Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen
Vorwort der Autorinnen
»Dieses Gefühl, das man als neugeborene Mutter hat: Zur selben Zeit völlig übermüdet zu sein und dabei trotzdem zu Tode gelangweilt …«
Autsch! Dieser Spruch von Schauspielerin Tanya Neufeldt, Mutter des dreijährigen Noah, traf mich völlig unvorbereitet – aber er saß. Fast hätte ich, Caro, mich an meinem Stück Brezel, das ich gerade kaute, verschluckt. Aber ich riss mich zusammen, trank einen Schluck Milchkaffee, und schrieb den Satz brav in mein Notizheft. Ich wusste schon jetzt, dass ich Großes mit ihm vorhatte.
Einen Tag später beim Lunch sagte dann unsere Lektorin Stefanie Werk, selber Mutter von zwei Kindern, dass doch gerade dieses Gefühl, plötzlich 24 Stunden am Stück fremdbestimmt zu sein, den Wunsch auslöse, sich neu erfinden zu wollen. Und ich schrieb mit Spaghetti-Bolognese-Gabel in der linken und Stift in der rechten Hand wieder fleißig mit. Da war es schon wieder: Sich neu erfinden, fremdbestimmt, aber glücklich. Der Gedanke ließ mich nicht mehr los.
Auf dem Heimweg vom Lunch erzählte mir meine Co-Autorin Isa, dass sie diese Gedanken während der ersten Zeit mit ihrem ältesten Sohn Gustav gar nicht gehabt habe. Dass ihr damals lange Zeit das Ins-Café-Gehen, die Krabbelgruppe und die Treffen mit anderen Mamas gereichthätten. Den Wunsch, wieder etwas auf die Beine stellen zu wollen, habe sie erst ein halbes Jahr später verspürt – dann aber richtig.
Mittlerweile betreibt Isa mit hauptstadtmutti.de einen der größten Mama-Blogs Deutschlands und baut gleichzeitig das Berufsportal workyoulove.de auf, das sich an Mütter auf Jobsuche richtet. Und mit ihrem Wunsch nach Selbstverwirklichung ist sie nicht allein: Eine der bekanntesten und sicherlich auch einflussreichsten Gleichgesinnten ist die Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg. Jetzt ist ihr Mama-Karriere-Buch Lean In: Women, Work, and the Will to Lead erschienen, parallel dazu entsteht das gleichnamige Online-Portal. Verkürzt gesagt macht sich Sandberg dafür stark, dass Frauen und vor allem Mütter mehr »wollen sollen« und nicht ihre eigenen Berufsträume durch Familienplanung ausbremsen dürfen.
»Unsere Revolution«, und damit meint sie die Frauenbewegung weltweit, »ist steckengeblieben«, sagte Sandberg dem US-Fernsehsender CBS. Dass sie damit einen Nerv getroffen hat, zeigt der Erfolg des Buches, das mittlerweile zu einem internationalen Bestseller geworden ist.
Doch was heißt das alles unterm Strich? Für unseren Alltag, für unser Leben als Frauen und Mütter, für unsere Pläne und Lebensträume? Was sollen oder müssen wir denn tun? Sollen wir eine – wie auch immer geartete – Revolution anführen, die Welt retten?
Mitnichten natürlich! Wie soll das auch gehen? Isa und mir ist es wichtig zu betonen, dass wir jede Meinung und jeden Lebensentwurf wichtig und respektabel finden. Wir wollen nicht versuchen, Mütter aufzurütteln oder schlimmer noch, ihnen Schuldgefühle einzujagen. Mit diesemBuch wollen wir nur eines: Den Leser inspirieren und ermutigen, indem wir ein Dutzend großartiger Mütter vorstellen, die ihren Traum von Beruf und Familie verwirklicht haben.
Wir glauben, dass viele Mütter eine ähnliche Zerrissenheit empfinden wie wir: Auf der einen Seite sind da unsere Kinder – die süßesten und klügsten der Welt – und auf der anderen Seite stehen wir, mit unseren Wünschen, Lebensträumen und Hoffnungen, die von einem Tag auf den anderen auf Stand-by laufen sollen.
Und dann – manchmal ganz schnell oder auch erst in den nächsten Monaten und Jahren – stellt man sich die Frage, was man macht, wenn die Kinder groß sind, ob man in seinem alten Job wieder so funktionieren kann wie vorher, ob man das überhaupt noch möchte oder vielleicht sogar eine bessere Möglichkeit findet, um Kind und Karriere zu vereinbaren. Man beginnt zu prüfen, ob der Beruf einen überhaupt noch glücklich macht oder ob nicht vielmehr die Elternzeit auch ein guter Zeitpunkt ist, mal etwas anderes auszuprobieren, sich neu zu erfinden?
In den Vereinigten Staaten gibt es mittlerweile stapelweise Bücher, die sich mit dem Thema Mama und Karriere beschäftigen. Sie heißen Millionaire Mum , The Digital Mum Handbook oder Found It und sind Ratgeber von Müttern, die mit ihren Kindern im Schlepptau Karriere machen wollen.
In Deutschland, wo leider die meisten Väter (76 Prozent) laut Statistischem Bundesamt höchstens zwei Monate Elternzeit nehmen, liest man darüber (noch) nicht so
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