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Der fliegende Weihnachtskater

Der fliegende Weihnachtskater

Titel: Der fliegende Weihnachtskater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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goldschimmernde Pagoden, staubige Straßen weit unter mir. Bis hin zu den schroffen Bergen flog ich dann, deren grau aufragender Fels von blendendem Weiß gekrönt war. Oder hin zu dem sandigen Gestaden des großen Meeres, an denen sich die schäumenden Wellen brachen. Ahh. Fliegen!
    Ich schloss die Augen und träumte vom Fliegen.
    Und als ich aus meinem erholsamen Schlummer erwachte, packte mich wie so oft das elende Gefühl des Heimwehs mit seinen scharfen Krallen. Trübsinnig blinzelte ich durch das Fenster in die frühe Dämmerung. Der rote Teppich hing noch immer über der Balkonbrüstung, schlapp und regungslos. Vielleicht fror er ja, geschähe ihm recht. In der Wohnung war es angenehm mollig, immerhin etwas. Aber die Frau hatte gesterneinige Veränderungen vorgenommen. Ich mag Veränderungen nicht. Weder die großen noch die kleinen. Man musste wieder alles neu kontrollieren und als sein Eigentum kennzeichnen. Nach einigen Happen Knurpselfutter betrachtete ich das nun als meine vordringlichste Aufgabe.
    Zum Beispiel hatte sie einen Baum angeschleppt. Also, was sollte das denn? Mit den Topfpflanzen kam ich ja noch klar, aber ein Baum? Und dann auch noch einen, der streng nach Harz roch und pieksige Nadeln hatte. Groß war er ja nicht, wenn ich gewollt hätte, hätte ich mit einem Satz die Spitze erreicht. Aber davon ließ ich die Pfoten, das ganze Konstrukt sah mir zu wackelig aus. Das Nächste, was mir auffiel, war, dass sie überall Kerzen hingestellt hatte. Aber nicht angezündet. Was schon mal ganz gut war, denn letztes Jahr hatte ich an einer geschnuppert, deren Geruch mich an meine Heimat erinnerte, und mir dabei glatt drei Barthaare angesengt. Pfui, hatte das fies gerochen! Und ganz krumpelig waren sie auch geworden. Außerdem konnte ich mit denen auch nichts mehr spüren. Die Schnurrhaare waren bald danach ausgefallen, und ich sah eine Weile ein bisschen unsymmetrisch aus.
    Jetzt waren sie aber nachgewachsen, und mein schöner schwarzer Bart sträubte sich je nach Laune wieder prachtvoll um meine Schnauze. Ich fächerte ihn probehalber mal auf und schnurrte mir ein Stückchen wasvor. Das machte ich nur, wenn ich alleine war. Brauchte ja keiner zu wissen, dass ich mir damit ein kleines Wohlfühlen erzeugen konnte.
    Doch genug Ablenkung, weiter das Revier kontrollieren. Auf dem Tisch stand eine große Schale mit Orangen und Mandarinen darin. Die rochen zwar nicht wirklich schmackhaft, sondern fruchtig und säuerlich, aber kullerten schön. Mit meinen Pfoten expedierte ich eine davon aus der Schale und schubste sie durch die Wohnung. Das machte sich gut und unterhielt mich eine Zeitlang. Danach entdeckte ich auf einem Regal einen Korb, der vorher nicht da stand, und der enthielt Nüsse. Die kannte ich. Die Menschen aßen sie, was verrückt war. Ich warf ein paar auf den Boden. Auf dem Parkett rollten und rutschten die auch prima. Aber irgendwie verschwanden sie immer unter dem Sofa oder dem Schrank, und sie darunter herauszuangeln, dazu fehlte mir die Geduld. Besser, ich untersuchte jetzt auch noch den anderen Raum, da, wo die Frau ihr Lager hatte. Vermutlich hatte sie da auch irgendwelchen Unsinn hingestellt.
    Nein, hatte sie nicht, es sah aus wie immer, und es roch auch wie immer. Dummerweise erinnerte mich der leichte Duft ebenfalls wieder an meine Heimat. Sandelholz, Rosen, Jasmin. Und das Lager war mit einer bunten Decke belegt. Einmal hatte sie mich fast erwischt, als ich mich darauf ausgestreckt hatte. Es verlocktemich zwar, mich jetzt auch wieder auf das weiche Bett zu legen, aber da es schon dunkel zu werden begann, bestand die Gefahr, dass ich eindöste und ihre Rückkehr verpasste. Also schnüffelte ich die Ecken gründlich ab, zerrte ein kleines Ziehfädchen aus einem Pullover, den sie über eine Stuhllehne gehängt hatte und beäugte dann die Messingvase, die auf einer Kommode stand. Auch sie stammte aus meinem Heimatland. Ein anmutiges Ding, das. Unten bauchig, aber oben wurde es ganz schmal. Aber ihr misstraute ich herzlich. Denn das Gefäß barg eine böse Überraschung. Ich lernte sie gleich nach meiner Ankunft kennen. Damals hatte ich, von Heimweh gebeutelt, mein Schnäuzchen an dem Messingbauch gerieben – und was für ein Entsetzen – aus der schmalen Öffnung war ein weißer Katzengeist gestiegen und hatte mich mit gesträubtem Fell angefunkelt.
    Dass in solchen Vasen gelegentlich Dschinn wohnen, davon hatte ich natürlich schon zuvor gehört, aber begegnet war ich noch keinem. Darum

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