dem Cembalo gespielt, ohne daran zu denken, daß das

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