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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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soll, vergessen!«
    Lenet lächelte traurig und erwiderte: »Ja, es muß so sein, denn es liegt in der menschlichen Natur; vielleicht bildet die Selbstsucht der einzelnen das Heil der Massen. Jeder zieht um sich selbst und um die Seinigen einen Kreis mit dem Schwerte. Sprecht, Madame, legt Euer Geständnis bis zum Ende ab. Bekennt offenherzig, daß Ihr es kaum erwarten könnt, bis der Unglückliche seinem Schicksal unterlegen ist, denn durch seinen Tod sichert dieser Unglückliche Eurem Verlobten das Leben.«
    »Oh! Lenet, ich schwöre Euch, daran habe ich noch nicht gedacht. Aber nötigt meinen Geist nicht, dabei zu verweilen, denn ich liebe ihn so sehr, daß ich nicht weiß, was ich im Wahnsinn meines Herzens zu wünschen imstande bin.«
    »Armes Kind!« sagte Lenet mit einem Tone tiefen Mitleids, »warum habt Ihr dies alles nicht früher gesagt?« – »Oh! mein Gott, Ihr erschreckt mich. Ist es denn zu spät, ist er noch nicht ganz gerettet?«
    »Er ist es, da die Frau Prinzessin ihr Wort gegeben hat; aber...«
    »Was aber?« – »Aber, ach! ist man irgend einer Sache sicher auf dieser Welt, und Ihr, die ihn, wie ich, für gerettet hält, weint Ihr nicht, statt Euch zu freuen?«
    »Ich weine, weil ich ihn nicht besuchen kann, Freund,« entgegnete Claire. »Bedenkt, daß er diesen abscheulichen Lärm hören und an eine ihm nahe bevorstehende Gefahr glauben muß; bedenkt, daß er mich der Lauheit, des Verrates anklagen kann! Oh! Lenet, Lenet, welche Pein! In der Tat, wenn die Prinzessin wüßte, was ich leide, sie hätte Erbarmen mit mir.«
    »Wohl, Vicomtesse, Ihr müßt ihn sehen...«
    »Ist das nicht etwas ›Unmögliches?‹ »Gibt es etwas Unmögliches für die Frau, die Saint-George erobert hat?« versetzte Lenet lächelnd.
    »Ach!« sagte Claire, »seit zwei Stunden suche ich ein Mittel, in die Festung zu dringen, und habe bis jetzt noch keines gefunden.«
    »Und was gebt Ihr mir, wenn ich es Euch biete?«
    »Ich gebe Euch... Oh! ich gebe Euch die Hand an dem Tage, wo ich mit ihm vor den Altar trete.«»Ich danke, mein Kind, Ihr habt recht; in der Tat, ich liebe Euch wie ein Vater; ich danke.«
    »Das Mittel! Das Mittel!«
    »Hier ist es. Ich hatte die Prinzessin um einen Passierschein gebeten, in der Absicht, mich mit den Gefangenen zu besprechen; denn wäre es möglich gewesen, den Kapitän Cauvignac zu retten, so hätte ich diesen Menschen gern wieder für unsere Partei gewonnen; nun aber ist dieser Passierschein unnütz, da Ihr ihn durch Eure Gebete für Herrn von Canolles zum Tode verurteilt habt.«
    Claire schauerte unwillkürlich.
    »Nehmt also dieses Papier,« fuhr Lenet fort; »es ist, wie Ihr seht, kein, Name darin genannt.«
    Claire nahm das Papier und las:
    »Der Kerkermeister der Festung wird dem Inhaber dieses mit demjenigen von den zwei Kriegsgefangenen, mit dem er sich zu unterreden wünscht, eine Besprechung von einer halben Stunde gewähren.
    Claire Clemence von Condé

    »Ihr habt ein Männergewand?« sagte Lenet, »zieht es an. Ihr habt den Passierschein, benutzt ihn.«
    Claire faßte Lenet bei der Hand, zog ihn an sich und küßte ihn auf die Stirn, wie sie es nur mit dem zärtlichsten Vater getan haben könnte.
    »Geht, geht,« sagte Lenet, indem er sie sanft fortschob, »verliert keine Zeit; wer wahrhaft liebt, kennt kein Zaudern.«
    Als er sie dann in ein anderes Zimmer gehen sah, wo Pompée von ihr gerufen, auf sie wartete, um ihr beim Wechseln der Kleider zu helfen, murmelte er: »Ach! wer weiß?«
     

Achtzehntes Kapitel
     
    Das Geschrei, das Gebrüll, die Drohungen, die wilde Aufregung der Menge waren Canolles, der ein Zimmer im Erdgeschoß eines Festungswerkes neben dem Cauvignacs innehatte, durchaus nicht entgangen.
    »Bei Gott,« sagte er, »es ist ein sehr bedauerlicher Vorfall ... Richons Tod ... Armer Richon! er war ein Tapferer; sein Tod wird unsere Gefangenschaft schlimmer machen ... Warum, zum Teufel, ist die Nachricht nicht morgen statt heute, das heißt nach meiner Verbindung mit Claire, eingelaufen?«
    Dann näherte er sich dem Fenster, um hinauszuschauen, und fuhr fort:
    »Welche Bewachung! Zwei Soldaten vor der Tür. Und wenn ich bedenke, daß ich hier acht Tage, vielleicht vierzehn Tage eingeschlossen bleiben soll, bis irgend ein Ereignis vorfällt, das den Tod Richons in Vergessenheit bringt! Arme Claire! sie muß in Verzweiflung sein; glücklicherweise weiß sie, daß ich verhaftet bin. Aber wohin laufen denn all diese Leute? Man sollte glauben, nach der

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