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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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beseitigt worden. Meine Arbeit ist vollendet …«
    Die Worte erstarrten ihm auf den Lippen, und Vanderdecker blickte ihn verdutzt an, während der Professor den letzten Satz leise wiederholte.
    »Montalban?« fragte Vanderdecker. »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
    Der Professor stand einen Augenblick lang wie ein abgestorbener Weihnachtsbaum da und packte dann den Fliegenden Holländer heftig bei den Schultern. »Vanderdecker«, rief er, »haben Sie gehört, was ich gerade gesagt habe? Meinen Arbeit ist vollendet! Ich bin damit fertig! Ich brauche sie nicht mehr zu tun, sie ist abgeschlossen!«
    Vanderdecker trat einen Schritt zurück und fragte sich, ob die Tritte das Gehirn des Professors in Mitleidenschaft gezogen haben mochten. »Das ist ja bestimmt ganz toll für Sie, da bin ich mir sicher. Vielleicht können Sie sich jetzt mal am Wochenende richtig ausschlafen, die Zeitung lesen und so was …«
    Montalban holte tief Luft und stieß den lautesten und würdelosesten Schrei aus, den man jemals außerhalb eines Navajolagers gehört hatte. »Die Arbeit ist vorbei!« kreischte er. »Juchhu! Keine Arbeit mehr! Keine Arbeit mehr!« Er tanzte – er tanzte wirklich – im Zimmer umher und versetzte dabei verschiedenen Gegenständen einen Tritt.
    »Hören Sie mal, Professor«, meldete sich Vanderdecker zu Wort, »ich freue mich natürlich sehr für Sie, aber könnten wir uns mal kurz über meine Police unterhalten? Danach können Sie ja herumtanzen, soviel Sie wollen, aber …«
    »Die Police?« Montalban blieb abrupt stehen, wandte sich um und blickte Vanderdecker in die Augen. »Ihre Police können Sie sich an den Hut stecken!« schrie er. »Ja, genau, stecken Sie sich die Police an den Hut! Mir ist das ab sofort völlig egal, ich bin frei!«
    In Vanderdeckers Kopf fügte sich etwas ziemlich Unwahrscheinliches zusammen, so wie die Bolzen eines Kombinationsschlosses einschnappen. »Professor, wollen Sie mir etwa erzählen, daß es Ihnen überhaupt nicht gefällt, Wissenschaftler zu sein?«
    »Mein lieber Freund«, schnatterte der Professor. »Diesen Beruf kann ich nicht ausstehen! Ich kann ihn nicht ausstehen, hören Sie? Das ist ein furchtbarer Beruf. Der stinkt zum Himmel. Ich konnte die Wissenschaft noch nie ausstehen, schon als ich noch ein Junge war und mir meine Mutter immer gesagt hat, ich würde mit dem Komponieren von Madrigalen nur meine Zeit verschwenden und sollte lieber endlich erwachsen werden und Alchimie lernen wie mein Vater. Ich konnte die Wissenschaft noch nie ausstehen und … und mußte trotzdem fünfhundert Jahre lang als Wissenschaftler arbeiten. Mein Gott!« rief Montalban wütend aus. »Sie glauben wirklich, Sie seien schon hart damit gestraft gewesen, ständig um die Welt zu segeln und den ganzen Tag nichts zu tun zu haben? Sie wissen überhaupt nicht, wie gut Sie es hatten. Stellen Sie sich mal vor, stellen Sie sich nur ein einziges Mal vor, was ich alles ertragen mußte. Ich hätte wie der Blitz mit Ihnen getauscht. Tag für Tag für Tag das Herumgepansche in einem verfaulten, stinkenden Labor mit einem Sulfat hiervon und einem Nitrat davon, das Aufstellen von Gleichungen und das Ziehen von Quadratwurzeln und … und jetzt bin ich frei. Ich brauch das alles nicht mehr zu machen. Ich muß nie wieder Verbrennungsstoffe entdecken und Atome spalten. Nie wieder Elektronen. Nie wieder das Gesetz von der Erhaltung der Materie. Nie wieder diese dämliche Brownsche Molekularbewegung. Mein Gott, Vanderdecker, Sie können sich ja gar nicht vorstellen, wie ausgesprochen deprimierend das alles war, diese nie enden wollenden Probleme, fünfhundert Jahre lang … Ich mußte alles selbst machen, niemand, absolut niemand, hat mir geholfen, alles ist an mir hängengeblieben, diese ganze verdammte, verfluchte Arbeit! Ich hasse … Arbeit!«
    »Ja, ist ja gut«, beruhigte ihn Vanderdecker mit sanfter Stimme. »Das alles brauchen Sie ja nie wieder zu tun.«
    »Nein«, sagte der Professor ruhig und grinste, »nein, tu ich auch nicht. Jetzt brauch ich was zu trinken. Trinken Sie auch ein Glas mit?«
    »Und die Police?« fragte Vanderdecker.
    »Ach, die kann mich mal«, winkte Montalban energisch ab. »Jetzt, da alles erledigt ist, brauche ich die Bank nicht mehr. Solange ich keinen einzigen Tag meines Lebens mehr mit Arbeit verbringen muß, kann die Bank von mir aus pleite gehen oder sonstwas. Soll sich doch ausnahmsweise mal jemand anderes darum kümmern.«
    »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist«, entgegnete

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