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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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schüttelte er den Kopf.
    Im Weitergehen blickte er noch einmal zu diesen beiden Geländepunkten und dann geradeaus und wartete darauf, dass der Nebel sich weiter lichtete. Er wählte einen entfernten Punkt in der Landschaft, suchte ihn auf der Karte und zeichnete ein paar Linien hinein.
    Auf diese Weise schritt er, indem er auf den Kompass verzichtete und sich ganz auf sein Auge verließ, in vielen kurzen Etappen über die Wiese, bis er eine halbe Stunde später, nachdem er seine Position anhand von Geländepunkten bestimmt hatte, endlich zufrieden schien. Er legte seinen Rucksack auf die Erde, wo er von der schräg stehenden Sonne angestrahlt wurde. Keine zwei Schritte von der Stelle entfernt waren sich Imbolc und Stort begegnet.
    Arthur Foale kauerte nieder und spähte am Boden entlang mal in diese, mal in jene Richtung – wie ein Golfspieler, der die Beschaffenheit eines Grüns studiert, bevor er einen wichtigen Putt spielt. Und er tat es aus einem ganz ähnlichen Grund. Er suchte nach leichten Bodenunebenheiten, die im Sonnenlicht als Schatten hervortraten.
    Endlich zufrieden, trug er den Rucksack ein paar Meter bergab zu dem Bach, der den Hügel herunterpläschterte, dicht an der Stelle vorüber, wo Imbolc angekommen war. Dann kletterte er, ohne sich einmal umzudrehen, mit Elan und einer gewissen Erregung den Hang hinauf, bis er zweihundert Meter zurückgelegt und dabei etwa siebzehn Höhenmeter überwunden hatte.
    Er blickte den Hang hinunter zu seinem Rucksack und versuchte wieder, die Bodenwellen zu erkennen, die er zuvor schon ausgemacht hatte. Dafür brauchte er geraume Zeit, so lange, um genau zu sein, bis die Sonne so hoch stand, dass die Schatten verschwanden. Aber er hatte genug gesehen und schien hochzufrieden.
    Er zückte sein Mobiltelefon und rief zu Hause an.
    »Es passt«, sagte er. »Wenn ich recht habe, hatte Beornamund hier seine Werkstatt. Ich …«
    Er sprach nicht weiter.
    Der launische Wind hatte gedreht und fegte über den Hang, und Nebelfetzen, die vom Bachbett aufstiegen, verhüllten die Stelle, zu der er blickte. Mit dem Aufkommen des Nebels empfing seinHandy kein Signal mehr. Aber das überraschte ihn eigentlich nicht. Nach den Ergebnissen der geophysikalischen Vermessung und den Schwierigkeiten, die er beim Anpeilen gehabt hatte, war er auf alles gefasst.
    In seiner Laufbahn als rühriger und häufig umstrittener Archäologe war ihm noch nie ein so merkwürdiges Gelände untergekommen.
    Kompasse spielten verrückt. Mobiltelefone verstummten. Und die geophysikalische Vermessung, die er privat in Auftrag gegeben hatte und deren Befunde er jetzt in Händen hielt, lieferte keinerlei Resultate irgendwelcher Art im weiten Umkreis um die Stelle, an der er den Rucksack zuerst abgestellt hatte. Es war eine bizarre Leere. Ein nie da gewesener Fall in seinem Berufsleben und theoretisch eigentlich unmöglich, da es immer Unebenheiten in der Erde gab und nur eine Kraftquelle, die größer war als alles bisher Bekannte, den Hang so gleichmäßig gestaltet haben konnte.
    Der Nebel verzog sich ein zweites Mal, und die Sonne kam wieder heraus, aber sie stand jetzt höher und die Schatten waren endgültig verschwunden.
    Sein Mobiltelefon klingelte.
    »Bist du sicher?«, fragte seine Frau Margaret.
    »Arthur, kannst du mich hören?«
    Wie gebannt von der eigentümlichen Schönheit dieses strahlenden Morgens stand Arthur Foale auf dem Hügel und musste an die zwei verschollenen Objekte denken, für die Beornamund besonders berühmt war.
    »Arthur?«
    »Ja«, sagte er, »ich bin hier, aber … gib mir eine Sekunde. Ich denke nach.«
    »Worüber denn?«, fragte Margaret nach einer Weile.
    »Ich finde, das Gelände hier sollte nicht durch Grabungen entweiht werden«, antwortete er, über diese sonderbare Anwandlung ebenso erstaunt wie seine Frau. Ausgrabungen waren sein Beruf. Wie sonst sollte er die Geschichte, die eine Stätte möglicherweise zu erzählen hatte, ans Licht bringen?
    »Ich werde einen anderen Weg finden müssen, ihre Geheimnisse zu lüften«, sagte er zögernd.
    »Zum Beispiel?«, fragte Margaret.
    Arthurs Methoden waren bisweilen ausgefallen. Sehr ausgefallen. Und nicht selten brachten sie ihm Ärger ein.
    »Ich stehe gerade auf dem Hügel und betrachte meinen Schatten, die Sonne ist heute Morgen hier sehr grell«, antwortete er ohne ersichtlichen Grund.
    »Und das bedeutet …?«
    Margaret wurde immer unbehaglicher zumute.
    »Mein Schatten ist durch Winkel und Gefälle gestaucht. Er ist

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