Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
anderen zu mehren oder mir einen mächtigen Mann zum Feind zu machen, war so ziemlich das letzte, was ich wollte.
    »Nein, nein. In meinem Stück pilgert ein zerlumpter Ptolemaios in den ärmsten Vierteln der Stadt mit einer Schale von Tür zu Tür, gefolgt von einem Trupp Sklaven, die seine Weinschläuche tragen. Ich habe einen Kunstgriff gefunden, ihn auf der Bühne einen Schlauch nach dem anderen leeren zu lassen.«
    Darüber mußte ich herzlich lachen. Ich wußte, daß Ptolemaios und seine Fähigkeiten der Weinvernichtung dem sehr nahekamen, was der Schauspieler beschrieben hatte. »Das klingt vielversprechend. Arbeite weiter daran. Die Ägypter sind immer für einen Lacher gut.« Natürlich hielten wir alle Ausländer für komisch, doch Publilius gegenüber sagte ich nichts dergleichen, weil er, wie sein Name nahelegte, aus Syrien stammte.
    »Ich würde das neue Aemilische Theater empfehlen«, sagte Syrus. »Hast du es schon gesehen?«
    »Noch nicht«, räumte ich ein. Es war im Vorjahr vom selben Aemilius Scaurus erbaut worden, dessen Thermen ich am Nachmittag genossen hatte. »Entspricht es dem Standard seiner neuen Bäder?«
    »Es ist größer als Pompeius' neues Theater«, erwiderte Syrus.
    »Natürlich kein Steinbau, doch die Dekorationen sind ungeheuer aufwendig. Außerdem ist das Pompeiustheater stark beschädigt; als auf offener Bühne eine Stadt niedergebrannt wurde, hat das Proscaenium Feuer gefangen. Der Schaden ist noch immer nicht behoben.«
    »Pompeius' Theater wird jeden an Pompeius erinnern«, warf Messius ein, »zudem hat man einen Blick auf den Tempel der Venus Genetrix, was die Leute an Caesar denken lassen wird.
    Halte dich an das Aemilische Theater, da passen fast achtzigtausend Leute rein.«
    »Und die meisten Leute müssen dann nicht so weit laufen«, fügte Syrus hinzu. »Das Pompeiustheater ist auf dem Campus Martius, während das des Aemilius am Fluß bei der sublicischen Brücke steht.«
    »Ihr habt mich überzeugt«, sagte ich. »Das Aemilische Theater soll es sein.« Dann wurde der erste Gang aufgetragen, dem wir uns wie auch den folgenden mit der gebotenen Aufmerksamkeit widmeten. Frischer Meeresfisch war in Rom eine seltene Delikatesse; diese Fische und Aale atmeten praktisch noch.
    Wir machten uns gerade über den Nachtisch her, als im Atrium Bewegung entstand. Kurz darauf betrat eine Gruppe Männer das Triclinium, unter ihnen niemand Geringerer als Marcus Licinius Crassus. Milo sprang auf.
    »Willkommen, Konsul! Du erweist meinem Haus eine große Ehre!« Er stürzte an die Seite des alten Mannes und führte ihn eigenhändig zu dem Ehrenplatz.
    »Unsinn, Praetor Urbanus«, erwiderte Crassus, offensichtlich bestens gelaunt. »Ich mache mit dem Kollegium nur ein paar Besuche nach dem Abendessen. Wir hatten den ganzen Tag eine Versammlung, und ich bin zu Tode gelangweilt. Ich kann nicht lange bleiben.«
    »Bleibe, bis du gen Osten aufbrichst. Mein Haus ist auch dein Haus«, erklärte Milo großzügig. Er klatschte in die Hände, und sofort war der Tisch vor dem Konsul mit Leckereien und gekühltem Wein gedeckt. Während Milo sich beim Empfang des Konsuls fast überkorrekt verhielt, konnte man das von Fausta nicht behaupten. Ihr kühler Blick grenzte an Verachtung.
    Ich für meinen Teil war geschockt. Dies war das erste Mal, daß ich Crassus seit meiner Rückkehr nach Rom von nahem sah, und sein Verfall seit unserer letzten Begegnung war auffällig.
    Nur seine Wangen und seine Nase waren gerötet, und auch die nur vom Wein. Ansonsten war sein Gesicht grau und von tiefen Furchen gezeichnet. Sein weißes Haar war schütter, und die Sehnen seines Halses standen unter seinem Kehllappen hervor wie die Saiten einer Lyra. Der Hals selbst war dürr, und sein Kopf wackelte darauf hin und her wie ein Ball, der in aufgewühltem Wasser treibt.
    »Es wird jetzt nicht mehr lange dauern«, sagte Crassus.
    »Meine Legionen werden Orodes und seine feigen barbarischen Reiter nieder werfen und sie alle gefangen nehmen! Es braucht schon etwas mehr als ein paar Pfeile, um römischen Soldaten angst zu machen, was?«
    »Natürlich begleiten dich unsere herzlichsten Wünsche für einen raschen Sieg, Konsul«, erwiderte Milo mit warmer Stimme, wobei es ihm sogar gelang, sein strahlendes Lächeln zu wahren. Die meisten Anwesenden riefen traditionelle Glückwünsche. Sogar ich brachte einen matten Jubelruf heraus.
    Crassus setzte ein schräges, albernes Grinsen auf, als hätte er den Krieg schon gewonnen. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher