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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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1
    Damals
    Es war eine Nacht für Sternschnuppen. Bevor sich der Schat ten erhob und die Sirenen heulten, zog ein Meteoritenschauer über den Himmel: flammende Eisstrahlen, die die Luft zerrissen. Vielleicht stürzen die Meteoriten in die Berge, dachte Rory. Oder auf die Grundschule von Ransom River. Oder auf die Chevron-Tankstelle in der Stadtmitte. Dann würde es einen gigantischen Feuerball geben. Da lohnte sich das Risiko, um ein Uhr nachts aus dem Haus zu schleichen.
    Trotzdem war ihr mulmig zumute.
    Im Dunkeln schnürte sie ihre Converse-All-Stars. Vor ihrem Zimmer dehnte sich endlos und gewaltig der von weißen Sternen durchlöcherte Himmel.
    Im Haus herrschte Totenstille. Sie wandte das Ohr zur geschlossenen Tür, aber sie hörte nichts – kein Fernsehen, kein Reden oder Lachen aus dem Zimmer ihrer Eltern. Pepper lag in der Küche in seinem Hundebett. Alle schliefen.
    Vor dem Fenster flüsterte eine Stimme: »Rory.« Seth drückte die Hände an das Fliegengitter. In seinen Augen schimmerte Sternenlicht.
    »Ich such gerade meine Sachen zusammen«, wisperte sie zurück.
    Sie schob ein Fernglas in ihren Rucksack und hängte ihn sich um. Das Bild der Power Rangers fühlte sich an wie ein Schild, auch wenn das helle Plastik im Schein eines Meteoriten vielleicht aufblitzen konnte. Aber Sternschnuppen konnten ja nicht ihren mit schwarzem Stift auf den Rucksack geschriebenen Namen R. Mackenzie lesen und auf sie zielen. Oder vielleicht doch? Wie sagte ihr Dad immer: Schau nicht zurück, es könnte dein Verhängnis sein.
    Seth stellte sich auf die Zehenspitzen, um hereinzuspähen. »Beeil dich.«
    Sie steckte die Taschenlampe ins Sweatshirt. Dann schob sie das Fliegengitter auf, stemmte sich aufs Fensterbrett und sprang hinaus.
    Die Luft war frisch. Sie duckte sich neben Seth ins Gras. In der Nacht schien er nur aus blondem Haar und einem verrückten Grinsen zu bestehen. Hinter dem Rasen und dem Avocadobaum, den Tomaten ihrer Mom und der schwarzen Betonziegelwand lockte die dunkle Landschaft.
    Ransom River, zumindest der größte Teil davon, lag auf der anderen Seite von Rorys Elternhaus. Die Stadt mit ihren 172 000 Einwohnern, wie auf dem Plakat in ihrem Klassen zimmer stand, schlief tief und fest. Wie eine unendliche Reihe von Weihnachtsbäumen hielten die Straßenlaternen Wache. Weiter hinten warf Los Angeles einen verschwommenen gelben Schein über die Berge. Das erinnerte sie an die postatomare Szenerie in Terminator 2 – Tag der Abrechnung, den sie ohne die Erlaubnis ihrer Eltern heimlich bei Seth gesehen hatte.
    Zusammengekauert wie ein Soldat im Einsatz, deutete sie auf schwarze Hügel im Norden, die die Sterne schluckten. »Am besten sehen wir von den Pinnacles aus.«
    Seth gluckste. »Das ist kein Gefängnisausbruch.«
    »Meine Eltern bringen mich um, wenn sie mich beim Rausschleichen erwischen.«
    Mom würde sie besorgt und enttäuscht betrachten. Dad würde sie mit finsterem Gesicht antreten lassen und sie streng ermahnen: Aurora Mackenzie, so ein Benehmen ist absurd. Und sie würde rot anlaufen und sich nach einer gestotterten Entschuldigung in ihrem Zimmer verkriechen.
    Doch nicht heute Abend. Sie liefen über das kühle Gras. Vor der hinteren Mauer sprang Seth hoch, um die Kante zu erreichen, und zog sich nach oben. Rory war dicht hinter ihm.
    Auf der Schotterstraße auf der anderen Seite tauchten Scheinwerfer auf, die Seths Silhouette in die Nacht zeichneten.
    Er erstarrte. Die Scheinwerfer gehörten zu einem schweren Fahrzeug, das noch ungefähr hundert Meter entfernt war. Eine Art Lieferwagen, der langsam auf sie zuschaukelte.
    Seth zögerte keine Sekunde. »Komm, wir schaffen es, bevor er hier ist.«
    Rory packte ihn am Bein. »Warte.«
    Es gab keinen Grund, um ein Uhr morgens vor einem großen, alten Lieferwagen über die Straße zu laufen. Bloß dass Seth Colder es wollte. Als Mutprobe. Ratternd näherte sich der Transporter. Seth schaute sie an, und sein Gesichtsausdruck war wie eine Verheißung. Von Abenteuern. Rory kletterte nach oben.
    In diesem Moment schalteten die Scheinwerfer auf Fernlicht. Seth leuchtete auf wie ein paranormales Wesen.
    Rory sprang wieder nach unten und riss so heftig an seinem Bein, dass er sich nicht länger halten konnte. Sie landeten zusammen im Gras. Auf der anderen Seite der Mauer kam der Lieferwagen knirschend zum Stehen. Mit lautem Knarren öffnete sich die Tür.
    »Mist«, zischte Seth.
    Rory drückte sich an die Mauer. »Wir sind in meinem Garten, das kann

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