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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Larochefoucault. »In zwei Stunden wird sich dieses Volk selbst Gerechtigkeit verschafft haben. Urteilen wir also, meine Herren, und zwar ohne Verzug.«
    Die Prinzessin stand auf und rief: »Und warum urteilen? Wozu ein Urteil? Ihr habt das Urteil soeben vernommen, das Volk von Bordeaux hat es gesprochen.«
    »In der Tat,« sagte Frau von Tourville, »nichts ist einfacher, als die Lage der Dinge. Es ist die Strafe der Wiedervergeltung, und nichts anderes. Das müßte sich ohne weiteres von Profoß zu Profoß abmachen.«
    Lenet konnte nicht länger zuhören; er sprang von seinem Platze aus mitten in den Kreis und rief:
    »Ah! kein Wort mehr, ich bitte Euch, Madame, denn eine solche Ansicht wäre zu unheilvoll. Ihr vergeßt, daß selbst die königliche Gewalt, als sie auf eine schändliche Weise strafte, die Achtung vor den gesetzlichen Formen wahrte und die Strafe durch einen Spruch von Richtern bestätigen ließ.«
    »Ah! ich darf nur ein Wort aussprechen, und Herr Lenet ist sicher der entgegengesetzten Meinung,« erwiderte Frau von Tourville. »Leider steht diesmal meine Meinung im Einklang mit der Ihrer Hoheit.«
    »Ja, leider,« sagte Lenet.
    »Mein Herr!...« rief die Prinzessin.
    »Ei! Madame, wahrt wenigstens den Schein,« entgegnete Lenet; »wird es Euch nicht immer freistehen, zu verurteilen?«
    »Herr Lenet hat recht,« sagte der Herzog von Larochefoucault; »der Tod eines Menschen ist eine zu ernste Sache, besonders unter solchen Umständen, als daß wir die Verantwortlichkeit auf einem Haupte lasten lassen dürften, und wäre es auch ein fürstliches Haupt.«
    Dann sich an das Ohr der Prinzessin neigend, sagte er so, daß es nur die Gruppe der Vertrauten allein hören konnte: »Madame, vernehmt die Meinung aller, und behaltet zur Urteilsprechung nur die, deren Ihr sicher seid. Auf diese Art haben wir nicht zu befürchten, unsere Rache könnte uns entgehen.«
    »Einen Augenblick,« sagte Herr von Bouillon, sich auf seinen Stock stützend und sein gichtisches Bein aufhebend, »Ihr habt davon gesprochen, man solle die Verantwortlichkeit von dem Haupte der Prinzessin entfernen; ich weise sie nicht zurück, aber ich verlange, daß die übrigen sie mit mir teilen. Ich will nichts anderes, als fortwährend Rebell sein, doch in Gesellschaft, mit der Frau Prinzessin einerseits und dem Volke andererseits. Teufel! man soll mich nicht vereinzeln. Ich habe meine Souveränität in Sedan über einem Spaße dieser Art verloren. Damals hatte ich eine Stadt und einen Kopf. Der Kardinal von Richelieu nahm meine Stadt; heute habe ich nur noch einen Kopf, und es gelüstet mich nicht, mir diesen vom Kardinal Mazarin nehmen zu lassen. Ich verlange daher die Herren Notabeln von Bordeaux als Beisitzer.«
    »Solche Unterschriften neben den unsern!« murmelte die Prinzessin, »Pfui!«
    »Der Pflock hält den Balken, Madame,« erwiderte der Herzog von Bouillon.
    »Ist das Eure Ansicht, meine Herren?«
    »Ja,« antwortete der Herzog von Larochefoucault.
    »Und Ihr, Lenet?«
    »Madame,« sagte Lenet, »ich bin glücklicherweise weder Prinz, noch Herzog, noch Offizier, noch Schöffe. Ich habe also das Recht, mich jeden Ausspruchs zu enthalten, und enthalte mich.«
    Da erhob sich die Prinzessin und ermahnte die Versammlung, die sie berufen hatte, die königliche Aufforderung durch einen kräftigen Akt zu erwidern. Kaum hatte sie ihre Rede geendigt, als sich das Fenster abermals öffnete und man zum zweiten Male tausend Stimmen wie mit einem Munde schreien hörte: »Es lebe die Frau Prinzessin! Rache für Richon! Tod den Epernonisten und Mazarinern!«
    Frau von Cambes faßte Lenet beim Arm und sagte: »Herr Lenet, ich sterbe.«
    »Die Frau Vicomtesse von Cambes bittet Ihre Hoheit um Erlaubnis, sich entfernen zu dürfen,« sprach Lenet.
    »Nein, nein,« versetzte Claire, »ich will...«
    »Euer Platz ist nicht hier, Madame,« unterbrach sie Lenet, »Ihr vermögt nichts für ihn, ich werde Euch alles mitteilen, und wir werden ihn zu retten suchen.«
    »Die Vicomtesse mag sich entfernen,« sagte die Prinzessin. »Den Damen, die der Sitzung nicht beiwohnen wollen, steht es frei, ihr zu folgen. Wir wollen nur Männer hier.«
    Keine von den Frauen rührte sich, nur Frau von Cambes entfernte sich, unterstützt von Lenet. Auf der Treppe begegnete sie Pompée, den sie auf Erkundigung ausgeschickt hatte.
    »Nun?« fragte sie.
    »Nun!« antwortete er, »er ist verhaftet.«
    »Herr Lenet,« sagte Claire, »ich habe nur noch Vertrauen zu Euch und

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