0689 - Das schwarze Skelett
Er fürchtete sich.
Zamorra in eine Falle locken - wie sollte er das anstellen? Er hatte von diesem Menschen gehört. Selbst der große Asmodis sollte an ihm gescheitert sein. Manch einer munkelte sogar, Asmodis habe nur deshalb vor Jahren die Hölle verlassen, weil er sich nicht länger mit Zamorra herumschlagen wolle. Und viele munkelten, dass sich selbst Stygia, die jetzige Fürstin der Finsternis, die Flügel an ihm verbrannt habe - im wahrsten Sinne des Wortes.
Und da sollte ausgerechnet er diesem Zamorra eine Falle stellen?
»Astaroth, hilf«, murmelte er. Sein schwarzblütiger Herr und Meister würde ihm vielleicht helfen können.
Er musste ihn beschwören und um Rat fragen, vielleicht sogar um Hilfe bitten. Doch diese Hilfe gab Astaroth niemals umsonst.
Dar Togon würde ihm ein Opfer bringen müssen.
Also machte er sich auf die Suche.
***
Babette Britain hatte Feierabend gemacht. Nichts wie heim. Der Chef war ein Ekel, und sieben schlecht bezahlte Stunden an der Supermarktkasse waren nicht gerade das, was sie sich als Berufsziel erträumt hatte, als sie Architektur studiert hatte. Aber sie bekam nirgendwo eine Anstellung, und um ein eigenes Büro zu eröffnen, fehlte ihr das Geld. Also ärgerte sie sich mit Kunden herum, mit ihrem Chef, und freute sich schon mittags, wenn ihr Job begann, auf den Feierabend.
Mit dem Fahrrad zurück zu ihrem »Arbeiterschließfach«, einer kleinen Zimmer-Kochnische-Minibad-Katastrophe im 5. Stock eines Mietshauses. Immerhin mit Balkon, nur hatte sie es sich abgewöhnt, den zu benutzen, nachdem sie festgestellt hatte, dass im Haus gegenüber ein Spanner wohnte, der mit dem Fernglas darauf lauerte, dass sie oder andere Balkon-Nutzerinnen dieses Haus sich im Bikini oder ohne sonnten, wie sie es in den ersten Wochen ahnungslos getan hatte, weil es nach rechts und links Trennwände gab und ihr das Gebäude gegenüber so weit weg erschien.
Aber seit sie den Spanner entdeckt hatte, ignorierte sie den Freizeitwert des Balkons und nutzte ihn nur noch als Abstellplatz für Getränkekästen und ihr Fahrrad, das sie mit in die Mini-Wohnung nahm, damit es nicht geklaut wurde - erfreulicherweise war der Lift groß genug für den Transport. Unten abgestellte Drahtesel wurden trotz aufwendiger Schlösser regelmäßig gestohlen oder beschädigt.
Babette hoffte, dass sie eines Tages aus diesem Trott ‘rauskam. Sie war jung, sie hatte noch viel vor sich, stand erst am Anfang.
Raus aus den seriösen Klamotten für den Berufsalltag, unter die Dusche, ein bisschen umfrisieren, schminken, ‘rein in die ausgeflippten Sachen. Ein Blick auf die Uhr - sie war fast noch etwas früh dran. Die Szene traf sich erst in etwa einer Stunde im augenblicklichen »In«-Lokal.
Sie überlegte, zu Fuß zu gehen und die Abendsonne zu genießen, die sich allmählich beruhigende Stimmung. Aber als sie dann unten vor der Tür stand, überlegte sie es sich doch anders und bestellte per Handy ein Taxi.
Nach nur fünf Minuten tauchte der Wagen auf. Sie stieg hinten ein und nannte ihr Ziel.
Der Fahrer, dunkelhäutig mit kurzem Kraushaar, grinste sie an und nickte. »Schnell oder langsam?«
»Es eilt nicht«, sagte sie.
»Also langsam«, sagte er, gab Gas und schien die Rallye Monte Carlo gewinnen zu wollen. Babette fragte sich, was er unter »schnell« verstand. Irgendwann hielt sie sich nur noch fest und schloss die Augen, weil sie nicht mehr sehen wollte, wie er über Kreuzungen fuhr, deren Ampeln bereits seit zwei oder drei Sekunden auf Rot geschaltet hatten. Oder wie er Abkürzungen durch Hinterhöfe nahm, haarscharf an Mülltonnen vorbeirasierte und…
Ja, verflixt, wieso brauchte er so lange, wenn er doch so schnell fuhr?
Sie riss die Augen wieder auf. »Das ist nicht der richtige Weg!«, stieß sie hervor. Sie befanden sich auf einer der Ausfallstraßen, die aus Lyon hinaus führten!
»Drehen Sie um!«
Keine Reaktion.
»Halten Sie sofort an!«
Sie sah seine Augen im Rückspiegel. Sie glühten seltsam. Der Fahrer wurde Babette unheimlich.
»Sie sollen anhalten!« Aussteigen, ein anderes Taxi rufen… und sich über diesen Fahrer beschweren!
Aber er hielt nicht an.
Sie versuchte die Tür zu öffnen, aber sie schaffte es nicht. Die Kindersicherung war eingeschaltet!
Fenster öffnen, zum Außengriff fassen… aber auch der Fensterheberschalter reagierte nicht. Ebenfalls Kindersicherung eingeschaltet!
Dass der Wagen viel zu schnell war, um hinauszuspringen, wurde ihr nicht einmal
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