Der Fluch des schwarzen Ritters
flüsterte Lilo. Rapunzel fackelte nicht lange, sondern rannte los.
„Die Polizei ist bereits verständigt“, schleuderte sie dem jungen Mann ins Gesicht. Dieser blickte sie verdutzt an und lachte dann laut auf.
„Ich verstehe nicht ganz“, meinte er. „Ich habe nichts Verbotenes getan.“
„Sie vergiften nur beiläufig zwei unschuldige Leute und schießen brennende Pfeile auf Artisten. Aber das scheint für Sie etwas ganz Normales zu sein“, tobte Rapunzel außer sich.
Der Motorradfahrer packte das Mädchen an den Schultern und schüttelte es kräftig hin und her. „Paß auf, Kleine“, rief er. „Falls das auch zu eurem idiotischen Spiel gehört, dann gut. Aber sonst hätte ich gerne erfahren, wovon du redest?“
Lilo horchte auf. Spiel? Hatte der Typ „Spiel“ gesagt. Sie traute ihm nicht so recht und kam nur zögernd näher.
„Was meinen Sie mit ,Spiel’?“ wollte sie wissen.
„Ich bin Rallye-Fahrer und habe vor zwei Tagen einen Anruf erhalten. Ob ich mir ein bißchen etwas dazuverdienen möchte, hat mich jemand gefragt. Ich habe natürlich nichts dagegen gehabt und zugesagt. Meine Aufgabe war es, vor diesem Zirkus in der komischen Rittermontur auf meiner Maschine zu warten. Wenn ich drei kurze Huptöne höre, sollte ich losfahren. Und das alles für 5.000 heiße Kröten. Angeblich gehört das zu einem Spiel. Falls ich verfolgt werde, soll ich meinen Verfolger unter keinen Umständen abhängen, aber hier zur Rosenburg führen. So hat mein Auftrag gelautet.“
Rapunzel schlug sich mit der Hand auf die Stirn. „Ich habe ja Gehirnerweichung“, stöhnte das Mädchen. „Das alles war nur ein Ablenkungsmanöver! Außerdem muß ich ja gar nicht nach Hörn. Wir treten ganz woanders auf. Wir haben eine Benefiz-Vorstellung in einem Safaripark. Oh Mann, das wird wieder einen Krach geben“, stöhnte Rapunzel.
Lilo hörte ihr nicht richtig zu. Ihr geisterten zwei Fragen durch den Kopf, die ihr keine Ruhe ließen: „Wo war der echte Schwarze Ritter? Und was hatte er vor?“
Tante Fee besaß ihren Wagen erst seit zwei Wochen und war höchst unglücklich darüber. Das Auto besaß nämlich keine Gangschaltung, sondern eine Automatik. Felicitas mußte also weder schalten noch kuppeln, doch sie konnte sich diese Tätigkeiten einfach nicht abgewöhnen. Ständig wollte sie auf ein Pedal treten, das es nicht gab. Und wenn sie am Schalthebel herumfingerte, legte sie meistens den Leerlauf oder den Retourgang ein.
Deshalb kamen die drei Knickerbocker-Freunde und sie nur sehr langsam voran.
„Tante Fee, bitte konzentriere dich“, flehte sie Axel an.
„Sonst ist dieser Schwarze Ritter vor uns im Safaripark, und wer weiß, was er mit dem Trapezmenschen vorhat. Vielleicht versucht er, auch ihn zu vergiften!“
Die rundliche Frau bekam ein verkniffenes, angestrengtes Gesicht und tat ihr Bestes. Poppi, Dominik und Axel sprachen kein Wort, um sie nur ja nicht abzulenken oder zu stören.
„Gänserndorf 12 Kilometer“ stand auf einem Richtungspfeil am Straßenrand. Die drei Junior-Detektive atmeten erleichtert auf. Bald hatten sie es geschafft.
Angestrengt starrten alle drei immer nur nach vorne durch die Windschutzscheibe und kamen gar nicht auf die Idee, daß ihnen jemand folgen könnte.
Nach einer scharfen Rechtskurve geschah es dann. Eine große, schwarze Limousine überholte Tante Fee und reihte sich vor ihr ein. Gleich danach verlangsamte der schwarze Wagen sein Tempo und schlich mit nur noch 40 Stundenkilometern dahin.
„Der hat den Führerschein auch in der Lotterie gewonnen!“ schimpfte Felicitas und blinkte ihn an. „Zuerst überholen und dann kriechen. Sonntagsfahrer!“ fluchte sie und drückte kurz auf die Hupe.
Der Fahrer der Limousine schien das als Aufforderung zu nehmen, noch langsamer zu fahren. Er ging vom Gaspedal weg und fuhr nur noch 25 km/h.
Nun reichte es Felicitas. Sie warf einen prüfenden Blick nach vorn, und da ihr niemand entgegenkam, setzte sie zu einem Überholmanöver an.
Rasant scherte sie nach links aus und gab Gas. Doch kaum war sie mit dem schwarzen Auto auf selber Höhe, gab der Fahrer des Wagens ebenfalls Gas.
„Ich glaub, mein Nilpferd jodelt“, keuchte Tante Fee. „Ist denn der von allen guten Geistern verlassen?“
Axel, der auf dem Beifahrersitz saß, warf einen Blick in den Nebenwagen. Die Scheiben waren stark getönt, und deshalb konnte er nicht erkennen, wer am Steuer saß.
Plötzlich aber sauste das Fenster in der Fahrertür schnell hinunter und
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