Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition)
Beste-des-Jahrgangs-Ansprache gehalten. Und da wüsste ich gern, Fähnrich Scott, ob Sie sich nicht fragen: ›Wie zum Teufel bin ich hierhergekommen?‹ Hat der Captain irgendein hohes Tier im Flottenkommando verärgert? Hat der Erste der Reliant einen Blick auf Ihre Akte geworfen und gesagt: ›Den Burschen nehme ich auf keinen Fall‹? Oder hat vielleicht Ihr Daddy, der Senator, seine Verbindungen spielen lassen, um seinen kleinen Jungen einer weniger gefährlichen Mission zuteilen lassen?«
»Daran habe ich auch schon gedacht, Sir«, räumte Nathan ein.
»Ach, wirklich?«, sagte der Captain mit gespielter Überraschung. »Gut, das gefällt mir. Damit kann ich arbeiten.« Er richtete sich auf und trat wieder hinter den Tisch. »Tatsache ist, es ist egal. Sie sind hier, und ich muss Sie beide in ein Top-Flugteam aufnehmen. Und dafür bleiben mir nur zwei Wochen Zeit. So lautet der Deal. In den nächsten zwei Wochen werden Sie im Flugsimulator essen, trinken und schlafen. Wenn Sie nicht im Flugsimulator sind, werden Sie im Einsatzsimulator verschiedene Szenarien durchspielen. Und wenn Sie glauben, die Simulationen an der Akademie wären schwierig gewesen, Fähnrich Scott, dann warten Sie mal ab, was meine Leute sich einfallen lassen werden. Sie werden flennen wie ein Säugling.«
Der Captain setzte sich wieder. »Am Ende des Trainings wird einer von Ihnen die Steuerung übernehmen, der oder die andere wird im Navigatorsessel Platz nehmen. Ganz egal, wer die Rolle des Piloten übernimmt, er wird befördert werden und das Kommando über das Team und irgendwann über sämtliche Flugteams der Aurora übernehmen. Aber eines sollte Ihnen klar sein. Ganz gleich, wer den Posten übernimmt, Sie beide werden lernen, als Team zusammenzuarbeiten. Haben Sie mich verstanden?«
»Jawohl, Sir!«, antworteten sie im Chor.
»Ich weiß nicht, ob es Absicht ist, dass die Flotte mir zwei so gegensätzliche Charaktere vor die Nase gesetzt hat. Wollen wir hoffen, dass Sie lernen werden, gegenseitig von Ihren Stärken zu profitieren und gegenüber den Schwächen Ihres Kollegen Nachsicht zu üben.«
Der Captain atmete tief durch und lehnte sich wieder zurück. »Ich werde mir Ihre Simulationen genauestens anschauen.« Auf einmal lächelte er. »Übrigens, ich bin Captain William Roberts. Willkommen an Bord.«
Beide waren wie erstarrt und sagten kein Wort. Cameron bewegte sich nicht, weil sie sich erst wieder rühren durfte, wenn sie entlassen waren. Nathan wartete ab, weil er zu nervös war, um sich zu bewegen.
»Entlassen«, sagte der Captain schließlich.
Nathan drehte sich um, trat vor Cameron auf die Brücke und ging weiter zum Flur, wo er stehen blieb, sich an die Wand lehnte und erleichtert aufseufzte.
»Das wird ja einfacher, als ich dachte«, meinte Cameron prahlerisch, als sie an ihm vorbeiging.
Nathan sah ihr nach und dachte: Was für ein Miststück.
3
Etwas stimmte nicht. Nathan drückte den Steuerknüppel nach links, um das Raumschiff für das Andocken an der Station auszurichten, doch aus irgendeinem Grund drehte sich das Schiff nach rechts. »Scheiße, was soll das?«
»Unbekannter Fehler beim backbordseitigen Manövriertriebwerk«, meldete Cameron.
»Ehrlich! Ich steuere nach links, aber das Schiff dreht nach rechts.«
»Brich ab«, sagte sie und versuchte herauszufinden, was los war.
»Was soll ich abbrechen?« Nathan nahm die Hände vom Steuerknüppel, erstaunt über Camerons scharfen Befehlston.
»Das Manöver.«
»Ich rühre gar nichts an.« Nathans Hände schwebten über der Steuerung.
Camerons Blick huschte über die Konsole, ihre Finger tanzten über den glatten Touchscreen im Versuch, des Problems Herr zu werden. Sie wusste, dass etwas nicht stimmte. Sie musste nur herausfinden, was es war, und dann die richtige Lösung finden. »Das Triebwerk feuert selbsttätig.«
»Dann deaktiviere es und schalte aufs Back-up-System um.« Nathan war sich bewusst, dass ihr bereits klar war, was sie zu tun hatte, und dass er es ihr eigentlich nicht extra zu sagen brauchte. Aber sie waren vom ersten Tag an schlecht miteinander ausgekommen, und wenn er am Steuer saß, fühlte er sich ihr gegenüber unsicher und war deshalb gezwungen, ihr alles vorzukauen, weil er sich keine Blöße geben wollte.
»Ich arbeite dran«, versicherte sie ihm. Jetzt, da sie wusste, was getan werden musste, klang sie ruhiger als zuvor. »Das Triebwerk reagiert nicht. Die rechte Querschubdüse feuert weiter.«
»Schalt das Ding ab, Cam.
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