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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ihm gegen ihren Gatten, der fünfhundert Pistolen verlor.
    Am andern Tage kam es aus irgend einem Grunde zu einem Volksaufstand, der sich auch gegen den Generalanwalt richtete. Als die Scheiben zerschmettert waren, fing der Pöbel an, Feuer an das Haus zu legen. Man lief nach Bränden, als Canolles mit einer Abteilung des Regiments Navailles anlangte, Frau Lavie in Sicherheit brachte und ihren Gatten einem Nutzend Wütender entriß.
    Hierauf kehrte er, da eben der Zapfenstreich erklang, nach dem Schlosse Trompette zurück, wo er einen Brief vorfand, dessen Handschrift ihn erbeben ließ. Es war die Handschrift der Frau von Cambes.
    Er öffnete den Brief und las: »Seid morgen gegen sechs Uhr nachmittags allein in der Karmeliterkirche und setzt Euch in den ersten Beichtstuhl rechts beim Eingange. Ihr werdet die Tür offen finden.«
    »Halt!« rief Canolles, »das ist ein origineller Gedanke.«
    Es war noch eine Nachschrift dabei:
    »Macht kein Rühmens,« sagte diese, »daß Ihr dahin geht, wo Ihr gestern »und heute gewesen seid; bedenkt wohl, Bordeaux ist keine royalistische Stadt; das Schicksal, das der Herr Generalanwalt ohne Euch erlitten haben dürfte, zeigt Euch die Gefahr.«
    »Gut,« dachte Canolles, »sie ist eifersüchtig. Ich habe also, was sie auch sagen mag, recht gehabt, heute und gestern zu Herrn Lavie zu gehen.«
     

Elftes Kapitel
     
    Canolles brachte eine von den fieberhaften Nächten hin, die zugleich brennen und beruhigen, indem die Glückseligkeit das Gegengewicht der Schlaflosigkeit bildet. Obgleich er die ganze Nacht kaum ein Auge geschlossen hatte, stand er doch schon am frühen Morgen auf.
    Genau zur bestimmten Stunde ging er auf den Beichtstuhl zu, den er offen fand. Durch die düstern Glasscheiben drangen die Strahlen der untergehenden Sonne; das ganze Innere des Gebäudes war durch jenes geheimnisvolle Licht erleuchtet, das so sanft ist für die Betenden und für die Liebenden. Canolles hätte ein Jahr seines Lebens gegeben, um nicht in diesem Augenblick eine Hoffnung zu verlieren.
    Er schaute umher, um sich zu versichern, daß die Kirche verlassen war, durchforschte mit den Augen jede Nische; als er sich überzeugt hatte, daß ihn niemand sehen konnte, trat er in den Beichtstuhl, den er wieder hinter sich schloß.
    Einen Augenblick nachher erschien Claire, selbst in einen dicken Mantel gehüllt, an der Tür, vor der sie Pompée als Wache zurückließ; nachdem sie sich ebenfalls versichert hatte, daß sie nicht Gefahr lief, man könnte sie sehen, kniete sie auf einen Fußschemel des Beichtstuhls nieder.
    »Endlich,« sagte Canolles, »endlich seid Ihr hier, Madame! Endlich habt Ihr Gnade mit mir gehabt!«
    »Ich mußte wohl, da Ihr Euch in das Verderben stürztet,« erwiderte Claire, äußerst unruhig darüber, daß sie an dieser der Wahrheit geweihten Stätte eine zwar sehr unschuldige Lüge sagte, die darum aber doch eine Lüge war.
    »Madame, also nur einem Gefühle des Erbarmens habe ich die Wohltat Eurer Gegenwart zu verdanken? Oh! Ihr müßt zugeben, ich hatte das Recht, etwas Besseres als dies von Euch zu erwarten.«
    »Sprechen wir ernsthaft und wie es sich an einem heiligen Orte geziemt,« sagte Claire, vergebens bemüht, ihre bewegte Stimme fest klingen zu machen; »ich wiederhole, Ihr stürztet Euch ins Verderben, indem Ihr zu Herrn Lavie, dem geschworenen Feinde der Prinzessin, gingt. Gestern erfuhr es Frau von Condé von Herrn von Larochefoucault, der alles weiß, und sie sprach folgende Worte, die mich mit Schrecken erfüllten: »Wenn wir auch die Komplotte unserer Gefangenen zu befürchten haben, so müssen wir da Strenge anwenden, wo wir nachsichtig gewesen sind; in schwierigen Lagen bedarf es kräftiger Entschließungen; wir sind nicht nur bereit, solche zu fassen, sondern auch entschieden, sie auszuführen.« Die Vicomtesse sprach diese Worte mit festerer Stimme; es schien ihr, Gott würde der guten Absicht halber die Handlung entschuldigen. Sie legte eine Art von Dämpfer auf ihr Gewissen.
    »Ich bin nicht der Ritter Ihrer Hoheit, Madame, erwiderte Canolles, »ich bin der Eurige; Euch habe ich mich ergeben, Euch ganz allein; Ihr wißt unter welchen Umständen, und unter welcher Bedingung.«
    »Ich glaubte nicht, es wären Bedingungen gemacht worden.«
    »Nicht mit dem Munde vielleicht, aber mit dem Herzen. Ah! Madame, nach dem, was Ihr mir gesagt hattet, nach dem Glücke, das Ihr mich hattet erschauen lassen, nach den Hoffnungen, die Ihr mir gegeben! ... Ah! Madame,

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