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Der Fluch der falschen Frage

Der Fluch der falschen Frage

Titel: Der Fluch der falschen Frage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lemony Snicket
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wenn das Wort » Auto« vollkommen ausreichte. Ich fragte mich auch, welcher normale Mensch eine Geheimbotschaft signierte, und sei es nur mit einem S. Eine Geheimbotschaft war geheim. Wozu also die Unterschrift?
    » Alles in Ordnung, Junge?«
    » Ich muss mal kurz wohin«, sagte ich und schob meinen Stuhl zurück. Die Serviette legte ich auf den Tisch, den Zettel verbarg ich in meiner Faust.
    » Trink deinen Tee.«
    » Mutter«, sagte ich.
    » Lass ihn, Liebes«, sagte der Mann im braunen Anzug. » Er wird bald dreizehn. Das ist ein schwieriges Alter.«
    Ich stand auf und ging in den rückwärtigen Teil des Schierling. Eine Minute von den fünfen war wahrscheinlich schon um. Die Kassiererin schaute zu, wie ich hin und her sah. Immer zwingen sie einen im Lokal, nach der Toilette zu fragen, selbst wenn es gar nichts anderes gibt, was man suchen könnte. Keine falsche Scham jetzt, befahl ich mir.
    » Wenn ich eine Toilette wäre«, sagte ich zu der Frau, » wo befände ich mich dann?«
    Sie deutete auf einen schmalen Durchgang. Zwischen ihren Fingern blitzte immer noch das Geldstück. Ich folgte dem Gang, ohne zurückzuschauen. Es sollte Jahre dauern, bis ich Schierlings Schreibwaren & Café wiedersah.
    Ich war nicht allein in der Toilette, stellte ich fest. Mit fielen nur zwei Dinge ein, mit denen man sich in einer öffentlichen Toilette die Zeit vertreibt, während man wartet, und eins davon tat ich: Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Dann wickelte ich meinen Zettel in ein Papierhandtuch und manschte das Ganze unter dem Hahn zu einem nassen Knäuel zusammen, das ich wegwarf. Danach würde bestimmt niemand suchen.
    Ein Mann kam aus der Kabine. Unsere Blicke begegneten sich im Spiegel. » Alles in Ordnung?«, fragte er mich. Anscheinend wirkte ich nervös.
    » Ich hatte die Eier«, sagte ich, und er wusch sich mitfühlend die Hände und ging. Ich stellte das Wasser ab und besah mir das eine Fenster im Raum. Es war klein und quadratisch und mit einem einfachen Riegel gesichert. Ein Kind hätte ihn zurückschieben können, was sich gut traf, denn ich war eins. Dummerweise befand sich das Fenster drei Meter über mir, knapp unter der Decke. Selbst auf Zehenspitzen konnte ich mit der Hand nicht so hoch reichen, wie ich hätte stehen müssen, um an den Riegel zu kommen. Jedes Alter war ein schwieriges Alter für jemanden, der durch dieses Fenster klettern sollte.
    Ich betrat die Kabine. Hinter der Toilette lag ein großes Paket in braunes Packpapier eingeschlagen und mit Schnur umwickelt, aber nur lose, so als sei es gleichgültig, ob jemand es öffnete oder nicht. So gegen die Wand geschoben sah es nicht sonderlich interessant aus. Es sah aus wie etwas, das zum Café gehörte, oder wie Werkzeug, das der Klempner vergessen hatte. Es sah aus wie etwas, das man übersieht. Ich zog es in die Mitte der Kabine und drückte die Tür hinter mir zu, während ich das Papier abriss. Auf das Absperren verzichtete ich. Für einen breitschultrigen Mann, der hereinwollte, stellte so eine Tür kein Hindernis dar.
    Es war eine Klappleiter. Ich wusste, dass sie da war. Ich hatte sie selbst dort versteckt.
    Ich hatte schätzungsweise eine Minute gebraucht, um den Zettel zu lesen, eine, um die Toilette zu finden; eine weitere Minute hatte es gedauert, bis der Mann gegangen war, und zwei, bis die Leiter aufgestellt, das Fenster geöffnet und ich halb rutschend, halb plumpsend in einer kleinen Pfütze draußen in der Seitengasse gelandet war. Machte fünf Minuten. Ich wischte mir Schlammwasser von der Hose. Der Roadster war klein und grün, ein ehemaliger Rennwagen, so wie es aussah, aber jetzt war die ganze schnittige Karosserie mit Schrammen und Dellen bedeckt. Der Roadster bot ein Bild der Verwahrlosung. Niemand hatte ihn gepflegt, und nun war es zu spät. Die Frau starrte vorwurfsvoll hinterm Steuer hervor, als ich einstieg. Ihre wilde Mähne hatte sie unter eine kleine Lederkappe gestopft. Die Fenster waren heruntergekurbelt, und die Regenluft passte zu der Stimmung im Auto.
    » S. Theodora Markson«, sagte sie.
    » Lemony Snicket«, sagte ich und überreichte ihr einen Umschlag, der in meiner Tasche gesteckt hatte. Darin befand sich mein sogenanntes Empfehlungsschreiben– ein paar wenige Zeilen, die mich als einen herausragenden Leser, einen guten Koch, einen mittelmäßigen Musiker und einen miserablen Zänker auswiesen. Mir war verboten worden, mein Empfehlungsschreiben zu lesen, und ich hatte ziemlich lange gebraucht, um die

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