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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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wahrscheinlich der einzigen Einrichtung in der gesamten christlichen Welt, die Frauen als Schüler aufnahm – und das hier, lachte sie, ist aus mir geworden.
    Das Schlimmste war, dass sie ihre Kunst hier offiziell gar nicht ausüben durfte. In England? Wo die Kirche eine Frau mit medizinischem Wissen als Hexe betrachtete?
    Nach außen hin musste Mansur derjenige sein, der die Verletzten verarztete, während sie nur seinen Anordnungen folgte. Es war ein erbärmlicher Vorwand, aber einer, der sie vor kirchlicher Verfolgung schützte – und einer, über den sich die zwei Dörfer, die beiden vertrauten herzlich das Maul zerissen.
    Die Menge wurde langsam unruhig. »Heilige Mutter Maria, fangt endlich an!«, rief jemand. »Sonst verrecken wir in der verdammten Hitze!«
    Es wurde tatsächlich ziemlich heiß, so jung der Tag noch war. Die Sonne, die Weizen und Gerste so vortrefflich hatte reifen lassen, schien schräg auf die gelbweißen Stoppeln, zwischen denen Krähen nach den von den Ährensammlern zurückgelassen Körnern suchten, und jenseits des Feldes hellten die Sonnenstrahlen das sich hier und da schon herbstlich färbende Laub der Buchen auf. An den Feldrainen tummelten sich Bienen und Schmetterlinge auf Klee und Kornblumen.
    Vater Ignatius gab auf und wandte sich an seinen Priesterkollegen Vater John. »Euch gebührt die Ehre in diesem Jahr, Sir. Wenn man es denn eine Ehre nennen kann.«
    Vater John, durch und durch ein Martlaker und deshalb ein Rüpel, nahm den Ball, hob ihn hoch über den Kopf, schrie: »Gott helfe den Richtigen«, und warf das Ding aufs Spielfeld.
    »Das war nicht die Mitte!«, protestierte Vater Ignatius. »Ihr bevorzugt Martlake!«
    »Das tu ich verdammt noch mal nicht!«
    »Tut Ihr doch!«
    Niemand schenkte den streitenden Priestern irgendwelche Beachtung. Das Spiel hatte begonnen. Wie riesige aufeinander zutosende Wellen rannten die gegnerischen Mannschaften laut brüllend gegeneinander an. Frauen und Kinder hielten sich außen und feuerten ihre Männer, Väter und Brüder in der Mitte an.
    Da plötzlich tauchte ein junger Martlaker mit dem Ball vor den flinken Füßen aus dem Gewühl auf und rannte damit in Richtung der Shepfolder Gemeindegrenze, eine Meute grölender Shepfolder hinter sich. Lady Emma, Sir Richard und Master Rötger verfolgten die Vorgänge etwas gesetzter, während sich Adelia, Gyltha und Mansur mit ihrer medizinischen Ausrüstung in Bewegung setzten, begleitet von Adelias sechsjähriger Tochter und Emmas vierjährigem Sohn Lord Wolvercote.
    Sie beobachteten das Gerangel, als der Bursche aus Martlake zu Boden gerissen wurde.
    »Und weg ist die Nase«, bemerkte Mansur. »Ist es nicht gegen die Regeln, dem Gegner ins Gesicht zu treten?«
    »Holt schon mal die Tupfer heraus!«, sagte Gyltha.
    Adelia sah in ihre Arzttasche. »Welche Regeln?« Offiziell gab es tatsächlich ein paar: kein Fluchen, kein Aufheben und Tragen des Balles, keine Fausthiebe, kein Beißen und Kratzen, keine Frauen, Kinder oder Hunde auf dem Spielfeld. Aber Adelia hatte bisher noch nicht erlebt, dass auch nur eine davon befolgt wurde.
    Gyltha redete auf Adelias Tochter ein: »Hör zu, meine Süße! Wenn du dich auch diesmal wieder einmischst, versohle ich dir dein kleines, zartes Hinterteil.«
    »Sie hat recht, Allie«, sagte Adelia. »Keine Raufereien! Du und Pippy, ihr haltet euch da raus, verstanden?«
    »Ja, Mama. Ja, Gyltha.«
    Als sie sich um die gebrochene Nase des Martlakers gekümmert hatten, waren Kinder, Ball und Spieler verschwunden. Fernes Brüllen und Heulen deutete darauf hin, dass sich das Spiel in den Wald verlagert hatte. An dessen Rand standen Adelias alte Freunde Will und Alf.
    »Geht nach Hause!«, sagte sie. Die beiden stammten aus Glastonbury. »Mischt euch da nicht ein! Ich hab’ nicht genug Verbandszeug.«
    »Wir wollen nur zuseh’n«, erklärte ihr Will.
    »Ja, genau. Zuschauer sind wir«, sagte Alf.
    Sie musterte die zwei voller Zuneigung und Argwohn. In ihren groben Kitteln sahen sie wie einfache, ehrbare Landleute aus, obwohl sie sehr wohl wusste, dass sie das Gesetz immer mal wieder Gesetz sein ließen. Will war der Ältere der beiden und ein mürrischer Kerl, den sie zusammen mit seinem einfacheren, sanfteren Bruder Alf zwei Jahre zuvor unter gefahrvollen Umständen in Glastonbury kennengelernt hatte. Seitdem hatten die beiden sich zu ihren Beschützern erklärt und versorgten sie regelmäßig mit gewilderten Prachtbraten. Seit einiger Zeit allerdings tauchten sie

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