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Der Frauenkrieg (German Edition)

Der Frauenkrieg (German Edition)

Titel: Der Frauenkrieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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lassen, um mit ihr den Verwundeten Hilfe, den Witwen und Waisen Trost und Geld zu bringen.
    Die Prinzessin versammelte alle, die an dem Zuge teilgenommen hatten; sie erhob in ihrem Namen und in dem des Herrn Herzogs von Enghien die Taten der Männer, die sich ausgezeichnet hatten, sprach lange mit Ravailly, der, den Arm in der Binde, ihr schwor, er sei bereit, am andern Tage, wieder anzufangen, legte ihre Hand auf die Schulter d'Espagnets und sagte ihm, sie betrachte ihn und seine braven Bordolesen als die festesten Stützen ihrer Partei; erregte endlich die Phantasie aller so gut, daß die Entmutigsten feierlich gelobten, sie würden sich rächen, und auf der Stelle nach der Insel Saint-George zurückkehren wollten.
    »Nicht auf der Stelle,« sagte die Prinzessin, »benutzt den Tag und die Nacht zur Ruhe, und übermorgen werdet Ihr die Insel auf immer gewinnen.«
    Diese Versicherung, mit fester Stimme ausgesprochen, wurde mit lauten Rufen kriegerischen Eifers aufgenommen. Aber alle diese Rufe trafen tief das Herz der Vicomtesse, denn sie erschienen ihr wie ebensoviele das Leben ihres Geliebten bedrohende Dolche.
    »Du siehst, wozu ich mich anheischig gemacht habe, Claire,« sagte die Prinzessin; »es ist deine Sache, meine Schuld gegen diese Tapferen abzutragen.«
    »Seid unbesorgt, Madame,« antwortete die Vicomtesse, »ich werde halten, was ich versprochen habe.«
    An demselben Abend ging ein Eilbote nach Saint-George ab.

Neuntes Kapitel.
    Während Canolles am andern Tage seine Morgenrunde machte, näherte sich ihm Vibrac und übergab ihm ein Billett nebst einem Schlüssel; beides hatte in der Nacht ein Unbekannter gebracht und dem Leutnant von der Wache mit der Bemerkung, es bedürfe keiner Antwort, eingehändigt.
    Canolles bebte, als er die Handschrift der Frau von Cambes erkannte, und vermochte nur zitternd das Billett zu öffnen.
    Es enthielt folgende Worte: »In meinem letzten Schreiben benachrichtigte ich Euch, daß das Fort Saint-George in der Nacht angegriffen werden würde; in diesem sage ich Euch, daß das Fort Saint-George morgen genommen sein wird; als Mann, als Soldat des Königs seid Ihr keiner andern Gefahr preisgegeben, als der, Gefangener zu werden: Fräulein von Lartigues aber befindet sich in einer ganz andern Lage; der Haß, den man gegen sie hegt, ist so groß, daß ich nicht für ihr Leben stehen würde, wenn sie in die Hände der Bordolesen fiele. Bestimmt sie, zu fliehen, ich gebe Euch die Mittel dazu. »Oben an Eurem Bette, hinter einer Tapete mit dem Wappen der Herren von Cambes, denen einst die Insel Saint-George gehörte, findet Ihr eine Tür, zu der ich Euch hiermit den Schlüssel schicke. Diese Tür ist eine von den Öffnungen eines unterirdischen Ganges, der sich unter dem Flusse durchzieht und in dem Herrenhause von Cambes ausmündet. Laßt Fräulein Nanon von Lartigues durch diesen Gang fliehen, und wenn Ihr sie liebt. .. flieht mit ihr.
    »Ich stehe mit meiner Ehre für ihr Leben.
    »Gott befohlen. Wir sind quitt.
    Vicomtesse von Cambes.«
    Canolles las dieses Billett wieder und wieder, schauerte vor Schrecken bei jeder Zeile, erbleichte bei jedesmaligem Lesen; er fühlte, ohne dieses Geheimnis ergründen zu können, daß eine fremde Macht ihn umhüllte und über ihn verfügte. Der unterirdische Gang, der von seinem Bette aus mit dem Schlosse Cambes zusammenhing, hätte er nicht dazu dienen können, Saint-George in die Hände des Feindes zu liefern?
    Vibrac folgte auf dem Gesichte des Gouverneurs den letzten Bewegungen, die sich darauf abspiegelten, und fragte: »Schlimme Nachrichten, Kommandant?« – »Ja, es scheint, man wird uns in der nächsten Nacht angreifen.«
    »Die Starrköpfe!« rief Vibrac; »ich hätte geglaubt, sie könnten sich für gehörig gestriegelt halten, und wir würden auf mindestens acht Tage nicht mehr von ihnen sprechen hören.«
    »Ich brauche Euch nicht die strengste Wachsamkeit zu empfehlen,« sagte Canolles.
    »Seid unbesorgt, Kommandant. Ohne Zweifel werden sie uns zu überrumpeln suchen, wie das letzte Mal.«
    Canolles kehrte in seine Wohnung zurück und ging mit aller möglichen Behutsamkeit zu Werk, um von Nanon nicht gesehen zu werden; nachdem er sich versichert hatte, daß er allein war, schloß er sich ein.
    Oben an seinem Bette erblickte er das Wappen der Herren von Cambes auf einem von einem goldenen Band umgebenen Stück Tapete.
    Canolles hob das Band auf, das, sich von der Tapete losmachend, den Rand einer Tür zeigte.
    Diese Tür öffnete

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