0662 - Sturm auf den Todestempel
»Frag doch was!«, flüsterte mein Freund und Partner. »Los, John, oder gib deinen Kommentar ab.«
Ich hob die Schultern. »Kennst du den Grund?«
»Ja und nein.«
»Willst du darüber reden?«
»Hat es Sinn?«, fragte er gegen.
»Ich weiß es nicht. Es liegt an dir, Suko. Allein an dir. Du musst sehen, wie du damit zurechtkommst. Ich habe - so Leid es mir tut - keine Erklärung. Da müssen Dinge geschehen sein, die für mich ein Rätsel sind.«
Er hob die Schultern. Mit der freien Hand wischte er über seine Augen. Suko war geschockt. Die Veränderung des Stabes hatte ihn verflucht hart getroffen, bis tief in das Innere seiner Seele. Er rang nach Worten, hatte sie gefunden und formulierte sie sehr leise. »Es muss mit dem schlafenden Gott zu tun haben. Cheng Gu ist derjenige welcher.«
»Aber ihn kannst du nicht fragen, noch nicht.«
Mein Freund nickte. »Es geschah so plötzlich!«, flüsterte er. »Ohne Vorwarnung. Ich hatte den Stab hervorgeholt, wollte das bestimmte Wort sagen, als ich entdeckte, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Er begann sich zu verändern. Ich spürte es am Material. Mit der Hand hielt ich es umschlossen, plötzlich wurde es weich, als würde es auf meiner Haut dahinschmelzen…« Suko holte tief Luft.
»Tja, und dann war es vorbei. Du kannst dir vorstellen, dass ich nicht mehr in der Lage war zu kämpfen. Ich ließ sie gehen.«
»Sicher, Suko.«
Er schaute sehr traurig auf den Rest seines Stabs. Es war nur natürlich, dass Suko von Gefühlen durchtost wurde. Ich verstand ihn sehr gut, mir war es in ähnlichen Situationen nicht anders ergangen. Andererseits durften wir auch unsere Umgebung nicht vernachlässigen und nicht den Fall, der dazugehörte.
Wir befanden uns auf dem Schiff »Pacific Star«. Einen Kurs hatten wir momentan nicht eingeschlagen, wir dümpelten auf dem Meer, irgendwo zwischen der Südwestküste Indiens und der Insel Sri Lanka, die früher einmal den Namen Ceylon getragen hatte.
Auf diesem Schiff hatte sich, verborgen in einem Sarkophag, der schlafende Götze befunden. An ihn wollten wir heran, denn er war einer der wenigen Wesen, die die Schrift auf dem Palmblatt entziffern konnten, das wir aus Bangalore mitgebracht hatten. Ein Blatt und eine Schrift, die uns sehr wichtig waren, denn sie verbarg einiges über das Schicksal der Nadine Berger. Wenn wir die einzelnen Worte und Buchstaben entziffern konnten, wussten wir möglicherweise, wie es mit der ehemaligen Wölfin weiterging.
Leider waren nicht nur wir an Cheng Wu interessiert, es gab da eine Gruppe von tamilischen Rebellen, die ebenfalls den schlafenden Gott in ihre Hände bekommen wollten, damit er sie mit seiner Kraft im Kampf gegen die indische Übermacht unterstützte.
Wie das geschehen sollte, wusste ich nicht. Es war mir im Prinzip auch egal, für uns zählte nur, dass die Tamilen es geschafft hatten, das Schiff in ihre Gewalt zu bringen.
Sie waren die Herren, sie hatten sich auch den schlafenden Gott geholt und dabei den Deckel des schweren Steinsarkophags gesprengt. Dieses Chaos hatten wir miterlebt und bewusst nicht eingegriffen, da wir ihnen den schlafenden Gott entreißen wollten.
Es war uns nicht gelungen, denn Sukos Stab hatte zum ersten Mal, seit er ihn besaß, versagt.
Mein Freund stand da und schluckte. Bei besserem Licht hätte ich sicherlich genauer erkannt, wie bleich seine Haut war, wie rot umrandet die Augen.
Dass wir nicht hier unten bleiben konnten, stand fest. Wir mussten die Fanatiker stoppen, die mit einem Hubschrauber die »Pacific Star« angeflogen hatten. Die schwere Maschine stand an Deck. Es war sicher, dass sie damit wieder verschwinden wollten.
Ich fasste Suko an und drehte ihn herum wie eine willenlose Puppe. Er ließ alles mit sich geschehen.
»Hör zu, wir müssen weiter. Wir können nicht hier unten bleiben.«
»Ich weiß, John. Aber wie willst du sie stoppen, ohne Unschuldige in Gefahr zu bringen?«
Ich deutete in die Höhe. »Erst einmal weg hier. An Deck gehen, das ist wichtig.«
»Okay, und weiter?«
»Wenn wir Cheng Wu haben, wird es vielleicht eine Möglichkeit geben, dem Stab wieder seine normale Form zu geben. Was er getan hat, kann er auch rückgängig machen.«
»Meinst du?«
»Ich hoffe es zumindest.«
Er war deprimiert, schaute noch einmal auf das deformierte Etwas, bevor er die Schulter anhob. Die Geste war resignierend. »Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, ihn wegzuwerfen«, flüsterte er.
»Bist du denn wahnsinnig?«
»Sorry,
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