Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
Vom Netzwerk:
Lukenrahmen und musterte ihn vom Kopf bis zu den Stiefelspitzen, dann sah sie den Matrosen an.
    »Der Kapitän möchte Sie sprechen, Mister Graves.«
    »Jawohl, Miss.« Der Matrose nickte, und als er an der Frau vorbeiging, errötete er eine Spur zu stark, wie Ramsey fand.
    Unverwandt und regungslos starrten sie sich an. Ramsey spürte, wie sich eine erregende Spannung zwischen ihnen aufbaute. Für ihn war es die erste Gelegenheit, sie eingehend betrachten zu können. Er stand nicht unter Medikamenten, und es gab keine Leute, die sie störten. Ungehemmt ließ er den Blick über sie wandern. Unter ihrem Kleid zeichnete sich ihr Körper ab. Er konnte genau die Linie erkennen, wo Hüfte und Oberschenkel ineinander übergingen. Anscheinend hatte Gott es mit der Mode dieses Jahrhunderts gut gemeint! Er hätte eine Ewigkeit auf ihre gertenschlanken Beine starren können. Sie war so schön, wie er es zuerst vermutet hatte, schmal, anmutig und verführerisch wie eine Katze. Ja, ein schönes Exemplar von einem Weib. Wirklich gut!
    »Mylady.« Ram deutete eine Verbeugung an, ohne den Blick von ihr zu wenden. Seine feurigen Augen überzogen ihre nackten Arme mit einer Gänsehaut.
    Penny trat von einem Fuß auf den anderen, um die verheerende Wirkung zu verbergen, die er auf sie ausübte. Sie widerstand dem Drang nachzusehen, ob ihre Kleider lichterloh brannten. Diese verführerischen Augen gehörten einfach verboten!
    »Jetzt sehen Sie wirklich aus wie ein Pirat.« Hee, hoo, auf geht’s!, dachte sie.
    Er lächelte, und in ihrem Bauch tanzten Schmetterlinge.
    »Dieses Bild wünsche ich nicht in Eurem Gedächtnis zu hinterlassen, Mamsell.«
    Seine Stimme war tief und männlich sonor, und obwohl sie wusste, dass es klüger wäre zu gehen, blieb Penny. Aus Neugier. »Woher kommen Sie, Mister O’Keefe?«
    »Einst, vor langer Zeit heuerte ich in Lexington an, Mamsell, doch das Meer ist meine Heimat.«
    Sie lachte kurz auf. »Sie haben das Wasser so gern, dass Sie es halb austrinken wollten?« Sein Lächeln wurde noch süßer, und in ihrem Bauch tanzten die Schmetterlinge einen wilden Tanz.
    »Es war nicht meine Absicht, das versichere ich Euch. Woher stammt Ihr, M’lady?«
    Verwundert zog sie die Augenbrauen hoch. Er wusste wirklich nicht, wer sie war. Nun, sei’s drum! Penny war nicht eingebildet, doch war sie sich ihrer öffentlichen Bekanntheit sehr genau bewusst. Es gab Filmverrückte, die wissen wollten, wo sie speiste, mit wem sie sich traf, wo sie einkaufte, einfach alles - was ein Grund dafür war, dass sie sich gerne in ihre Privatsphäre zurückzog.
    Doch hier war ein Mann, der wirklich keine Ahnung hatte, wer sie war. Wie aufregend!
    »Aus Florida. Dort hat es Sie doch auf eine einsame Insel verschlagen, oder wie war das?« Sie versuchte, aus seiner Kleidung und seiner Sprache schlau zu werden, wo sie doch eigentlich besser den Mund gehalten hätte.
    »Vielleicht.« Achselzuckend durchquerte er mit langsamen Schritten den Raum. In seinem Kopf spürte er schon wieder eine leichte Benommenheit. »Oder vielleicht als Schiffbrüchiger gelandet.« Ein paar Zentimeter vor ihr blieb er stehen, und sein Blick verweilte auf ihren fein geschnittenen Zügen. Er sprach mit tiefer, kehliger Stimme. »Oder ich bin gerade eben für Euch vom Himmel gefallen.«
    Sie verdrehte die Augen, und ihre Stimme klang flach. »Genau.« Er ist ein im Flirten geübter Mann, ging es ihr wieder durch den Sinn, als sie seine gerötete Haut bemerkte. »Behalten Sie es für sich. Das ist sowieso Ihre Angelegenheit.«
    »Darf ich so verwegen sein und mir erlauben zu fragen, was eine ...«, Ram machte eine Pause, um tief einzuatmen, »was eine so hübsche Mamsell wie Ihr an Bord dieses Rettungsschiffs macht?«
    Ihre Stirn umwölkte sich, und auf ihrem Gesicht machte sich ein schmerzvoller Ausdruck breit. Ramsey bedauerte bereits seine Neugier.
    »Wir haben nach einer auf See vermissten Freundin gesucht«, sagte sie mit dünner, trauriger Stimme.
    Seine Stimme wurde sanft. »Ich bezeuge Euch mein tiefstes Mitgefühl, Mylady.« Er verbeugte sich leicht, doch er brauchte einen Augenblick, um sich wieder aufzurichten.
    Penny fasste sich wieder, senkte die Arme und sah ihn an. »Geht es Ihnen gut?«
    Stirnrunzelnd sah er sie an. Ihre Stimme klang so entfernt.
    »Mister O’Keefe?« Seine Haut nahm ein erschreckendes Purpurrot an, und sie zögerte keine Sekunde, den Notrufknopf zu drücken. Der Alarm ertönte, und sie griff nach seinem Arm, als er wankte.

Weitere Kostenlose Bücher