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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Rätsel, das ihn umgab, zu lösen. »Nichts davon passt in unsere Zeit.«
    Penny hatte Mitleid mit Mister Ramsey O’Keefe, und vielleicht war sie auch ein wenig neugierig. Mehr war da nicht, doch sie konnte den Blick nicht von ihm wenden. Er sah auch wirklich stattlich aus mit seinen markigen Gesichtszügen, dem starken Kinn und einem Brustkorb, der von Muskeln überzogen war, die sich wie Taue unter der Haut abzeichneten. Solche Muskeln konnte man sich nicht durch Gewichtheben antrainieren. Die sehnige Geschmeidigkeit rührte von harter, körperlicher Arbeit her. Er war ein großer, schwerer Mann, doch seine eng anliegenden Hosen, die unterhalb seiner Knie gebunden waren, betonten seine schlanken Hüften und die mächtigen, starken Schenkel.
    Ein wirklich schöner Mann!
    Aber Flirts mit solchen Männern bedeuteten ihr schon lange nichts mehr. In der Filmindustrie gab es solche Männer in Massen, und hunderte, ähnlich sexy und selbstsicher wie dieser hier, waren schon hinter ihr her gewesen.
    Sie wandte sich ab und ließ den Kapitän wissen, sie werde in der Offiziersmesse warten, bis die Diana anlegte. Bevor sie hinaustrat, warf sie einen Blick zurück über die Schulter. Plötzlich ärgerte sie sich über seine Gegenwart.
    Ramsey O’Keefe war hier.
    Und Tess war weg.
    Für immer.

5
    Der nebelhafte Schleier lichtete sich, doch Ramsey blieb noch ruhig liegen und wartete einige Minuten, bis sich der Dunst völlig verflüchtigt hatte. Langsam öffnete er die Augen und musterte seine Umgebung. Er war allein, an Bord eines Schiffes, und ein Blick aus dem Bullauge sagte ihm, dass die Abendflut stieg. Er ließ seine Blicke langsam durch den Raum wandern, um seine Augen an das Licht zu gewöhnen. Die durchsichtige Maske war gerissen, aber nicht zerbrochen. Dass sie nicht aus schwerem Glas, sondern aus federleichtem Material bestand, hatte er sofort bemerkt. Er suchte nach etwas Vertrautem, nach irgendetwas, das ihm einen Hinweis darauf lieferte, wo er sich befand. Die Kajüte war voll mit flachen Schalen und metallenen Instrumenten. Überall standen Kisten, Schüsseln, Gläser und große Metallzylinder mit Röhren. Von der Decke hingen Gestelle aus Metall. Es musste der Raum eines Schiffsarztes sein, dachte er. In der Vergangenheit hatte er gelegentlich einen Arzt aufsuchen müssen.
    Vergangenheit.
    Oder Zukunft?, fragte er sich verwundert und legte die Stirn in Falten.
    Er wollte nicht nur wissen, in welchem Jahrhundert er sich befand, sondern auch, wem das Schiff gehörte, das sie so geschwind dahintrug und einen Lärm zum Gotterbarmen machte. Und wie es kam, dass die Luft so frostig kalt war wie ein Frühlingsmorgen in Neu-England, wo er doch wusste, dass draußen Sommer war, jenseits ... welcher Wand? Einer Eisenwand! Ram wollte sich unbedingt selbst davon überzeugen und versuchte, sich aufzuset-
    zen. Dabei stellte er fest, dass Handgelenke und Beine mit breiten Lederriemen an das Bettgestell gefesselt waren. Verdammte Engländer! Es war wohl als Demütigung gedacht, nachdem er drei Leute niedergeschlagen hatte. Ram stemmte sich gegen die Riemen und verbog dabei die Metallstäbe, doch das starke Leder gab einfach nicht nach.
    Verdammt noch mal! Wieder gefangen! Er stützte sich auf die Ellbogen und untersuchte das Bettgestell auf eine schwache Stelle.
    Noch ehe er sie entdeckt hatte, trat einer der Männer, die er niedergeschlagen hatte, durch die Luke. Er trug ein mit einem Tuch bedecktes Tablett.
    »Löse meine Fesseln.«
    Der Matrose mit der Hakennase warf einen kurzen Blick auf das Tablett. »Gleich.«
    »Nein, auf der Stelle. Und du wirst mich nicht wieder mit einem von diesen Gerätschaften stechen, Freundchen, wenn du den nächsten Morgen erleben willst.«
    Graves zögerte, dann stellte er das Tablett ab und füllte umsichtig die Spritze. »Das muss sein, Sir. Der Schnitt da«, er wies auf Rams bandagierte Wade, »hat sich bereits entzündet. Das Messer war schmutzig.«
    »Ich hatte nie vor, es bei mir selbst anzuwenden«, knurrte Ram. Worauf er damit anspielte, war klar.
    Der junge Mann nahm die saubere Spritze hoch und ließ ein paar Tropfen herauslaufen. »Es ist nur ein Antibiotikum.«
    Misstrauisch hob Ram die Brauen. Er wollte nicht zu erkennen geben, dass er eine solche Medizin nicht kannte.
    »Haben Sie Angst vor Nadeln, Sir?«
    »Hüte deine Zunge wohl, du Schnösel, und bring es hinter dich. Ich habe nämlich keine Hand frei, um dir für deinen Vorwitz das Fell zu gerben.«
    Graves lächelte und

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