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Der Fluch der falschen Frage

Der Fluch der falschen Frage

Titel: Der Fluch der falschen Frage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lemony Snicket
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Autos begegneten uns, aber alle waren weniger ramponiert als der Roadster. Zweimal schlief ich fast ein über meinen Gedanken an all die Plätze und Menschen in der Stadt, nach denen ich mich jetzt schon sehnte, und die Entfernung zwischen ihnen und mir wuchs und wuchs, bis selbst die langzüngigste Fledermaus nicht mehr an dem Leben hätte lecken können, das ich zurückließ.
    Ein neues Geräusch rüttelte mich aus meinen Betrachtungen. Die Straße unter unseren Rädern holperte und prasselte, während Theodora den Wagen einen Abhang hinunterlenkte, der so steil und so lang war, dass ich durch die verspritzten Fenster des Roadsters sein Ende nicht sehen konnte.
    » Wir fahren über Muschelschalen«, erklärte meine Mentorin. » Der letzte Teil unserer Fahrt besteht nur aus Muschelschalen und Geröll.«
    » Wer pflastert mit so etwas eine Straße?«
    » Falsche Frage, Snicket«, erwiderte sie. » Niemand hat sie gepflastert, und es ist auch keine richtige Straße. Dieses ganze Tal lag früher unter Wasser. Es wurde erst vor wenigen Jahren dräniert. Jetzt begreifst du vielleicht, warum es unmöglich wäre, den Zug zu nehmen.«
    In dem Moment ertönte ein Pfiff. Ich verkniff mir einen Kommentar. Theodora warf mir trotzdem einen strafenden Blick zu und schaute dann mit gefurchter Stirn zum Fenster hinaus. Ein Stück entfernt, hoch über dem Tal, in das wir hinabrumpelten, kam der schlanke, dahineilende Umriss eines langen Zuges in Sicht. Seine Schienen verliefen auf einer langen, hohen Brücke, die sich von den Uferfelsen zu ei n er Insel hinüberschwang oder vielmehr einem Berg von Steinbrocken, der aus dem trockengelegten Tal emporwuchs. Auch Theodora steuerte auf die Insel zu, und im Näherkommen erkannte ich eine Gruppe von Gebäuden, farblose Ziegelbauten hinter einer farblosen Ziegelmauer. Eine Schule, so schien es, oder der Sitz einer farblosen Familie. Früher einmal mussten es vornehme Häuser gewesen sein, aber viele der Fensterscheiben waren zerbrochen oder fehlten ganz, und nichts deutete auf Leben hin. Im Augenblick, als der Roadster unter der Brücke hindurchfuhr, schlug zu meinem Erstaunen eine Glocke, eine tiefe, laute Glocke in einem hohen Ziegelturm, der traurig und verlassen auf einem Felshaufen stand.
    Theodora räusperte sich. » Hinter dir müssten zwei Masken liegen.«
    » Masken?«, fragte ich.
    » Plapper mir nicht alles nach, Snicket. Du bist ein Praktikant, kein Papagei. Auf dem Rücksitz liegen zwei Masken. Die brauchen wir.«
    Ich drehte mich um. Ja, da lagen sie, aber ich musste erst einen Moment lang daraufstarren, bevor ich den Mut fand, sie anzufassen. Die beiden Masken, eine für einen Erwachsenen und eine für ein Kind, war en aus silbrig glänzendem Metall mit einem Gewirr von Gummischläuchen und -filtern auf der Rückseite. Vorne hatten sie schmale Sehschlitze und darunter eine kleine Ausstülpung für die Nase. Wo der Mund hingehört hätte, war nichts, so dass die Masken mich schweigend und schaurig ansahen, als hielten sie die gesamte Unternehmung für keine gute Idee.
    » Ganz meine Meinung«, sagte ich.
    Wieder ein strafender Blick von Theodora. » Die Glocke ist das Signal, dass wir diese Masken applizieren sollten. Applizieren ist ein Wort, das hier so viel bedeutet wie ›aufsetzen‹. Der Druck in dieser Tiefe erlaubt es uns sonst nicht zu atmen.«
    » Druck?«
    » Der Wasserdruck, Snicket. Er umgibt uns von allen Seiten. Maskiert oder nicht, du musst dein Hirn einschalten.«
    Mein Hirn sagte mir, dass es nicht einsah, warum uns von allen Seiten Wasserdruck umgeben sollte. Es war ja kein Wasser da. Ich wunderte mich, wo all das Wasser hingekommen sein konnte, als sie diesen Teil des Meeres dränierten, und ich hatte völlig recht, mich zu wundern. Aber ich sagte mir, dass das die falsche Frage war, und stellte stattdessen eine andere: » Warum hat man das gemacht? Das Meer trockengelegt?«
    S. Theodora Markson nahm mir eine der Masken aus der Hand und stülpte sie über ihre Kappe. » Um die Stadt zu retten«, erwiderte sie mit dumpfer Sti mm e. » Setz deine Maske auf, Snicket.«
    Ich gehorchte. Unter der Maske war es dunkel, und roch leicht nach Höhle oder nach einem Kleiderschrank, der lange nicht mehr geöffnet worden ist. Ein paar Schläuche knäulten sich vor meinem Mund wie Würmer vor einem Fisch. Ich blinzelte durch meine Schlitze zu Theodora hinüber, die zurückblinzelte.
    » Funktioniert sie?«, wollte sie wissen.
    » Woran merke ich das?«
    » Wenn du atmen

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