Der Frauenkrieg
und zitternden Knien an seinen Armen hängt, ihn drückt, an sich zieht, ihm mit einer Miene erschreckender Zärtlichkeit zulächelt, und irre Blicke auf all den Menschen umherlaufen läßt, unter denen sie vergebens einen Freund sucht.
Der Kapitän, der seinerseits Befehle vom Herzog von Larochefoucault erhalten hat, spricht ebenfalls leise mit seinen Offizieren. Canolles, dessen Auge sicher ist, dessen Ohr auf die geringsten, Worte horcht, die seinen Zweifel in Gewißheit verwandeln können, hört ihn, obgleich er die Vorsicht gebraucht, so leise als möglich zu reden, die Worte sprechen: »Man müßte jedoch ein Mittel finden, die arme Frau zu entfernen.«
Er trachtet nur danach, seinen Arm von dem liebevollen Drucke zu befreien, der ihn zurückhält, Claire bemerkt seine Absicht und klammert sich mit ihrer ganzen Kraft an ihn an.
»Man muß noch mehr suchen,« ruft sie; »man hat vielleicht schlecht gesucht und wird diesen Menschen wiederfinden. Suchen wir, suchen wir alle, er kann unmöglich entwichen sein. Warum wäre Herr von Canolles sonst nicht ebensogut wie er entwichen? Auf! Herr Kapitän, ich flehe Euch an, gebt Befehle, daß man sucht.«
»Man hat gesucht, Madame,« antwortete er, »und sucht noch in diesem Augenblick. Der Kerkermeister weiß wohl, daß die Todesstrafe seiner harrt, wenn er seinen Gefangenen nicht zum Vorschein bringt; Ihr begreift also wohl, daß er ein Interesse dabei hat, aufs eifrigste zu suchen,«
»Mein Gott!« murmelte Claire, »und Herr Lenet kommt nicht zurück!«
»Geduld, teure Freundin, Geduld,« sagte Canolles, mit jenem weichen Tone, in dem man mit Kindern spricht,«»Herr Lenet ist soeben erst weggegangen und hat kaum die Wohnung der Frau Prinzessin erreichen können; laßt ihm wenigstens Zeit, das Vorgefallene auseinanderzusetzen und sodann mit der Antwort zu uns zurückzukehren.«
Und während er diese Worte sprach, drückte er sanft die Hand der Vicomtesse.
Als er sodann den starren Blick und die Ungeduld des Offiziers wahrnahm, sagte er: »Kapitän, wollt Ihr mit mir sprechen?«
»Allerdings, mein Herr,« antwortete der Kapitän, dem die Überwachung der Vicomtesse höchst peinlich wurde.
»Mein Herr,« rief Frau von Cambes, »führt uns zu der Frau Prinzessin, ich bitte Euch inständig. Was tut das Euch? Es ist besser, Ihr führt uns zu ihr, als daß wir hier in Ungewißheit bleiben; sie wird ihn sehen, mein Herr, sie wird mich sehen, ich rede mit ihr, und sie wiederholt ihr Versprechen.«
»Madame,« sagte der Offizier eifrig, »das ist eine vortreffliche Idee; geht selbst, geht, Ihr habt alle Hoffnung auf einen günstigen Erfolg!«
»Was sagt Ihr, Baron?« erwiderte die Vicomtesse, »glaubt Ihr, daß es gut sein wird? Wollt Ihr mich nicht täuschen? Was soll ich tun?«
»Geht, Madame,« sagte Canolles mit einer äußersten Anstrengung gegen sich selbst.
Die Vicomtesse ließ seinen Arm los, versuchte es, einige Schritte zu machen, kehrte aber dann wieder zu ihrem Geliebten zurück und rief: »Oh! nein, nein, ich werde ihn nicht verlassen.«
»Gott sei gelobt, Herr Lenet und der Herr Herzog kommen zurück,« fügte sie hinzu, als sie das Tor öffnen hörte.
Hinter dem Herzog, der mit seiner unempfindlichen Miene eintrat, erschien wirklich Lenet mit verstörtem Blick und zitternden Händen. Beim ersten Blick begriff Canolles, daß er nichts mehr zu hoffen hatte und daß er wirklich verurteilt war.
»Nun?« fragte die junge Frau, während sie eine so heftige Bewegung auf Lenet zu machte, daß sie Canolles mit sich fortzog.
»Nun,« stammelte Lenet, »die Frau Prinzessin ist in Verlegenheit.«
»In Verlegenheit?« rief Claire, »was soll das bedeuten?« – »Das bedeutet, daß sie nach Euch verlangt,« sagte der Herzog, daß sie Euch sprechen will.«
»Ist das wahr, Herr Lenet?« rief Claire, ohne sich darum zu bekümmern, was in dieser Frage Beleidigendes für den Herzog lag.
»Ja, Madame,« stammelte Lenet.
»Aber er?« – »Nun, Herr von Canolles kehrt in sein Gefängnis zurück, und Ihr bringt ihm die Antwort der Prinzessin,« erwiderte der Herzog.
»Werdet Ihr bei ihm bleiben, Herr Lenet?« fragte Claire.
»Madame, ich verlasse ihn nicht.«
»Ihr verlaßt ihn nicht, Ihr schwört es mir?«
»Mein Gott!« murmelte Lenet, den jungen Mann anschauend, der sein Urteil erwartete, und die junge Frau, die ein Wort von ihm töten sollte.
»Ihr schwöret nicht, Herr Lenet?«
»Ich schwöre es Euch,« antwortete der Rat und legte mit der größten
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