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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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nur weg von dem stinkenden Mann, der sie eisern umklammert hielt. Björn stand vor ihnen, er strich langsam seine Uniform glatt. »Kapiert«, sagte er langsam. »Okay.«
    »Also.« Kolja atmete schnell. »Du sagst deinen Kumpels vor der Tür jetzt Bescheid, dass sie uns rauslassen sollen. Keine Tricks, ich spreche auch Arabisch. Mach schon.« Björn verließ langsam die Zelle und ging die Treppe hinauf. Er hämmerte an die Tür und rief: »Ich bin’s, Dubb. Der Gefangene Kolja hat Tabea als Geisel genommen. Macht die Tür auf. Nicht schießen! Nicht schießen!«
    Es dauerte eine Weile, dann öffnete sich die Tür. Die Silhouetten der Wachen zeichneten sich in dem hellen Rechteck oberhalb der Treppe ab, einer von ihnen zielte auf Björn, der andere sofort auf Tabea und Kolja.
    »Nicht schießen!«, rief Björn noch einmal. »Wir verhandeln!«
    »Einen Scheißdreck tut ihr!«, schrie Kolja. Tabeas Ohr wurde von seiner Spucke nass. »Ihr macht, was ich sage, oder dem Mädel geht’s dreckig. Jetzt gehst du zuerst raus, mein lieber Björn. Oben entfernst du dich von der Tür, mindestens fünf Meter. Und dann komme ich die Treppe hoch.« Björn gehorchte. Langsam stieg Kolja mit Tabea die Treppe hoch, das war nicht einfach, denn sie mussten sich im Gleichschritt bewegen. Auf der obersten Stufe, geblendet vom hellen Licht, in schrecklicher Angst vor Kolja, rutschte sie aus, und fiel nach vorne. Kolja musste seinen Griff lockern, um nicht mitgerissen zu werden, im selben Moment hörte Tabea ihn aufschreien, zwei Arme griffen nach ihr, zogen sie aus der Tür heraus, warfen sie in die grünliche Helle der Oberwelt. Sie drehte sich um, stützte sich auf den Armen auf: Kolja war nicht mit aus der Tür gekommen, jemand schrie: »Die Schocker, benutzt die Schocker!«, dann wehte schon der Ozongeruch durch den Raum, der mit dem Gebrauch der Schockpistolen einherging. Tabea wollte aufstehen, aber ihre Beine versagten. Sie konnte sich nur hinknien. Wenige Augenblicke später stiegen die Türwächter in den Zellentrakt hinunter und kamen mit Kolja wieder zurück.
    »Legt ihn hierher«, sagte Björn.
    Bei Tageslicht sah Kolja noch erbärmlicher aus als unten im Zellentrakt. Er war bewusstlos. Seine rechte Hand blutete, sie war durchbohrt von einem Stab oder einem kleinen Messer, Tabea konnte den Gegenstand nicht richtig erkennen. Björn zog das Ding aus der Hand des Gefangenen, wischte es ab und verstaute es wieder unter seinem Uniformkragen, wo man es nicht sehen konnte. »Bringt ihn zu den anderen«, befahl er.
    War es möglich, dass ihre Sehkraft in dem Kellerloch gelitten hatte? Immerhin brauchte sie einen ganzen Tag, um sich wieder an die Helligkeit in der Basis zu gewöhnen. Am zweiten Tag nach ihrer Befreiung aus dem Zellentrakt sah sie wieder normal. Bald bemerkte sie, dass unter den Fenneks etwas vorging. Zwar war es ihr immer noch verboten, die Werkstatt und den Kamelstall zu betreten, aber sie sah doch überall, wo sie vorbeikam, Anzeichen gesteigerter Geschäftigkeit. Viele Kämpfer besserten ihre Uniformen aus, überprüften ihre Ausrüstung und wienerten ihre Stiefel, die Waffen wurden mit größter Aufmerksamkeit geputzt.
    Und es wurde viel gebetet. Immer wieder beobachtete sie Muslime auf ihren Gebetsmatten, einzeln oder in Gruppen. Auch Fenneks, die anderen Religionen angehörten, nahmen auf einmal ihre religiösen Pflichten ernst; einmal sah sie eine Gruppe von fünf oder sechs Christen in einer kleinen Höhle knien und im Schein flackernder Kerzen beten. Alles Vorbereitungen für den großen Schlag, von dem Etienne gesprochen hatte, Tabea war sich sicher.
    Meistens ließ man Tabea auf ihren Streifzügen in Ruhe. Zuweilen gab es doch böse Blicke oder eine giftige Bemerkung. Beim Waschen an den Konvertern wurde sie einmal beschimpft und sogar mit einem Gewehr bedroht. All das machte ihr nichts aus. Sie war nur froh, dem Zellentrakt entkommen zu sein, gegen die Finsternis da unten waren ein paar Drohungen Kinderkram. Ihre Erleichterung verdrängte sogar jeden Gedanken an die Gefangenen, an Koljas Geruch und seine blutende Hand. Sie durfte inzwischen auch wieder mit den anderen zusammen essen und hätte sich gewünscht, dabei Etienne zu sehen, aber wenn sie kam, war er nie da. Im Vorbeigehen hörte sie öfter den Namen »Dubb«, mit Hochachtung, ja sogar Verehrung ausgesprochen. Aber das beeindruckte sie nicht. Sie war voller Hass auf Björn. Sie teilte jetzt mit Nina eine kleine Schlafhöhle. Nina schnarchte in der

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