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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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spät sein. Ich weiß, das erfüllt euch mit großer Trauer, mich auch. Aber ihr Opfer war nicht umsonst. Sie haben uns das Mittel an die Hand gegeben, in Zukunft den Tod noch weniger zu fürchten als bisher, denn wir wissen, dass er nicht endgültig sein muss. Zusätzlich hat Aslal eine der mächtigsten Kriegsmaschinen der Gegner erbeuten können: einen Kugelblitz. Hassan glaubt, dass wir bald in der Lage sein werden, selbst Kugelblitze zu bauen. Merkt euch das Datum dieses Tages, Fenneks: Er wird als Tag in die Geschichte eingehen, an dem wir begonnen haben zu siegen!«
    Die Männer jubelten. Sie klatschten, johlten und riefen Sprechchöre gegen die weißen Unterdrücker, die ungläubigen Hunde, die EF und alle Kollaborateure. »Die Wüste wird frei sein«, hieß es, und: »Ruhm und Ehre dem Propheten.« Tabea sah hinüber zu Etienne. Auch er jubelte und johlte.
    »Wenn ihr heute Abend schlafen geht«, sagte Nasrid, als sich der Lärm gelegt hatte, »denkt an die toten Kameraden, die uns diesen Triumph ermöglicht haben. Der ehemalige EF-Soldat Björn, genannt Dubb, hat nicht nur mit Karim und Nazar die Wiedererweckungskammer erobert und unter Einsatz seines Lebens so lange gehalten, bis wir den Tank herausholen konnten. Das Minenfeld, das er vorher mit einigen von euch in einer Getreideplantage des Gegners gelegt hat, hat auch euren Rückzug gedeckt. Wie ich eben erfahren habe, hat der Feind zwei Käfer bei dem Versuch verloren, das Minenfeld zu durchbrechen.«
    Ein Raunen ging durch die Menge. »Lasst uns der toten Kameraden gedenken!« Er senkte den Kopf. Die Fenneks taten es ihm nach. Tabea platzte während der Schweigeminute beinahe, aber kurz bevor sie anfangen konnte, hysterisch loszulachen, hob Nasrid seinen Kopf und rief: »Und jetzt feiern wir!« Wieder Jubel, diesmal noch stärker als vorher. Tabea verzog sich nach oben in die Wohnhöhle, die sie mit Nina teilte. Erst in ihrer Hängematte wurde ihr bewusst, dass Björn jetzt wirklich und unwiderruflich tot war. Sie fühlte sich so einsam wie noch nie in ihrem Leben. Die Einsamkeit auf der Karawane, selbst die Einsamkeit in der Wüste waren nichts dagegen gewesen. Ohne Hoffnung lag sie reglos in ihrer Hängematte, bis sie schließlich einschlief.
    Der erste Schlag ließ sie zurücktaumeln. Sie hob instinktiv die Hände. Nasrid setzte ihr nach.
    »Meinst du, ich hätte vergessen, dass du versucht hast, uns zu verraten? Meinst du, ich hätte deine Frechheiten vergessen? Dass du uns für deinen läppischen kleinen Fluchtversuch bestohlen und hintergangen hast? Dass du versucht hast, unseren wertvollsten Kämpfer gegen uns aufzubringen?« Nasrid hatte Tabea in eine Ecke gedrängt, sie stand mit dem Rücken zur Wand und konnte nirgendwohin fliehen. Er schlug sie noch einmal.
    »Meinst du, so was vergesse ich? Meinst du, damit kommst du hier durch?«
    Noch ein Schlag und noch einer. Er strengte sich nicht einmal besonders an, aber seine Ohrfeigen trafen trotz ihrer abwehrend erhobenen Hände.
    »Wo ist dein Björn jetzt? Kann er dich schützen, der tapfere Björn, der so gut für uns gekämpft hat? Er ist tot, ein Häufchen Asche, das bald in der Wüste verstreut wird.« Die Schläge kamen jetzt von rechts und links, sie spürte, dass ihre Nase blutete, durch die Tränen hindurch konnte sie fast nichts mehr sehen.
    »Und weißt du, was ich jetzt mit dir mache? Ich verschenke dich. Wie ein räudiges Kamel, das nichts mehr wert ist.« Rechts, links, rechts, links. Dann kamen keine Schläge mehr. Nasrid war ganz ruhig. Tabea atmete keuchend. Zitternd wagte sie noch nicht, die Arme wieder sinken zu lassen. »Wenn du den Boden mit Blut versaust, bring ich dich um«, sagte Nasrid. »Hau ab!«
    Tabea taumelte halb blind zur Tür hinaus, die Wachen lachten sie aus. Unten säuberte ihr Nina wortlos das Gesicht. Dann ließ sie Tabea allein. Tabea wollte aufhören zu weinen, aber sie konnte es nicht.
    Später fühlte sie sich nur noch leer. Sie wusste nicht, was Nasrid mit ihr vorhatte, ihr Gesicht schmerzte. Bevor sie begriff, was sie tat, machte sie sich an Björns zurückgelassenem Rucksack zu schaffen. Sie breitete den Inhalt vor sich aus, das Rollerbike, die wenigen Kleider, das Armeemesser. Sie prüfte, was sie davon vielleicht behalten wollte, weil sie den Gedanken nicht ertrug, von hier weggeschafft zu werden, ohne irgendetwas von Björn bei sich zu haben, irgendein Erinnerungsstück. Sie hatte ihn zum Schluss gehasst. Aber nicht so sehr, dass sie ihm gönnte, was

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