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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Niemals würde es das tun.
    Wage ich ihm zuzuwinken? Oh, oh, Liebling, hier bin ich.
    Kaum. Und der mögliche Moment dafür war sowieso längst verstrichen. Die kostbar gewandeten Männer, die in diesem Moment das Kirchenschiff entlangschritten, waren niedere Bischöfe und Geistliche aus anderen Ländern.
    Einer von ihnen war der Bischof von Aveyron.
    Adelia hob die Hand an den Mund, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Das Ungeheuer war hier, eingeladen, willkommen, ein Symptom des Wundbrandes, der die ganze Erde infizieren würde, wenn ihn die Prinzen dieser Welt nicht herausschnitten. Und da, der jetzt dort kam, war das andere umgebener Vater Gerhardt mit Vater Guy schwatzend. Die Krankheitsherde schienen sich zu verbinden und zu vervielfachen.
    Sie sah hinauf ins Gesicht des Pantokrators. Lass es nicht zu, lass es nicht zu.
    Ein Chor stimmte das Epithalamium an und verkündete damit die Ankunft der Braut. Adelia musste den Hals recken, um die kleine Gestalt den Gang der Kathedrale heraufkommen zu sehen, geleitet vom Bruder, der ein glitzerndes Schwert auf den ausgestreckten Händen trug, um es auf den Hochzeitsaltar zu legen. Excalibur hatte sein Ziel erreicht.
    Adelia dachte an die Höhle in Glastonbury, in der sie das Schwert gefunden hatte und in der die Gebeine seines früheren Besitzers immer noch ungestört ruhten. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um nach Ulf Ausschau zu halten – das war sein Moment so sehr wie ihrer –, konnte ihn aber nirgends entdecken.
    Neben ihrem Bruder, die Hand auf seinem Arm, wirkte Joanna wie ein auserlesenes, zartes Vergissmeinnicht. Sie hatten sie in das gleiche wunderschöne Blau gekleidet, das auch der Pantokrator trug. Ihr Haar war voller Blüten und Diamanten.
    Aber sie war so klein, so klein. Adelia wollte sie an der Hand fassen und mit ihr davonlaufen.
    Was würden sie ihr alles antun, diese Wölfe in ihren roben und Soutanen? Welche unfähigen Quacksalber würden sie zu ihr lassen, wenn sie wieder einmal krank wurde?
    Die Unwissenden versuchen die Wissenschaft um tausend Jahre zurückzuwerfen, dachte sie, und vielleicht haben sie Erfolg. Ich kann nicht mehr Eure Ärztin sein, meine Kleine, sie würden mich nicht lassen. Im Übrigen gibt es da noch ein anderes Kind, das mich braucht, und ich muss nach Hause.
    Nach Hause. Das hier ist nicht mehr mein Zuhause. Mein Zuhause ist bei Gyltha, Allie und Rowley, auf einer verregneten kleinen Insel, die von einem schlecht gelaunten König regiert wird, der nach vorne sieht und nicht zurück. Ich werde nach Hause gehen.
    Aber erst musste die Heiratszeremonie vollzogen werden.
     
    Wo zum Teufel ist sie? Der Bischof von St. Albans klemmte wie eine Selleriestange zwischen zwei Kürbissen; links von sich den Bischof von Winchester und rechts den päpstlichen Gesandten. Er ließ den Blick über die in der Kirche versammelte Menge gleiten und versuchte seine Frau zu entdecken. Oder, wenn nicht Adelia, dann das Ungeheuer, das ihr ans Leben wollte.
    Während der letzten drei Tage waren aufmerksame, kluge, in Palermo geborene Sizilianer in Rowleys Auftrag durch die Stadt gestreift und hatten nach dem Kerl gesucht. Auch er selbst hatte sich die Nächte um die Ohren geschlagen und zahllosen Menschen Fragen über Fragen gestellt. Ohne Erfolg. Die Schlange war im Gestrüpp verschwunden, würde erst herauskommen und zuschlagen, wenn die Gelegenheit günstig war.
    Er ist hier, irgendwo in dieser übervollen, verdammten Kathedrale, weil auch sie hier ist und er es weiß.
    Rowleys Blick wandte sich wieder dem Bereich der Frauen zu. Es waren sicher zweihundert oder mehr. Warum mussten sie alle gleich aussehen? Abgesehen von dem Umstand, dass einige dicker, dünner, größer oder kleiner als die übrigen waren, machten die verdammten Schleier sie zu ununterscheidbaren Kegeln.
    Bist du eine von denen, verflucht? Welche?
    Und was mache ich hier eigentlich? Hüpfe auf und ab wie ein lächerlich herausgeputzter Korken, bete für dies und das und gebe doch nichts drauf, denn es zählt nichts, lieber Gott, nicht mal Du zählst, wenn ich sie verliere.
     
    In einem anderen Teil der Kathedrale erhob sich ein Ire zu seiner ganzen Größe und blickte über die ihn umgebenden Köpfe, um die eine zu finden, die ihm wichtig war. Er war wütend auf sich und auf sie. Angesichts all der Frauen, die er bei seinen Fahrten über die sieben Meere kennengelernt hatte, die meisten von ihnen sehr persönlich, begriff er nicht, warum er damit geschlagen war, sich

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