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Der fliegende Weihnachtskater

Der fliegende Weihnachtskater

Titel: Der fliegende Weihnachtskater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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kam mir die unbequeme Erkenntnis, dass ich ja im Grunde dieses unselige Schicksal, in dem ich jetzt gefangen war, ein klein wenig auch selbst verschuldet hatte.
    Hätte ich mich in dem Bazar nicht in diese Teppichrolle verkrochen und wäre eingenickt, hätte man nicht unbemerkt den Überzug darüber stülpen können, so dass ich nicht entkommen konnte. Zu spät hatte ich es gemerkt. Und darum hatte man mich weggeschleppt. Man hatte mich auf ein holperndes Ungeheuer geladen. Man hatte mich durchgeschüttelt. Man hatte mein Kreischen und Heulen entweder nicht gehört oder wollte es nicht wahrnehmen. Man hatte mich irgendwo hingeworfen.
    Zeit verging – viel Zeit. Ich wurde hungrig, ich wurde durstig. Ich versuchte zu schlafen, bis man mich befreite.
    Tat man nicht. Aber die Teppichrolle wurde wieder hochgenommen, und ein wahres Martyrium begann. Es dröhnte, es heulte, es stank, es schwankte, es schaukelte, und mir wurde übler und übler. Nur war in meinem hungrigen Bauch nichts mehr drin, was noch rausgewürgt werden konnte.
    Resigniert war ich dann wieder in einen Halbschlaf versunken und erwartete den Tod.
    Der aber nicht eintrat!
    Vielleicht – ganz vielleicht war mein jetziges Schicksal einen Hauch besser.
    Aber das heißt nicht, dass ich dieser hinterlistigen Entführerin ihre Tat verzeihe.
    Nie nicht!

Über den Flügeln
     
     
    Remo Schulze schüttelte den Kopf, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
    »Nein, heute nicht.«
    »Was – willst du deinen Lieblingskapitän nicht mit einer kleinen Aufmunterung willkommen heißen?«
    »Weihnachten ist das Fest des Friedens. Ich habe beschlossen, heute Milde walten zu lassen. Übernimm du den Flug.«
    Er ließ den Blick von seiner luftigen Höhe oben im Tower über das Flugfeld schweifen. Maschine um Maschine schwebte ein, andere hoben im Minutentakt ab. Es war die Zeit, in der besonders viel Betrieb herrschte. Unter den ankommenden Flügen würde auch gleich die Maschine aus Köln eintreffen. In ihrem Cockpit Kapitän Rosenhag.
    Amita Rosenhag, eine der wenigen weiblichen Pilotinnen.
    Und zufällig auch seine Nachbarin.
    Manchmal traf er sie, wenn sie aus dem Haus ging, und verkühlte sich die Ohren bei ihrem frostigen Gruß. Heute Morgen aber war sie vor ihm aufgebrochen, sie hatte den frühen Pendelflug zwischen Berlin und Köln übernommen.
    »Sie hat Thomas, den Hochtöner, als Co«, bemerkte ein anderer Kollege und verdrehte die Augen. »Hat also sowieso keinen Zweck, sie anzumachen.«
    »Ich mache sie nicht an.«
    »Für mich hört sich das aber so an.«
    »Falsch, ich bringe sie auf die Palme. Aber wenn sie den hochfliegenden Thomas dabei hat, dann braucht sie meine Unterstützung nicht zusätzlich.«
    Sein Kollege lachte trocken auf.
    Man kannte seine Piloten, hier im Tower. Und der frisch gebackene First Officer Thomas Wilhelmi hatte es geschafft, sich in wenigen Tagen rundum beliebt zu machen, so wie die Gerüchteküche grummelte. Ein Flieger-Ass im Steilflug, murmelte man. Zumindest hielt er sich dafür. Anscheinend hatte er Gene mit Flügeln geerbt. Er hatte niemandem gegenüber damit hinterm Berg gehalten, dass schon sein Großvater im zweiten Weltkrieg die ersten Düsenmaschinen geflogen war, sein Vater war ein zweiter Chuck Yeager, sein Bruder flog Kampfjets bei der Luftwaffe und sein Schwager war Flugzeugingenieur. Thomas war auf dem besten Weg, dieserFamilientradition mit großen Schritten zu folgen. Als Verkehrsflugzeugführer.
    Das mochte in einer Familie von Jagdfliegern und Testpiloten eine jämmerliche Karriere sein, weshalb der Junge vermutlich so rumschwadronieren musste.
    Denn Piloten, die mit ihm geflogen waren, hatten eine dezent andere Meinung von seinem fliegerischen Können und was die geflügelten Gene und die großen Schritte vorwärts anbelangte.
    Nun, Kapitän Amita würde mit ihm klarkommen.
    Sie kam mit allem klar.
    Ein eisiger Blick aus ihren grünen Katzenaugen, und der Herr der Lüfte würde auf sein normales Maß zusammenschrumpfen. Frau Kapitän konnte überaus korrekt sein. Und trocken wie ein Stück Knäckebrot.
    Remo lächelte und hob das Fernglas, um ihr bei der Landung zuzusehen.
    Die Maschine aus Köln kam seidenweich auf und rollte aus.
    Nach dem Turnaround würde sie, aufgetankt, enteist und mit gut 120 Passagieren wieder nach Köln fliegen, um von dort am späten Nachmittag zurückzukehren. Pünktlich zum Heiligen Abend.
    Und mit ihr würde kostbare Fracht nach Hause kommen.
    Janina, die einzige Frau in seinem

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