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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Ihr tun wollt; im Namen des Königs verbiete ich es.«
    »Frecher!« murmelte die Prinzessin.
    »Gut, gut! lassen wir ihn gewähren,« sagten einige Stimmen; »an Lavie wird auch die Reihe kommen.«
    »Stimmen wir ab!« riefen fast einstimmig die Richter.
    »Aber warum abstimmen,« sagte Lenet, »ohne erst beide Angeschuldigte gehört zu haben?«
    »Wohl, es sei,« sagte die Prinzessin, »hören wir auch den andern und wir stimmen über beide zugleich ab.«
    Das Tribunal hatte sich bereits stürmisch erhoben, setzte sich aber wieder, und man vernahm wie vorher, als Canolles erschien, den Lärm von Tritten, das Klirren der Hellebarden, die Tür öffnete sich, und Cauvignac trat ein.
    Der Eintretende bildete einen schlagenden Gegensatz zu Canolles; so sehr er sich auch Mühe gegeben hatte, seine vom Pöbel stark beschädigten Kleider wieder instandzubringen, so waren doch die Spuren noch recht sichtbar. Seine Augen flogen lebhaft auf die Schöffen, auf die Offiziere, die Herzogin und die Prinzessin, und umfaßten wie mit einem Kreisblick den ganzen Gerichtshof; dann rückte er mit der Miene eines Fuchses, der den Jäger von der Fährte abbringen will, als prüfe er bei jedem Schritte mit dem Fuße den Boden, mit lauerndem Ohr, bleich und sichtbar unruhig vor, und sagte, ohne abzuwarten, daß man ihn befragte:»Eure Hoheit hat mir die Ehre erzeigt, mich vor sich rufen zu lassen?«
    »Ja, mein Herr,« Antwortete die Prinzessin; »ich wollte durch Euch selbst Gewißheit über einige Punkte erlangen, die Euch betreffen und uns in Verlegenheit setzen.«
    »Madame,« erwiderte Cauvignac, sich verbeugend, »ich bin ganz bereit, der Gunst zu entsprechen, die mir Eure Hoheit, erweist.«
    Und er verbeugte sich abermals mit der artigsten Miene, die er anzunehmen vermochte, doch fehlte ihm dabei weit die Leichtigkeit des Anstands und die Natürlichkeit, die Canolles gezeigt hatte.
    »Das wird bald geschehen sein,« sagte die Prinzessin, »besonders wenn Ihr ebenso bestimmt antwortet, wie wir fragen.«
    »Ich erlaube mir Eurer Hoheit zu bemerken,« erwiderte Cauvignac, »da die Frage stets vorbereitet wird, was bei der Antwort nie der Fall sein kann, so ist es viel schwieriger, zu antworten, als zu fragen.«
    »Oh! unsere Fragen werden so klar und deutlich sein,« versetzte die Prinzessin, »daß wir Euch jedes Nachdenken ersparen. Euer Name?«
    »Madame, das ist gerade von Anfang an eine Frage, die zu einer Verlegenheit Anlaß gibt.«
    »Wieso?«
    »Ja, es kommt oft vor, daß man zwei Namen besitzt, den, welchen man von seiner Familie empfangen, und den, welchen man sich selbst gegeben hat. Ich zum Beispiel glaubte einigen Grund zu haben, meinen ersten Namen aufzugeben, um einen andern minder bekannten anzunehmen. Welchen von diesen Namen soll ich Euch nun nennen?«
    »Den, unter dem Ihr in Chantilly erschienen seid, den, unter dem Ihr Euch verbindlich gemacht habt, mir eine Kompanie anzuwerben, den, unter dem Ihr sie geworben, den endlich, unter dem Ihr Euch an Herrn Mazarin verkauft habt.«»Verzeiht, Madame, aber es scheint mir, ich habe bereits die Ehre gehabt, siegreich alle diese Fragen bei der Audienz zu beantworten, die Eure Hoheit mir diesen Morgen zu bewilligen die Gnade hatte.«
    »Schreibt, der Baron von Cauvignac,« sagte endlich die Prinzessin.
    In gleicher Weitschweifigkeit und ausweichenden Redegewandtheit beantwortete Cauvignac die andern Fragen, und als er schließlich das Verhör unterzeichnen sollte, sagte er: »Es würde dies mit dem größten Vergnügen geschehen, und ich wäre entzückt, etwas zu tun, was Eurer Hoheit angenehm sein dürfte; aber bei dem Streite, den ich diesen Morgen mit dem Pöbel von Bordeaux auszuhalten hatte, bei diesem Streite, aus dem mich Eure Hoheit so edelmütig durch das Dazwischentreten ihrer Musketiere zog, verstauchte ich mir unglücklicherweise die rechte Hand, und es ist mir mein ganzes Leben hindurch unmöglich gewesen, mit der linken zu schreiben.«
    »Zeichnet die Weigerung des Beklagten auf, mein Herr,« sagte die Prinzessin zu dem Schreiber.
    »Die Unmöglichkeit, Herr, schreibt die Unmöglichkeit,« rief Cauvignac; »Gott soll mich behüten, daß ich einer so großen Fürstin, wie Ihr seid, irgend etwas verweigerte, wenn es in meiner Macht läge.«
    Und sich mit der tiefsten Ehrfurcht verbeugend, ging Cauvignac in Begleitung seiner Wachen hinaus.
    »Ich glaube, Ihr habt recht, Herr Lenet,« sagte der Herzog von Larochefoucault, »und wir haben unrecht gehabt, uns diesen

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