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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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die Augen und sah, dass sie fast zu Hause waren. Die Abzweigung nach Colonsay lag direkt vor ihnen. Links war Cosmos Grabmal zu sehen. Ich habe Glück gehabt, sagte sie sich zum wiederholten Mal. Ambrosine nicht.
    Gary blickte in den Rückspiegel. Rosamund drehte sich um. Ein Polizeiauto folgte ihnen. Als Gary vor der Eingangstür von Colonsay anhielt, öffnete Rosamund die Tür und stieg aus, um den Polizisten Rede und Antwort zu stehen. Das Wetter hatte sich wieder abgekühlt, und irgendwie wusste Rosamund, dass sie keine guten Nachrichten brachten.
    Bei einem von den beiden Männern handelte es sich um denselben jungen Polizisten, der damals gekommen war, um die Geräusche auf dem Dachboden zu untersuchen. Das fand sie etwas belustigend.
    »Mrs Markovic? Ich fürchte, ich bringe schlechte Nachrichten. Die Kleidung ihres Mannes wurde am Strand gefunden. Sein Auto stand auf dem Parkplatz. Wahrscheinlich ist er gestern irgendwann zum Schwimmen gegangen. Wir fürchten, er ist ertrunken.«

22
    Alice Parkin schnalzte mit der Zunge und besah sich den Schaden an ihrem Strumpf: ein kleiner Riss genau über dem Knöchel. Und sie wollte doch makellos aussehen. Sie glaubte zwar nicht, dass der junge Mann, der auf sie wartete, ein Loch in ihrem Strumpf bemerken würde. So weit waren die Dinge nicht gediehen, noch nicht. Doch sie mochte ihn, und er mochte sie. Alice machte sich Hoffnungen.
    Die letzten zehn Jahre in Melbourne waren schnell vergegangen. Schon bald nach ihrer Ankunft hatte sie die Stelle bei Mr Kirkwood aufgegeben. Gray verhielt sich merkwürdig ihr gegenüber, und Adas gereiztes Trübsalblasen verursachte Alice Unbehagen. Sie hatte eine Arbeit als Zimmermädchen in einem großen Hotel an der Flinders Street angenommen. Dort gefiel es ihr, und sie wohnte in einem eigenen Zimmer in einer gut angesehenen Pension gleich nebenan.
    Alice war glücklich und redete sich ein, die Ereignisse rund um Cosmo, Ambrosine und Colonsay wären für sie vorbei und vergessen. Manchmal dachte sie nicht einmal mehr an Bertie. Wenn sie sich dann erinnerte, stellte sie sich vor, sie hätte dazu beigetragen, geschehenes Unrecht wiedergutzumachen.
    Im Augenblick aber war sie spät dran.
    Alice strich sich den engen grauen Rock glatt und ging den Hügel hinunter zur Haltestelle der Pferdetrambahn. Kaum hatte sie fünf Schritte getan, als ihr ein Gesicht im Vorübergehen bekannt vorkam.
    Langsam drehte sie sich nach der Gestalt um, hielt dabei mit einer Hand ihren Hut fest, mit der anderen die Handtasche umklammert. Ein attraktiver, gut gekleideter Mann betrat gerade das Tabakwarengeschäft. Etwas benommen erkannte Alice Mr Marling. Sie musste ihn gerufen haben, denn er drehte sich um und kam auf sie zu.
    Er sah älter aus, hatte sich aber gut gehalten. Sie hatte natürlich über ihn in der Zeitung gelesen. Erst vor Kurzem hatte er eine Ausstellung gehabt. Sie war nicht dort gewesen, obwohl sie gern gewusst hätte, was aus der Skizze von ihr geworden war.
    »Alice Parkin«, stellte sie sich vor, da sie sah, dass er sie nicht einordnen konnte.
    Seine Hand sank auf ihre Schulter, und überrascht stellte sie fest, dass er nicht annähernd so groß war, wie sie ihn in Erinnerung gehabt hatte. Seine Augen sahen auch anders aus, irgendwie blasser, ebenso sein Haar. Nur sein lebhaftes Wesen hatte sich nicht verändert.
    »Alice Parkin? Alice Parkin!« Er lächelte. »Ich denke manchmal an Colonsay, an die wunderbaren Tage dort.«
    »Ah, tun Sie das, Sir?« Sie überlegte mit einem gewissen Unbehagen, ob er sie wirklich so wunderbar gefunden hatte. Mr Marling war in gewisser Weise ebenso an Ambrosines Tod schuld wie die Frau selbst. Wusste er das wirklich nicht, tief in seinem Herzen? Wusste er wirklich nicht, was er mit dieser Affäre angerichtet hatte?
    »Cosmo war typisch für seinen Stand und seine Erziehung, denke ich«, fuhr er fort. Sie sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er in Gedanken weit fort war. Es schien fast, als spräche er mehr zu sich selbst als zu ihr. »Ein Eiferer und Tyrann, obwohl es sich im Augenblick nicht geziemt, so über ihn zu sprechen. Er ist der Liebling der Öffentlichkeit. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir eines Tages einen Feiertag nach ihm benennen.«
    Alice fühlte sich von seinen Worten schockiert und abgestoßen. Doch das schien ihm nicht aufzufallen.
    »Ambrosine war anders. Sanft und süß, gefangen wie ein Vogel im Käfig. An Cosmo verkauft wie ein Schaf oder ein Sack Weizen, Handelsware in einer

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