Der Fluch des schwarzen Ritters
Sie hatte sich verplaudert und war deshalb erst jetzt zu ihrem Auto gegangen.
„Los! Bitte fahr los! Wir müssen den Wahnsinnigen verfolgen und kriegen“, rief ihr das Superhirn zu. „Er hat Koko und Kathi vergiftet. Es geht um Leben und Tod. Nur von ihm können wir erfahren, um welches Gift es sich handelt.“
Rapunzel überriß sofort, daß Lieselotte keinen Scherz machte. Sie und das Mädchen sprangen in den Wagen und rasten los.
„Bitte... bitte... wir müssen es schaffen. Wir müssen diesen Schwarzen Ritter einholen!“ Das war Lilos einziger Gedanke. Im Augenblick war er allerdings nirgendwo zu sehen.
Die Nachricht von dem vergifteten Essen ging wie ein Lauffeuer durch den ganzen Zirkus.
„Eure Freundin Lieselotte ist mit der Feuerschluckerin weggefahren“, erzählte Direktor Klabuster den übrigen Knickerbockern. „Die beiden haben es ziemlich eilig gehabt“, meinte er.
„Vielleicht verfolgen sie jemand“, vermutete Dominik. „Auf jeden Fall muß es sehr wichtig und dringend sein. Sonst hätte uns Lieselotte doch etwas gesagt.“
Die Rettung war mittlerweile eingetroffen und nahm Koko und Kathie mit. Bisher verspürten die beiden nur eine leichte Übelkeit und Schmerzen im Magen. Aber der Schwarze Ritter hatte ja auch eine langsame Wirkung des Giftes versprochen.
Axel, der einen Blick auf den schwarzen Zettel geworfen hatte, war etwas sofort aufgefallen. „ICH VERFLUCHE EUCH!“ stand da. „Was bedeutet ,EUCH'?“ überlegte er fieberhaft. „Meint der Verrückte damit Flotzo und Maria, oder...?“
Schlagartig war dem Jungen etwas klar. „Nein, damit sind nicht die beiden gemeint, sondern Flotzo und sein ehemaliger Partner von der Gruppe ,Ikarus’. Er arbeitet doch heute im Zirkus Alberto. Auf ihn ist auch bereits ein Anschlag verübt worden. Vielleicht plant der schwarze Ritter, ihn nun auch zu vergiften!“
Axel erzählte Tante Fee von diesem Verdacht, und diese stürzte sofort zum Telefon. Hastig wählte sie die Nummer des Zirkus Alberto, doch sie bekam keine Verbindung. Die Leitung war tot. Auch das Funktelefon schien gestört zu sein. „Dieser Teilnehmer ist derzeit nicht erreichbar!“ verkündete eine freundliche Tonbandstimme ununterbrochen.
„Dann müssen wir sofort hin und die Torpedos warnen“, beschloß sie.
„Wir kommen mit“, rief Axel und gab Dominik und Poppi einen Wink.
Als sich die drei in ihr kleines Auto gequetscht hatten, schlug sich Felicitas plötzlich auf die Stirn und stöhnte: „Ich Rindvieh! Ich hirnloses Rindvieh! Der Zirkus Alberto gibt heute ja eine Sondervorstellung.“
„Wo?“ wollte Axel wissen.
„In einem Safari- und Abenteuerpark“, sagte die Tante. „Meine Freundin Walpurga hat mir davon erzählt, aber ich habe es völlig vergessen.“
„Ist der Zirkus mit Zelt und allem Drum und Dran im Safaripark?“ fragte Poppi.
„Nein, nein, es werden nur einige Nummern vorgeführt. Die Artisten treten alle gratis auf, weil der Safaripark Geld benötigt. Es ist eine sogenannte Benefiz-Veranstaltung.“
„Dann werden die Torpedos kaum dort sein“, vermutete Axel. „Für ihre Nummer brauchen sie doch die ganze Trapezanlage.“
Tante Fee schüttelte den Kopf. „Irrtum, wenn ich mich nicht total täusche, haben die Torpedos auch eine Bodennummer im Programm. Ihr wißt schon: Akrobatik und so. Sie könnten auch im Safaripark sein!“
Die drei Knickerbocker und Tante Fee überlegten fieberhaft, wohin sie fahren sollten. Nach Hörn, wo der Zirkus stationiert war. Oder in den Safaripark? Schließlich entschieden sie sich für den Safaripark.
„Ich glaube, er wird langsam unruhig, weil er bemerkt hat, daß wir ihm folgen“, jubelte Lilo. Rapunzel und Lilo hatten den schwarzen Ritter nur einen Kilometer von der Zirkuswiese entfernt auf der Landstraße entdeckt und waren ihm nun dicht auf den Fersen. Oder besser gesagt: dicht auf dem Auspuff.
„Der Galgenstrick treibt ein mieses Spiel mit uns“, fluchte das Mädchen. „Er läßt uns immer wieder knapp herankommen, und dann gibt er Gas. Vor allem, wenn eine Ampel gerade auf Rot springt. Wieso tut er das?“
Lilo wußte darauf keine Antwort und zerbrach sich auch nicht weiter den Kopf darüber.
Wieder einmal holte Rapunzel auf und war nur noch 30 Meter von dem Motorradfahrer in der schwarzen Rüstung entfernt. „Jetzt überholen wir ihn und schneiden ihm dann den Weg ab“, beschloß die Feuerschluckerin und trat das Gaspedal durch. Mit quietschenden Reifen raste sie in eine enge Kurve.
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