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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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gehalten wurde wie in den besseren Gegenden.
    »Hier hat aber noch nie der Feind zugeschlagen«, sagte Björn nur, als sie sich beklagte.
    »In meinem alten Viertel auch nicht!«, hatte sie trotzig entgegnet.
    Die Wohnung empfand Tabea vollends als Strafe. Die war so mikro. Sie musste ihr Bett tagsüber hochklappen, damit sie in ihrem Zimmer überhaupt rumlaufen konnte. Aber was hieß schon »rumlaufen«? Waren ja nur zwei Schritte. Wenn sie das Bett runterklappte, setzten seine Füße mit einem dumpfen Ton am Boden auf. Da die Wände dünn waren, drangen alle Geräusche, die Björn machte, zu ihr herüber: sein müdes Geschlurfe, sein Gemurmel, wenn er zum Heiligen Kind betete, alles, was sie nicht hören wollte. Nur dieses Bettengeräusch fehlte, und am Ende der ersten Woche war sie neugierig genug, um der Sache auf den Grund zu gehen. Sie legte sich zur üblichen Zeit hin und wartete. Dann schlich sie sich aus ihrem Zimmer, zögerte kurz in dem badetuchgroßen Flur und legte die Hand auf die Klinke seiner Zimmertür. Sie lauschte, bis ihr die Ohren wehtaten. Nichts. Nur einmal ein heulender Streifenwagen von der Straße. Sie drückte die Klinke, leise, leise, und war in seinem Zimmer, das bei Tag genauso aussah wie ihres, aber jetzt, in der Nacht, viel größer wirkte. Er saß auf seinem Stuhl neben dem Bett und seine Augen waren geschlossen, das konnte sie im Dämmerlicht von draußen gerade noch sehen. Da öffnete er sie und wandte Tabea den Kopf zu, ganz plötzlich. Er war überhaupt nicht schlaftrunken oder verwirrt. »Was machst du hier, Tabea?«
    Komischerweise fiel ihr genau in diesem Moment auf, dass er ihren Namen zu oft sagte. Das gab ihr die Kraft, frech zu sein, obwohl sie solche Angst hatte.
    »Du klappst dein Bett nie runter. Warum schläfst du im Sitzen?« Er dachte nach, das konnte sie richtig spüren. »Ich schlafe nicht im Liegen, weil mich das an den Tod erinnert. Es macht mir Angst.«
    Sie ging dann sofort aus dem Zimmer raus und konnte stundenlang nicht einschlafen. Alles in ihrem Bett, auch ihr eigener Körper, fühlte sich so bescheuert an.
    Björn fand, dass Tabea zu oft halluzinierte, und er war auch nicht immer mit den Träumen einverstanden, die sie aufrief. Es waren erstaunlich oft Kriegsträume, er konnte es an der Programmwahl des Stabs sehen, wenn sie ihn in die Schublade zurückgelegt hatte, ohne die Hotlist zu löschen. Thule Airbase hatte sie in letzter Zeit sehr oft benutzt. Aus beruflicher Sicht musste er über diese Träume lachen, alles an ihnen war falsch, nicht einmal die Uniformen stimmten. Aber er nahm Anstoß daran, dass sich Tabea so viel mit Krieg beschäftigte. Andere hätten das vielleicht altmodisch gefunden, aber er war der Ansicht, dass junge Mädchen andere Themen haben sollten. Sie saß wieder einmal mit dem Halluzinationsstab in ihrem Zimmer, obwohl sie das schon vor dem Abendessen getan hatte, fast zwanzig Minuten lang. Er wollte mit ihr sprechen und klopfte an ihre Tür, aber es kam keine Antwort. Er klopfte lauter, immer noch nichts. Dann ging er einfach hinein, obwohl er wusste, dass das nicht sehr klug war. Sie saß an ihrem kleinen Schreibtisch, den Kopf auf die Linke gestützt, die Rechte lag auf dem Stab. Sie träumte mit offenen Augen und starrte dabei die Wand an. Ihr Gesicht war nur zwanzig Zentimeter von einem Poster entfernt, das dort hing. Ganz, wie die Bedienungsanleitung empfahl: Man sollte nah an etwas stark Gemustertes herangehen und sich dann auf die Formen konzentrieren. Björn zog den Stab unter ihrer Hand hervor – das war ganz leicht, denn ihre Hand war schlaff- und weckte sie dadurch unsanft aus ihrem Traum. »An der spannendsten Stelle!«, schrie sie gleich. Björn zeigte mit dem Stab auf sie. »Du machst das zu oft!«, sagte er so sachlich wie möglich.
    Sie wurde ganz rot. »Sag du mir nicht, was ich machen soll, du Zombie!« Und sie schlug ihm den Stab aus der Hand. Beide waren für eine Sekunde starr vor Schreck. Sie hatte das Wort gesagt. Schlimmer konnte er kaum beleidigt werden. »Ich bin kein Zombie!«, schrie Björn. »Ich bin ein ehemaliger Soldat der EuroForce und deine Vaterfigur! Ich bin dein Erziehungsberechtigter. Und ich sage dir sehr wohl, was du zu tun und zu lassen hast!«
    Als er schwer atmend in seinem Zimmer saß, schämte er sich in Grund und Boden. Das Grüne Buch konnte ihm nicht helfen. Auf seine Frage hieß es nur, dass es eben Zeiten der Prüfung gäbe, und dass es manchmal gut sei, sich zu streiten. Dann

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