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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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der Gelegenheit, sich zu Wort zu melden, nicht widerstehen. »Lehnt Eure Krone ab, und Ihr werdet ihr endgültiges Verschwinden besiegeln.«
    Asandir schwieg, doch der sorgenvolle Ausdruck in seinen Zügen war aussagekräftig genug.
    »Ist das wahr?« rief Arithon aus. Wilde Verzweiflung spiegelte sich auf seinem Antlitz. »Die Bedürfnisse dieses Landes bringen mich um, versteht Ihr das denn nicht?«
    Angesichts der Pein, die sich in seiner Haltung ausdrückte, bereute Dakar seinen Ausbruch. Lysaer wünschte sich derweil inbrünstig, an irgendeinem anderen Ort in Athera zu sein, doch das Mitgefühl lähmte seine Beine.
    Asandir starrte zu Boden, als sinne er ernstlich über seine feuchten Stiefel nach, an denen noch Reste der Stechginsterzweige vom Weg über die Berge von Daon Ramon hafteten. »Selbst dann, Teir’s’Ffalenn.« Vernichtende Unerbittlichkeit begleitete seine Güte. »Ich mußte eine Wahl treffen, und nun ist es an Euch, ebenso zu entscheiden.«
    »Gnädiger Schöpfer, nennt Ihr denn Mord eine Wahl?« Arithons Schmerz verweigerte sich jedem Mitgefühl so sehr, daß niemand ihn aufzuhalten wagte, als er kehrtmachte und zur Treppe rannte.
    In der verbleibenden giftigen, nervenaufreibenden Stille scharrte Dakar mit den Füßen. »Ich bin überrascht, daß Ihr ihn so bei der Stange halten konntet«, kommentierte er naßforsch genug, angesichts der gereizten Stimmung des Zauberers.
    Doch diesmal war es Lysaer, der Asandir provozierte. »Nichts außer der Wahrheit vermag ihn zu binden, geht es darum?«
    Wie aus tiefer Versenkung in ein Thema, angefüllt mit personifiziertem Grauen, blickte Asandir auf. »Wahrheit ist wie ein Juwel mit vielen Facetten – sie zeigt sich von jedem äußeren Blickwinkel aus mit unterschiedlichen Reflexionen und Illusionen.« Der Wind fuhr durch sein feuchtes Haar, und seine Arme hingen hilflos an seinem Körper herab, als er weitersprach. »Nur aus dem Inneren ist ein unverfälschter Blick möglich.«
    Ganz entgegen seinen natürlichen Neigungen beschloß der Zauberer, Lysaer nicht über seinen Trugschluß aufzuklären. Die Wahrheit allein würde die Paravianer nicht dem Untergang weihen, wie Arithon so scharf geschlossen hatte. Dennoch konnte ihr Exil tatsächlich endlos werden, denn nach dem kompromißlosen Gesetz des Großen Gleichgewichts waren die alten Rassen keines Sterblichen Sorge, der sie nicht selbst geschaut hatte. Wahrheit aber, überlegte Asandir traurig, war das einzige Prinzip des Lebens, das den Musiker von seiner Bindung an die geerbte Krone hätte befreien können, doch die Widerhaken der Falle, die sich zum ersten Mal in Caith-al-Caen geschlossen hatte, saßen tief und fest.
    Es half nichts, daß Arithon sich zurückgezogen hatte, während seine persönlichen Bedürfnisse um ihr Recht kämpften und doch gegen die Last der von Schuldgefühlen aufgebürdeten Pflicht verlieren mußten. Asandirs Sinne folgten dem Herrn der Schatten, und eine brütende, lastende Stille ergriff von dem Zauberer Besitz, als seine Wahrnehmung einsetzte, denn er sah, wie sich der Schicksalsfaden, in dem all die Möglichkeiten eines begabten Mannes Befriedigung hätten finden können, in nichts auflöste. Der Augenblick ging vorüber, und mit ihm starb jede Hoffnung, daß Arithon der Barde hätte werden können, den das Netz im Althainturm vorausgesagt hatte, der Musiker, der überall auf dem Kontinent für seinen Edelmut und die Wärme seiner Wahrnehmungsfähigkeit geachtet würde. Das Vermächtnis eines allseits beliebten Meistersängers, wie ihn seit Elshian niemand mehr erlebt hatte, war um der Not willen verschmäht worden. An seiner Stelle schritt nun ein Prinz, der für seine Kompetenz gefürchtet werden sollte und dessen Fähigkeiten von einem unglücklichen Schicksal scharf geschliffen werden sollten.
    Arithon würde die Krone, die ihn in Etarra erwartete, nun nicht mehr ablehnen.
    Es gab keinen Trost; in den schlimmen Jahren, die folgen würden, konnte die Bruderschaft nur hoffen, daß der Mann, dessen Träume sie zerstört hatte, sich eines Tages mit dem Schicksal aussöhnen würde, das ihm aufgenötigt worden war. Das Überleben der Paravianer mochte mit der Wiederherstellung des Sonnenlichtes und mit Kriegen erkauft werden können; doch ihre glückliche Rückkehr auf den Kontinent und die Vervollständigung der Sieben war keineswegs sicher. Die Erfüllung der Bedingungen von Dakars Prophezeiung über die Schwarze Rose war noch immer fraglich.
    Eisiger Wind ließ Asandir

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