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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ihn von Eurem Hof. Sagt ihm, seine Aufgabe sei es, den Prinzen Arithon von Rathain davor zu schützen, von Etarras neuen Heeresdivisionen ermordet zu werden.«
    Abrupt blieb Eldir mitten auf dem Korridor stehen. Noch nach fünf Jahren kursierten allerlei Berichte über den blutrünstigen Krieg, der zwei Drittel der Garnison von Etarra das Leben gekostet und Arithons getreue Clans beinahe ausgelöscht hatte. Der Zwist, hervorgerufen durch eine Fehde zwischen Halbbrüdern, die einander in bitterem Haß gegenüberstanden und nun dieselben Kräfte, die zum Sieg über den Nebelgeist geführt hatten, gegeneinander richteten, war durch die uralte Feindschaft zwischen Clans und Städtern noch verschärft worden und hatte dazu geführt, daß alle Handelsstädte von Rathain sich gegen ihren Thronfolger stellten. Der Prinz, der ein Geburtsrecht auf den Thron von Rathain besaß, war ein Gezeichneter, ein Gejagter. Jede Handelsgilde innerhalb der Grenzen seines eigenen Reiches war begierig, ihn tot in seinem Blute liegen zu sehen. Der Kehle des betont neutralen Herrschers von Havish entrang sich ein Geräusch, das wie eine Mischung aus Husten und Grunzen klang, während er sich vorzustellen versuchte, welche Auswirkungen Dakars Hang zu jeder Art von Ärger haben würde, wenn er einem Mann Gesellschaft leisten sollte, der auch Herr der Schatten genannt wurde und dem der halbe Norden den Tod wünschte. »Ich kann mir kaum erlauben, Euch einen Rat zu erteilen, aber kommt das nicht einer Herausforderung des Schicksals gleich, die geradezu darum bittet, Rathain mit einem toten Prinzen zu bedenken?«
    »So könnte man glauben«, sinnierte Asandir, ohne auch nur im mindesten besorgt zu erscheinen. »Doch Arithon s’Ffalenn braucht seine Hilfe nicht. Auf der anderen Seite ist er möglicherweise der einzige Mann in ganz Athera, der fähig ist, den Wahnsinnigen Propheten unter Kontrolle zu halten. Gewiß wird ihr Zusammentreffen von einer faszinierenden Spannung geprägt sein. Ein jeder wird den anderen mit äußerster Geringschätzung behandeln.«

 
Ein Gesuch
     
    Das nächste Ereignis in der langen Kette jener Vorfälle, die mit dem Untergang des Nebelgeistes ihren Anfang nahm, geschah im Hochsommer, als Besucher aus den Reihen der überlebenden Clanmitglieder Rathains bei einem Clanführer im westlichen Nachbarland um Audienz nachsuchten. Wenig erfreut, bedachte die gnädige Frau Maenalle den atemlosen Boten mit einem scharfen Blick, als sie, auf feuchten Piniennadeln kniend, beim Ausweiden eines Rehes gestört wurde.
    »Beim Herrn des Schicksals, warum denn jetzt?« Bis zu den Unterarmen mit Blut beschmiert, das Messer über einem Haufen dampfender Innereien, sprang die Frau, auf deren Schultern außerdem noch die Regentschaft über Tysan lastete, so behende auf die Füße, daß man ihr ihre sechzig Lebensjahre gar nicht zutrauen wollte. In der ledernen Männerkleidung, die sie für die tägliche Arbeit bevorzugte und lässig mit einem Gürtel über ihrem nach wie vor festen und kraftvollen Leib zusammengebunden hatte, stand Maenalle breitbeinig über dem halbausgenommenen Kadaver und strich sich mit einer halbwegs sauberen Stelle ihres Unterarms das kurzgeschnittene Haar aus der Stirn. Dann sagte sie zu dem Knaben, der den Berghang heraufgerannt war, um sie zu rufen: »Drück dich präzise aus. Dies sind nicht die üblichen Clansprecher, die uns schon früher aus Rathain aufgesucht haben, richtig?«
    »Nein, gnädige Frau, diesmal nicht.« Überzeugt, daß das Mißfallen der gnädigen Frau den angereisten Kundschaftern, über die er nur so dürftig wenig zu berichten wußte, nichts Gutes verhieß, beeilte sich der Knabe zu antworten. »Es sind fünfzehn Männer, angeführt von einem großen Mann namens Rotbart. Sein Kriegerhauptmann Caolle reist ebenfalls mit ihm.«
    »Jieret Rotbart? Der junge Nachkomme von s’Valerient?« Bestürzt und wütend sah Maenalle unbehaglich an ihrer blutverschmierten Lederkleidung herab. »Aber er ist der oberste Clanführer von Deshir, der Herzog des Nordens!«
    Eine Staatsdelegation aus Übersee und nicht weniger; angeführt von dem Getreuen, der dem Prinzen Arithon durch einen Blutpakt verbunden und überdies der Caithdein war, der Schatten hinter dem Thron, von Geburt her Diener von Rathain. Maenalle stieß einen scharfen Fluch aus.
    Dann, angestachelt von einem verfälschten Gefühl persönlichen Triumphes, hatte sie doch die formelle Kleidung stets verschmäht, brach sie in ein kehliges

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