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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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die Frauen gehorchten. Der Widerschein des flackernden Feuers tanzte über die Gesichter der Frauen, die alle Sirit zugewandt waren. »Wie die meisten von euch wissen«, begann Sirit, »war ich bei meinem alten Freund Nasrid, um ein Geschenk abzuholen. Esst, trinkt und sprecht miteinander, aber nicht zu lange, morgen wird ein harter Tag werden.«
    Die Frauen nickten und bekundeten murmelnd ihre Zustimmung.
    Sirits Zelt war das größte. Tabea wollte ihr ins Innere folgen, aber Sirit stoppte sie mit einem Schlag vor die Brust. »Was fällt dir ein?«, zischte sie mit funkelnden Augen. »Du schläfst bei deinesgleichen.«
    Dann ließ sie die Zeltbahn fallen. Tabea stand vor dem Eingang und wusste nicht, was sie tun sollte. Nachdem sie eine Weile unschlüssig herumgestanden hatte, wurde sie so heftig ins Kreuz geschlagen, dass sie vornüber fiel.
    »Du dummes Stück«, hörte sie, während sie sich mühsam aufrappelte. »Weißt du nicht, wo dein Platz ist?« Zwei Frauen zerrten sie vom Zelteingang weg. Neben dem Zelt lag ein Deckenhaufen auf der Erde. Tabea wurde zu Boden gestoßen, sodass sie auf die Decken fiel. Dort blieb sie eine Weile liegen. Sie war so verwirrt und verletzt, dass sie einfach nur durchatmen und warten wollte, bis der Schmerz nachließ. Die Decken stanken nach Schweiß und Schmutz. Der klare Sternenhimmel über der Wüste saugte ihr die Wärme erst aus den Muskeln, dann aus den Knochen. Vom Feuer her hörte sie leises Gelächter. Unter dem Deckenhaufen bewegte sich etwas. Ein Gesicht tauchte zwischen den Lumpen auf, es war schmutzbeschmiert, halb verdeckt unter wirrem Haar. »Hallo«, sagte das Mädchen mühsam. An seinem Hals blinkte ebenfalls ein Sklavenband. »Komm! Decken!« Das Gesicht verschwand wieder. Verzweifelt grub sich Tabea in den Deckenhaufen ein, um nicht zu erfrieren.
     
     
    Lärm weckte sie auf. Schwerfällig schob sie die Decken zur Seite, und erst, als sie sich daran erinnerte, dass sie jetzt ein Zombie war, begriff sie, warum sie solche Mühe damit hatte. Den Kopf aus dem Deckenhaufen heraus zu stecken, brachte ihr nicht mehr Klarheit. Es war noch Nacht, das Feuer brannte. Über ihrem Kopf zischten Feuerlanzen in die Zelte hinein, begleitet von einem Singen, das klang wie eine Mitrailleuse beim Schießen, nur lauter und tiefer. Endlich dämmerte ihr: Das Lager wurde angegriffen. Sie glaubte, ab und zu die halb erstickten Schreie der Fennekfrauen zu hören, die im Schlaf von dem Angriff überrascht worden waren; vereinzelt schien es auch konfuse Gegenwehr zu geben, von den Wachen, die um das Lager herum postiert gewesen waren. Jemand zog sie aus dem Deckenhaufen, trug sie weg. Sie versuchte sich zu wehren, aber sie war ja viel zu langsam und zu verfroren dazu. Man schob sie in das Innere eines Wüstenbuggys. Die Heckluke knallte zu. Sie konnte spüren, wie das Fahrzeug in den Untergrund sank. Sie versuchte sich wenigstens auf den Ellenbogen abzustützen, aber noch bevor ihr das gelang, erschien ein wildes, verschwitztes, grinsendes Gesicht über ihr. Sie erkannte es nicht gleich. »Wir haben es geschafft!«, sagte der Mann. »Wir haben es geschafft!«
    »Etienne«, krächzte sie mir ihrer verlangsamten Stimme. »Da ist noch jemand in dem Deckenhaufen! Eine Sklavin!« Aber Etienne war schon verschwunden. Er schwang sich in den Fahrersitz und übernahm die Steuerung des Wüstenbuggys vom Autopiloten.

ENDE
     
     
     
    Er saß direkt neben ihr, auf einer der harten Bänke im Laderaum. Das Gefährt wurde wieder vom Autopiloten gesteuert, nach Süden, raus aus der Kampfzone, weg von allem, wie Etienne ihr erklärt hatte.
    »Da war noch eine andere«, wiederholte sie langsam. Dieses verfluchte Gelalle. Sie schämte sich so vor Etienne, weil sie ihm so ausgeliefert, so unterlegen war.
    »Das hast du schon mal erwähnt«, entgegnete er und klang jetzt leicht verärgert. »Wusste ich nicht. Aber selbst wenn ich’s gewusst hätte, hätte das nichts geändert. Ich bin gekommen, um dich zu retten, nicht irgendwen. Und falls dir das nicht aufgefallen ist, das war nicht ganz einfach. Ich habe Nasrid einen Buggy gestohlen und mich dadurch zu seinem Todfeind gemacht. Wenn die uns kriegen, ist es aus. Damit sie uns nicht kriegen, habe ich alle anderen Buggys so sabotiert, dass man erst den Motor ausbauen, mühsam reparieren und wieder einbauen muss, bevor sie wieder flott sind. Das macht mich für Nasrid zum schlimmsten Verräter, den er sich vorstellen kann. Um dich zu finden, habe ich mich

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