Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition)
auf einmal zurücklehnte und er die Brünette sah, die er am Abend zuvor auf der Party kennengelernt hatte. Diesmal allerdings trug sie kein enges, kurzes Abendkleid, sondern wie alle anderen im Raum eine Dienstuniform mit den Schulterklappen der Aurora .
»O Scheiße«, zischte Nathan und machte sich ganz klein.
»Was ist los?«
»Die kenne ich.«
Wladimir blickte zu Fähnrich Nash hinüber. »Du kennst die Frau? Sieht gut aus. Du musst mich ihr vorstellen.« Wladimir straffte sich und hob die Hand, um ihr zuzuwinken.
»Was machst du da?«, sagte Nathan erbost und packte Wladimir beim Handgelenk. »Bist du verrückt? Die sieht uns am Ende noch!«
»Aber du hast doch gemeint, du kennst sie.«
»Also, ich hab nicht gesagt, ich würde sie kennen . Ich meine, ich kenne sie nur ein bisschen.«
»Nathan, bitte. Das kapier ich nicht.«
»Ich bin ihr begegnet, gestern Abend auf einer Party. Wir hatten beide getrunken …«
»Ah, so kennst du sie also!« Bei Wladimir hatte es klick gemacht. »Dann musst du mich ihr unbedingt vorstellen.«
Nathan vergewisserte sich, dass Nash nicht auf sie aufmerksam geworden war. Es war ein großes Schiff, und mit etwas Glück bestand die Möglichkeit …
»Scott, Nathan!«, rief der Commander.
»Ja, Sir!«, antwortete er.
»Steuerung und Navigation! Melden bei Captain Roberts.«
Nathan ließ sich auf den Stuhl niedersinken und blickte zu Jessica hinüber, die boshaft lächelte. »Du hast mich angeschmiert«, murmelte er.
»Ich glaube, ich habe dich unterschätzt, mein Freund«, flüsterte Wladimir und klopfte Nathan auf die Schulter.
»Taylor, Cameron!«
»Ja, Sir!«, rief eine Frau ein paar Plätze weiter außen.
»Steuerung und Navigation! Bei Captain Roberts melden.«
Nathan beugte sich vor und lugte an Wladimir vorbei. Die Frau war etwas jünger als Nathan und hatte schulterlanges braunes Haar. Sie war mittelgroß, hatte ein kantiges Gesicht und wirkte diszipliniert und geschäftsmäßig. Obwohl sie unverwandt zum Podium schaute, war Nathan sicher, dass sie ihn bemerkte. Als Nathan wieder nach vorn sah, warf sie ihrem Rivalen einen verstohlenen Blick zu.
Als alle ihrem Posten zugeteilt waren, trat der Lieutenant Commander vom Podium hinunter, und Commander Montero schloss das Briefing ab. »Die nächsten beiden Wochen werden Sie fordern. Sie werden nicht nur Ihr Ausbildungspensum erhöhen, sondern auch bei den abschließenden Arbeiten in Ihrer jeweiligen Abteilung aushelfen müssen. Nach dem Abschluss der Ausbildung werden einige von Ihnen zu Teamleitern befördert. Dann werden Sie die Ausbildung der nächsten Gruppe von Absolventen leiten, die in einem halben Jahr eintreffen wird. Bis diese Gruppe ausgebildet ist, wird das Schiff mit einer Minimalbesetzung von einhundert Mann anstatt der eigentlich vorgesehenen dreihundert fliegen, deshalb werden Sie auch nach Abschluss der Ausbildung Überstunden leisten.«
Der Commander legte eine Pause ein, trat von hinten ans Pult und lehnte sich dagegen. Offenbar wollte er seiner neuen Besatzung gegenüber eine weniger förmliche Haltung einnehmen. »Captain Roberts und ich sind uns bewusst, dass wir im nächsten halben Jahr von jedem Einzelnen von Ihnen viel verlangen werden. Aber Sie sind Absolventen der Flottenakademie, und das bedeutet, Sie sind das Beste, was dieser Planet zu bieten hat. Nur die Besten werden an der Akademie aufgenommen, und nur die Besten eines Jahrgangs werden Schiffen wie der Aurora zugeteilt.«
Diese Bemerkung gab Nathan zu denken. Er hatte sich an der Akademie nicht schlecht geschlagen und den zweiunddreißigstbesten Notendurchschnitt von fünfhundert Studenten seines Lehrgangs gehabt, doch er wusste genau, dass er nicht zu den Jahrgangsbesten gehörte, zumal in Anbetracht der Probleme, die ihm die Einsatz-Simulationen bereitet hatten. Er hätte sich glücklich geschätzt, wenn man ihn auf der Reliant der zweiten Flugschicht zugewiesen hätte. Weshalb war er dann jetzt als Erster Steuermann des neusten, schnellsten Raumschiffs der Flotte vorgesehen? Das fand er nicht nur unverdient, sondern er war sich nicht einmal sicher, ob er die Verantwortung überhaupt wollte . Auf einmal kam ihm der Gedanke, sein Vater könnte dabei seine Finger im Spiel gehabt haben. Aber warum? Was versprach er sich davon? Wollte er ihn zwingen, Verantwortung zu übernehmen, wie er es ihm sein Leben lang gepredigt hatte? Oder hoffte er, sein Sohn werde versagen und seine Weltraumkarriere gegen einen hübschen, sicheren
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