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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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wenigstens beweisen, dass ich nicht der Halunke bin, für den sie mich noch immer hält. Der Brief wird zuverlässig an sein Ziel gelangen.«
    »John …«
    »Gib doch endlich zu, dass du aus ganz anderen Gründen in den Laden willst. Habe ich recht, Paulie? Vielleicht ein Tête-à-Tête mit Maddy Thompson?«
    »Ich verabscheue diese Spielchen, lieber Bruder. Wenn dir so viel an der Beförderung des Briefes liegt, dann tu dir keinen Zwang an.«
    »Spiel jetzt bloß nicht den Beleidigten!«, rief John, woraufhin die Mädchen kicherten.
    Für Charmaine war die Angelegenheit jedoch keineswegs erledigt. »Wenn ich gewusst hätte, welchen Wirbel der Brief auslöst, hätte ich ihn oben gelassen.« Ihr Lachen klang künstlich. »Ich bringe ihn lieber selbst zur Post.« Sie beugte sich nach vorn, um John den Brief aus der Hand zu nehmen, doch der brachte ihn außer Reichweite.
    »Die Kinder haben doch jetzt Unterricht, oder nicht? Da müssen persönliche Angelegenheiten leider zurückstehen. Aber keine Sorge! Ich gebe Ihnen mein Wort als Gentleman: In meinen Händen ist Ihr Brief absolut sicher. Doch falls Sie noch immer Bedenken haben – George kann für meine Diskretion bürgen. Im Gegensatz zu einer bestimmten Person, die jedoch ungenannt bleiben soll, habe ich mich noch nie so weit vergessen, die Briefe anderer Menschen zu lesen.«
    Charmaine errötete.
    »Außerdem muss ich nicht diesen Brief lesen, um zu wissen, was Sie von mir halten. Das haben Sie schon mehrmals unzweifelhaft zum Ausdruck gebracht.«
    Charmaine zog sich mit den Kindern ins Spielzimmer zurück. Je mehr Zeit verging, desto inständiger hoffte sie, dass John endlich das Haus verließ und sie noch rechtzeitig den Korb für ihren Lunch mit den Kindern bei Fatima bestellen konnte. Inzwischen war es fast elf Uhr. Während Paul und George noch immer im Arbeitszimmer über ihren Papieren saßen, hatte John offenbar die Zeit in seinem Zimmer vertrödelt. Wo war nur der Eifer hin, den er beim Frühstück an den Tag gelegt hatte?
    Charmaine konzentrierte sich auf die Mathematik, um nicht länger an die Misslichkeiten denken zu müssen: an das verspätete Picknick und an Johns Angebot, den Brief zu befördern. Ob er ihn unterwegs las? Selbst wenn er es tat, würde sie es nie erfahren! Es war dumm gewesen, ihren Hass so unverhüllt einem Stück Papier anzuvertrauen – jetzt hielt es der Teufel persönlich in der Hand!
    John Duvoisin – der Teufel persönlich. Ja, sie hasste diesen Mann! Sie hasste seine überhebliche Art, hasste, wie er sie verspottete und bloßstellte und auch noch Spaß daran hatte. Sie hasste, dass er alles von ihr zu wissen glaubte, und sie hasste, mit welcher Wonne er Menschen unglücklich machte. Ja, sie hasste ihn. Sie hasste ihn ebenso, wie sie ihren Vater hasste. Sie hasste, hasste, hasste ihn! Colettes Worte verfolgten sie: Zuerst werden Sie ihn hassen … Zuerst? Und dann? Hatte sie nicht angedeutet, dass jeder ihn liebte, der ihn besser kennenlernte? Lächerlich! Charmaine hatte John vom ersten Augenblick an gehasst, und das würde sich bis in alle Ewigkeit nicht ändern. Im Gegenteil. Sie sehnte den Tag herbei, an dem er endlich wieder seine Sachen packte und nach Richmond zurückfuhr. Wenn es nach ihr ging, konnte das gar nicht früh genug geschehen.
    Charmaine merkte auf, als plötzlich Türen zuschlugen und Schritte durch den Flur hallten. Rasch überließ sie Yvette und Jeannette den Aufgaben und trat auf die Veranda. Für Anfang August wehte eine angenehm kühle Brise, die in den Blättern der großen Eiche raschelte. Sie sah zu den Koppeln hinüber und wurde mit dem Anblick von Paul belohnt, der die Hände in die Hüften stützte und offenbar etwas mit George und zwei Stallburschen zu besprechen hatte. Seine Haltung strahlte eine natürliche Autorität aus – von den breiten Schultern und dem schlanken Körper bis hin zu den muskulösen Schenkeln, die sich unter seiner Reithose abzeichneten. Die blank polierten Reitstiefel vollendeten das Bild. Charmaine musste die Augen schließen, weil ihr Herz plötzlich wie wild klopfte. Sie dachte an ihren ersten Tag auf der Insel, als sie Paul an Bord der Raven erspäht und das Spiel der Muskeln auf seinem gebräunten Rücken bewundert hatte – ein unvergesslicher Anblick, der sie an die römischen Statuen in europäischen Museen erinnert hatte.
    Dann dachte sie an den gestrigen Abend, an den Kuss im Garten, und wieder raste ihr Herz. Obgleich sie im letzten Moment

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