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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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zu und musste dazu direkt unter Alice’ Fenster vorbei. Als die Köchin näher kam, hörte Alice sie ein wenig atemlos singen. After the ball ist over … Vorsichtig zog sie den Kopf etwas zurück und hielt den Atem an, als Mrs Gibbons schwankend vorüberstolperte. Zurück blieb ein Hauch von Rum, der noch eine Weile in der Luft hing.
    Böse Dinge, hatte Meggy gesagt. Böse Dinge.
    Alice lief ein Schauder über den Rücken, und sie schloss mit einem Knall das Fenster.

2
    Das Licht schmerzte in ihren Augen.
    Rosamund drehte sich um und bedeckte ihr Gesicht aufstöhnend mit den Armen. Draußen fuhr ein Lieferwagen vor, die Türen knallten. Ein Hund kläffte und erinnerte sie daran, dass der Morgen schon lange vorbei war. Es gab kein Entrinnen; sie musste aufstehen.
    Sie hob ihren Kopf und sah sich im Zimmer um, das sich im Ostflügel befand. Es handelte sich um eines der großen Schlafzimmer an der Front des Hauses; früher einmal war es von Großmutter Ada bewohnt worden. Warum hatte sie sich ausgerechnet dieses Zimmer ausgesucht? Sie mochte Großmutter Ada eigentlich nicht besonders. Außerdem hatte ihr Mark ein gutes Hotelzimmer gebucht. Warum hatte sie die Buchung bloß im letzten Moment storniert und damit auf jede Bequemlichkeit verzichtet? Normalerweise war sie gar nicht der Typ dafür. Deswegen hatte sie doch auf ihre Gesangskarriere verzichtet und Mark geheiratet, oder etwa nicht?
    Das Zimmer befand sich in einem schlechten Zustand, sah aber nicht ganz so schlimm aus wie die anderen. In einer Ecke war der Putz von der Decke gebröckelt und bildete weiße Wölkchen auf den dunklen Dielen. Es roch muffig, aber als Rosamund die Nase rümpfte, drang der Duft von Geißblatt, das draußen irgendwo blühen musste, durch das Fenster zu ihr herein. Der Geruch war kräftig, fast aufdringlich, fand Rosamund und setzte sich auf.
    Sie hatte Kopfschmerzen. Das kam wohl von der Flasche, die sie gestern wider besseres Wissen geleert hatte. Wäre Mark da, würde er ziemlich böse schauen. Oder eher sorgenvoll. Auf jeden Fall missbilligend und enttäuscht. Deswegen war sie auf die Halbinsel Bellarine gekommen, um die Renovierung des Hauses zu überwachen. Sie musste zu sich selbst finden.
    »Wir brauchen eine Pause«, hatte Mark gemeint. Er sah aus, als wäre er direkt einer Anzeige für teure Herrenbekleidung entstiegen. Zuvor war er bei einer Besprechung gewesen. Zumindest hatte er ihr das erzählt. Mark war ein guter Lügner, er konnte ihr alles erzählen, und sie glaubte es. Erst nachdem er gegangen war, hatten sich leise Zweifel geregt. Gab es eine andere? Nicht unwahrscheinlich. Mark sah sehr gut aus.
    Draußen hörte sie Stimmen. Rosamund schleppte sich zum Fenster, sah hinaus und erwartete den Anblick des chaotischen Bauplatzes. Sie hatte ganz vergessen, dass sie sich im Obergeschoss des Hauses befand. Der Ausblick war überwältigend. Ihr Blick schweifte über den verwilderten Garten zu den Kiefern, die ihn begrenzten. Dahinter glänzte das Wasser der Bucht wie geschmolzenes Silber. Auf der anderen Seite hoben sich die runden Gipfel der You-Yang-Berge gegen den wolkenlos blauen Himmel ab. Es war ein wunderschöner Tag.
    Rosamund fuhr sich mit der Hand durch die Haare, die dringend eine Wäsche brauchten, und atmete tief ein. Bin ich die Erste, die diese Luft atmet?, fragte sie sich.
    Gelächter klang herauf. Unten entluden Arbeiter einen Transporter. Sie hielten in ihrer Tätigkeit inne und sahen amüsiert zu ihr hoch. Stirnrunzelnd blickte Rosamund hinunter und trat vom Fenster weg, als ihr der Grund der Erheiterung klar wurde.
    »Scheibenkleister.« Sie sah an sich hinunter. Die wundervolle Aussicht und die Nachwirkungen der letzten Nacht hatten sie vergessen lassen, dass sie nichts anhatte. Ihr erster Impuls war, nach unten zu rasen, ins Auto zu springen und den Ort ihrer Schande zu verlassen. Aber sie wusste, dass das nicht ging.
    »Reiß dich zusammen, Mädel.«
    Ihr Blick fiel auf die Zigarettenschachtel auf dem Tisch, doch sie widerstand der Versuchung. Sie wollte weniger rauchen. Also griff sie nach ihren Jeans und dem Pulli und machte sich auf den Weg ins Bad.
    Gott sei Dank war das Wasser wenigstens heiß. Sie stand lange unter dem dünnen Strahl, wusch ihre Haare und seifte sich ab. Schon immer war sie groß und kräftig gewesen, aber in letzter Zeit hatte sie sich gehen lassen. Die Kurven waren abgeflacht, dafür traten unerwünschte Rundungen deutlicher hervor. Sie störte das nicht, zumindest nicht

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