Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der falschen Frage

Der Fluch der falschen Frage

Titel: Der Fluch der falschen Frage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lemony Snicket
Vom Netzwerk:
Sofa Platz genommen und betrachtete mich angeekelt. » Unfein, Snicket«, sagte sie kopfschüttelnd. » Sehr unfein.«
    » Ich hab Ihnen einen aufgehoben«, sagte ich.
    » Setz dich neben mich und sei still.« Theodora klopfte mit dem Handschuh auf das Sofa. » Der Butler hat uns zu warten gebeten, also warten wir.«
    In der Tat. Wir warteten so lange, dass ich mir etwas zu lesen suchte. Die wenigen Bücher in den Regalen schienen eher von der Sorte zu sein, die man nach der Lektüre irgendwo zurückließ, statt sie aufzubewahren. Ich las fünf Kapitel in einem Buch über einen Jungen namens Johnny. Er lebte in Amerika, als Amerika noch England war. Eines Tages verbrannte er sich die Hand und konnte nicht mehr als Silberschmied arbeiten, was aber ohnehin ein freudloser Broterwerb zu sein schien, also begann er sich für die Lokalpolitik zu interessieren. Der arme Johnny tat mir leid, aber ich hatte Wichtigeres im Kopf und stellte das Buch gerade ins Regal zurück, da öffnete sich die Flügeltür, und herei ngehu mpelt kam eine alte Frau mit einem Krückstock.
    » Danke, dass Sie gewartet haben«, sagte sie noch krächzender, als ich mir vorzustellen gewagt hatte. » Ich bin Mrs Murphy Sallis.«
    » S. Theodora Markson«, sagte S. Theodora Markson und stand rasch auf, wobei sie mich am Arm mitzerrte. » Laut meinen Informationen sollte mein Klient ein Mann sein.«
    » Ich bin kein Mann«, sagte die Frau ungnädig.
    » Das sehe ich auch«, sagte Theodora.
    » Sehr erfreut, Sie kennenzulernen«, beeilte ich mich einzuschieben. Theodora funkelte mich an, aber Mrs Murphy Sallis lächelte kurz und gab mir die Hand, die so glatt und schlaff wie ein altes Salatblatt war.
    » Netter Junge«, bemerkte sie, bevor sie sich ungnädig wieder an Theodora wandte. » Wofür steht das S?«
    » Snicket ist nur mein Praktikant«, sagte Theodora und überreichte der alten Frau einen Umschlag. Mrs Sallis riss ihn auf und ließ sich damit in dem breitesten Sessel nieder, ohne zu fragen, ob sie mehr Kekse bringen lassen sollte. Selbst in dem trüben Licht konnte ich das Emblem auf dem Briefkopf sehen, das das gleiche war wie das auf meinem Empfehlungsschreiben. Ich hatte es nie sonderlich gemocht. Die alte Frau schien von dem Brief ungefähr so gefesselt wie ich von Johnnys Karriere als Silberschmied. » Schön, schön«, sagte sie und legte den Brief auf das Tablett, wobei ihr Blick den krümelbedeckten Teller streifte. Dann seufzte sie tief, als machte sie sich für einen großen Auftritt bereit, wandte sich an Theodora und fing zu sprechen an.
    » Ich kann nur beten, dass Sie mir helfen können«, begann sie. » Ein Gegenstand von unermesslichem Wert wurde aus meinem Haus entwendet, und ich muss ihn zurückbekommen.«
    » Als Allererstes«, unterbrach Theodora sie, » müssen wir wissen, um was für einen Gegenstand es sich handelt.«
    » Das weiß ich«, sagte die Frau scharf. » Ich wollte es Ihnen gerade sagen. Es ist eine kleine Statue, ungefähr so hoch wie eine Milchflasche. Sie ist aus einem außerordentlich seltenen Holz geschnitzt, das tiefschwarz und glänzend ist. Die Statue befindet sich seit Generationen in meiner Familie, und ihr Wert wird auf eine mehr als astronomische Summe geschätzt.«
    » Eine mehr als astronomische Summe«, wiederholte Theodora grübelnd. » Wann wurde sie entwendet?«
    » Da bin ich überfragt«, sagte Mrs Sallis. » Ich habe die Bibliothek seit geraumer Zeit nicht mehr betreten, und für gewöhnlich stand die Statue immer dort drüben auf dem Kaminsims.«
    Wir sahen zum Kamin. Richtig, da stand nichts.
    » Vor zwei Tagen wollte ich hier etwas suchen, und da war sie verschwunden. Ich hatte seitdem keine ruhige Minute.«
    » Hmm.« Theodora ging mit schnellen Schritten zu den Fenstern der Bibliothek, die von schweren Vorhängen verdeckt wurden. Sie riss sie zur Seite und fingerte erst an dem einen Fenster herum und dann am anderen. » Die sind fest verriegelt.«
    » Das sind sie immer«, erwiderte Mrs Sallis.
    » Hmm.« Theodora näherte sich langsam dem Kaminsims und beugte sich vor, um ihn aus nächster Nähe zu begutachten. Er war immer noch leer. Sie machte zwei große, bedächtige Rückwärtsschritte und sah zur Decke hinauf. » Was befindet sich über diesem Zimmer?«
    » Ein kleiner Salon, glaube ich«, sagte die alte Frau.
    » Dann könnte der Einbrecher vom Salon aus hier hereingelangt sein«, sagte Theodora. » Er oder sie hätte dazu natürlich ein Loch in die Decke sägen müssen, aber

Weitere Kostenlose Bücher