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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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etwas Ähnliches gespürt hast. Denkst du, es könnte einen Zusammenhang geben? Mit Desh-Thiere, meine ich, nicht mit Ithamon.«
    Nun zitterte Arithon auf einmal heftig, so als nähme er jetzt erst die Kälte wahr, der er so lange ausgesetzt war. Trocken entgegnete er in der Finsternis: »Warum fragen wir nicht Asandir?«
    Lysaer blieb geduldig. »Das habe ich bereits getan.«
    Arithon schloß die Augen.
    Der s’Ilessid-Prinz hatte keine Wahl, er mußte die Konversation allein betreiben. »Unser Zauberer hat sofort Kontakt mit Sethvir aufgenommen. Die Bruderschaft hat nichts Besonderes feststellen können, und Dakar war zu sehr damit beschäftigt, das Schaf zu schlachten, um noch eine Meinung zu äußern.«
    Irgendwo unterhalb der Ruinen war ein Fuchs zu hören. Eine Feldmaus raschelte auf der Suche nach Futter durch das trockene Gras, und der Nebel wurde trotz des Windes immer dichter. Arithon löste sich aus seiner zusammengekauerten Haltung, legte die Lyranthe vorsichtig neben seinen Fuß und rieb sich beunruhigt die Schläfen.
    Lysaer war erleichtert, daß, nachdem weder Sethvir noch Asandir etwas festgestellt hatten, der Herr der Schatten seine Sorge nicht als unbegründeten Unsinn abtat.
    Tatsächlich betraf jedoch Arithons Besorgnis nur ihn persönlich. Seine magische Wahrnehmung zu nutzen, um zu sondieren, was für ein unheimliches Sein Lysaer so mit Sorge erfüllt hatte, bedeutete auch, sich von innen heraus zerfleischen zu lassen. Schon der Zeitpunkt war ein Fluch. Die Gesamtheit des Vermächtnisses der Geister von Ithamon war zu schmerzhaft zu ertragen, so kurze Zeit nach Asandirs Enthüllungen über die Rettung der alten Rassen. Paravianische Wards dämpften sogar die Schärfe des Spuks zu Ithamon; da nun aber der Schutzzauber des Kielingturmes auf Barmherzigkeit beruhte und Arithon gerade darunter leiden mußte, hatte er niemals daran gedacht, noch genauer hinzusehen. Nie hatte er darüber nachgedacht, ob vielleicht noch etwas anderes, etwas Gefährliches dem Durchbruch durch die Vollkommenheit des Wards entsprungen sein könnte. Nun, nach Lysaers Worten, schalt er sich selbst für seine Sorglosigkeit. Immer wieder hatten die Zauberer von Rauven betont, daß Anmaßung die Schwäche der Gelehrten wäre.
    »Asandir und Sethvir haben also nichts gefunden, sagst du«, resümierte Arithon, ohne eine Antwort zu erwarten.
    Vom feuchten Griff Desh-Thieres beunruhigt, löste sich Lysaer von der alten Schnitzerei. »Du fühlst es auch«, sagte er anklagend.
    Arithon schüttelte mitfühlend den Kopf. »Ich fühle zur Zeit gar nichts. Freiwillig, verstehst du, denn wenn ich mich öffne, wenn ich auch nur den kleinsten Riß in meiner Abwehr dulde, dann werde ich hilflos sein und vermutlich in Tränen ausbrechen.« Er seufzte, schlug sich mit den Händen auf die Oberschenkel und schmiegte seinen Rücken an den Stein, der sich an seiner Wirbelsäule entlangzog. »Du hast nicht zufällig ein Taschentuch dabei?«
    »Meine hat immer mein Kammerdiener für mich getragen«, entschuldigte sich Lysaer achselzuckend mit einem Anflug verunglückten Humors. »Wäre meine Schulter als Ersatz ausreichend?«
    Das Angebot war so freundlich wie ehrlich, doch es war auch so schmerzhaft wie ein Schlag für einen Mann, der in diesem Augenblick an nichts außerhalb seiner Selbst gebunden sein wollte. Gefangen in diesem Widerstreit zügelte Arithon seine Angst. Eine Bedrohung, die von Desh-Thiere ausgehen mochte, war zu gefährlich, als daß er sie hätte aus rein persönlichen Gründen mißachten können, da machte es auch nichts aus, daß es seinem Halbbruder an Auffassungsvermögen fehlte, zu verstehen, wie sehr es ihm zuwider war, gerade an diesem Ort seine inneren Barrieren fallenzulassen und seine magischen Sinne zu nutzen.
    Als nichts außer dem unablässig wehenden Wind Bewegung in den Stoff von Arithons Kleidung brachte, sagte Lysaer: »Du mußt nicht allein auf mein Wort hin handeln.«
    Arithon brachte seinen Protest schnell zum Erliegen. »Ganz im Gegenteil. Angesichts deines Wesens kann niemand außer einem Dummkopf deine Sorge ignorieren, also verlangt dein Problem nach sofortiger Aufklärung.«
    Nun sprang Lysaer voller Bestürzung auf. »Hier? In dieser Minute?« Es war Nacht, und es war bitterkalt, ganz abgesehen von den Ruinen, die allein schon genug an seinen Nerven zerrten.
    Klamm und kalt hatte sich der Nebel gleich einem Leichentuch über die Trümmerstadt gelegt. Alles, was mehr als einen halben Schritt entfernt

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