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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    »Du wirst immer hübscher, Carmencita. Wie machst du das nur?« Eberhardt Bercken lehnte lächelnd an der warmen Holzwand der Box. Die dunkle Stute neigte den Kopf, und der Mann streckte die Hand aus. Er fuhr ihr zart über die Mähne und strich dann, während sie versuchte, ihr weiches Maul in seine Hand zu schieben, mit dem Zeigefinger leicht über ihre Stirn.
    Die Tiere atmeten und schnauften und mampften und stampften. Ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit durchströmte Eberhardt, wie stets, wenn er im Stall bei den Pferden war.
    Hier konnte er entspannt und ohne Argwohn sein. Es gab keine Hinterlist und keinen Verrat. Pferde, diese empfindsamen Tiere, vergalten Zuneigung und Pflege mit Treue und Gehorsam.
    Als Fritz Meerkamp den Stall betrat, straffte Eberhardt sich. Er lehnte den Kopf in den Nacken und sagte forsch: »Na, meine Schöne, nachher wird gearbeitet, sonst setzt du noch Fett an.« Carmencita prustete leise. »Morgen, Meerkamp«, wandte er sich an den Verwalter. »In drei Monaten hat sie ihr erstes Turnier. Wir müssen sie tüchtig rannehmen.«
    »Morgen, Herr v. Bercken. Tscha, da geht ja nu wohl kein Weg dran vorbei. Lassen Sie mich ruhig machen.«
    »Sie wollen damit sagen, daß ich mich lieber um die Verwaltung kümmern soll, was, Meerkamp?«
    »Nee, das nich. Wenn jemand was von Pferden versteht, dann Sie«, sagte Fritz Meerkamp, und er wußte, wovon er redete. Er hatte sich schon bei Eberhardt Berckens Vater um Hof und Gestüt gekümmert, eine Position zwischen Verwalter und Knecht und Pferdetrainer. ›Der Meerkamp für alles‹ hatte der alte Bercken ihn manchmal scherzhaft genannt. Nun stand er nach dessen Tod dem jüngeren Sohn Eberhardt zur Seite, soweit die ollen Knochen das noch zuließen. Der ältere Sohn, Dietmar, war Arzt geworden. Chirurg in Hamburg. Und er hatte das väterliche Erbe glatt ausgeschlagen. Jedes Weihnachten kriegte er seinen Schinken geschickt, aber sonst hatten die Brüder wenig Kontakt zueinander. Waren zu verschieden. Dietmar war immer der erklärte Liebling seiner zarten, schönen Mutter gewesen. Eberhardt hatte sich als wilder Bengel benommen, um Mutters Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Natürlich hatte das gerade die gegenteilige Wirkung gehabt.
    Als der alte Bercken gestorben war, hatte Eberhardt, ohne lange zu zögern, sein Volkswirtschaft-Studium an den Nagel gehängt und das Erbe angetreten. Die Mutter war nach Hamburg in die Nähe ihres Lieblingssohnes gezogen.
    Meerkamp erlebte, wie die junge Frau ins Haus kam. Dicke Tannengirlanden über dem Portal, Blumen überall. Eberhardt hatte sie über die Schwelle getragen unter dem Jubel der Gäste und Angestellten. Sie war derselbe Typ gewesen wie die Mutter: eine dunkelhaarige Schönheit, kühl und stets eine Spur hochmütig. Die hellen Augen des jungen Bercken hatten gestrahlt. Damals waren sie noch ganz klar und ohne den Schleier der Melancholie gewesen, der sich jetzt so häufig über ihren Glanz legte.
    »Hier also steht die neue Frau auf Berckenhof«, hatte er gesagt und sein Glas erhoben, »willkommen, Gabriele!
    Wir alle wünschen von Herzen, daß du bei uns glücklich wirst.« Alle hatten ihr zugetrunken.
    »Hoch, hoch, hoooch!«
    »Danke«, hatte sie erwidert mit freundlichem Abstand. Nun ja, beliebt war Gabriele v. Bercken nie gewesen bei den Leuten auf Berckenhof. Als sie jedoch ein Kind erwartete, war ihr Mann überglücklich, und alle freuten sich mit ihm. Das war einmal.
    »Tscha, denn wollen wir mal. Ran an die Arbeit«, dröhnte Meerkamp.
    »In Ordnung, Boss«, gab Eberhardt scherzhaft zurück. Er trat auf den Hof hinaus. Frische, klare Morgenluft schlug ihm entgegen, trug den Duft von Nelken und Nadelhölzern zu ihm hin. Das Gut Berckenhof lag in einem kleinen Park von niedrig gehaltenen Fichten und Kiefern, durchsetzt mit schlanken Birken und breitkronigen Buchen. Vor dem lang hingestreckten Herrenhaus blühte ein großes Blumenrondell. Wiesen und Koppeln mündeten am Horizont in einen Wald ein, der auch zum Gut gehörte.
    Als Eberhardt den Hof übernommen hatte, war er ziemlich gefährdet gewesen. Der Umschwung in der Landwirtschaft, der erforderliche Übergang zur Spezialisierung machten sich hart bemerkbar. Eberhardt hatte seine ganze Kraft und sein Können und Wissen voll eingebracht, und es hatte ihm nur in ganz niedergeschlagenen Minuten leid getan, daß er sein Studium an den Nagel gehängt hatte.
    Oh, es war schön, Erfolg zu haben. Aus eigener Kraft Erfolg zu haben. Er liebte

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