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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Euch kennen, lieben Euch; seht also den Unterschied dieser beiden Gefühle, von denen das eine mein Gewissen, das andere mein Herz fordert.
    »Ich danke, mein Freund. Aber vielleicht folgt Ihr einer Euch fortreißenden, durch meine Gegenwart veranlaßten Bewegung, die Ihr einst bereut? Legt Eure Worte auf die Wagschale. Ich gebe Euch bis morgen Zeit, mir zu antworten. Wenn Ihr Fräulein von Lartigues etwas sagen wollt, wenn Ihr zu ihr gehen wollt... Ihr seid frei, Canolles, ich nehme Euch bei der Hand und führe Euch selbst aus den Toren von Bordeaux.«
    »Madame,« antwortete Canolles, »es ist nicht nötig, bis morgen zu warten; ich sage Euch mit glühendem Herzen, aber mit kaltem Kopfe: Ich liebe Euch, ich liebe nur Euch, ich werde immer nur Euch lieben.«
    »Ah! Dank, Dank, mein Freund,« rief Claire, indem sie das Gitter auf die Seite gleiten ließ und ihre Hand durchschob. »Euch meine Hand, Euch mein Herz.«
    Canolles ergriff diese Hand und bedeckte sie mit Küssen.
    »Pompée macht mir ein Zeichen, daß es Zeit sei, zu gehen,« sagte Claire; »ohne Zweifel wird man die Kirche schließen. Lebt wohl, mein Freund, oder vielmehr auf Wiedersehen. Morgen werdet Ihr erfahren, was ich für Euch, das heißt, für uns zu tun gedenke. Morgen seid Ihr glücklich, denn ich werde glücklich sein.«
    Und unfähig, das Gefühl zu bemeistern, das sie zu dem jungen Manne hinriß, zog sie ebenfalls seine Hand an sich, küßte die Spitze seiner Finger, entfloh mit leichten Schritten und ließ Canolles zurück, freudig wie die Engel, deren himmlische Konzerte ein Echo in seinem Herzen zu haben schienen.
     

Zwölftes Kapitel
     
    Indessen setzten sich, wie es Nanon gesagt hatte, der König, die Königin, der Kardinal und Herr de La Meilleraye in Bewegung, um die rebellische Stadt zu bestrafen, die es gewagt hatte, offen für die Prinzen Partei zu ergreifen; sie näherten sich langsam, aber sie näherten sich.
    Es wurde beschlossen, in Vayres, dessen neuen durch den Herzog von Epernon eingesetzten Gouverneurs man ganz sicher zu sein glaubte, mit kriegerischem Pomp einzuziehen.
    Die Königin befahl Guitaut, dem Kapitän der königlichen Garde, die Garden, die Musketiere und die Chevauxlegers zu versammeln. Der König stieg zu Pferde und stellte sich an ihre Spitze. Mazarins Nichte und die Ehrendamen stiegen in einen Wagen.
    Man brach sogleich nach Vayres auf. Die Armee folgte, und da man nur noch zehn Meilen zurückzulegen hatte, so sollte sie drei bis vier Stunden nach dem König eintreffen und sich auf dem linken Ufer der Dordogne lagern.
    Der König zählte kaum zwölf Jahre und war dennoch bereits ein schmucker Reiter, der sein Pferd mit aller Anmut führte und in seiner ganzen Person jenen Rassestolz offenbarte, der in der Folge aus ihm den in Dingen der Etikette anspruchsvollsten König Europas machte.
    »Eines setzt mich in Erstaunen, Herr Marschall,« sagte Mazarin, als man der Festung näher kam, zu de La Meilleraye.
    »Was, Monseigneur?« – »Mir scheint, die guten Gouverneure wissen in der Regel, was um ihre Festung her vorgeht, und sie sind einem König, wenn er die Gnade hat, nach dieser Festung zu marschieren, wenigstens eine Deputation schuldig.«
    »Ah! bah!« sagte die Königin, in ein schallendes, aber gezwungenes Lachen ausbrechend, »Zeremonien! Geht, das ist unnötig, die Treue ist mir lieber.«
    Herr de La Meilleraye bedeckte sich das Gesicht mit seinem Taschentuche, um, wenn nicht eine Grimasse, doch wenigstens seine Lust zu verbergen, eine solche zu machen.
    »Aber es rührt sich in der Tat kein Mensch,« sagte der junge König, unzufrieden über ein solches Vergessen der Regeln der Etikette.
    »Sire,« erwiderte Anna von Österreich, »hier sind die Herren de La Meilleraye und Guitaut, die Euch sagen werden, daß es die erste Pflicht eines Gouverneurs, besonders in einem feindlichen Lande ist, sich aus Furcht vor einem Überfall ruhig und gedeckt hinter seinen Mauern zu halten. Seht Ihr nicht Eure Fahne auf der Zitadelle flattern?«
    Und sie deutete mit Stolz auf dieses bezeichnende Emblem, das bewies, wie sehr sie in ihrer Hoffnung recht hatte.
    Der Zug setzte seinen Marsch fort und entdeckte ein vorgeschobenes Werk, das erst seit einigen Tagen errichtet zu sein schien.
    »Ah! ah!« sagte der Marschall, »der Gouverneur scheint in der Tat ein Mann vom Handwerk zu sein. Dieser Vorposten ist gut gewählt und die Verschanzung geschickt angelegt.«
    Die Königin schaute aus dem Kutschenschlage hervor, und

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