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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Angriff und hatten daher ihr Heer noch nicht formiert. Zwei Ritter trugen das Kreuz zwischen sich, und Gottfried führte den Angriff. Wir stürzten uns auf al-Afdals verwirrtes Heer und zerstreuten seine Männer in alle Winde. Wie die Hasen sind die Ungläubigen zu ihren Schiffen zurückgeflohen.«
    Torf trank noch etwas, dann schob er meine Hand mit dem Becher beiseite. »Das war das erste Mal, dass der Schwarze Stamm vor uns in die Schlacht gezogen ist, aber es sollte nicht das letzte Mal sein.« Fast traurig schüttelte er den Kopf. »Nicht das letzte Mal, bei Gott.«
    »Wie kam es, dass das Heilige Kreuz in mehrere Stücke geteilt wurde?«, fragte ich.
    Torf drehte den Kopf, um mich anzusehen, und ich sah, dass der Lebensfunke in seinen Augen immer schwächer wurde. »Gottfried hat das getan. Als die Männer sahen, dass ihnen der Sieg sicher war, wann immer das Kreuz vor ihnen in die Schlacht zog, weigerten sie sich, ohne es zu kämpfen.« Er schluckte und schloss die Augen. »Aber die Türken und Sarazenen waren unerbittlich, und das Kreuz konnte nicht überall zugleich sein.«
    »Also hat er es aufgeteilt«, mutmaßte ich.
    Torfs Nicken war so schwach, dass es kaum wahrzunehmen war. »Was hätte er sonst tun sollen? Ich schwöre, dass der Mann nie weiter als eine Armlänge vorausgeblickt hat. Da jeder nach einem Stück des Kreuzes schrie, hat Gottfried befohlen, es in zwei Teile zu schneiden.«
    »Und die Kirche hat ihm das erlaubt?«, fragte Emlyn entsetzt.
    »Ja, die Priester haben ihm sogar dabei geholfen«, antwortete Torf mit immer dünner werdender Stimme. »Der Patriarch von Jerusalem erhob Einwände, doch zu guter Letzt überzeugte Gottfried ihn von der Notwendigkeit seines Tuns.«
    »Du sagtest doch, es sei in vier Teile aufgeteilt worden«, erinnerte ich ihn.
    Ein Hauch von Verärgerung zeigte sich auf Torfs Gesicht. Er öffnete ein Auge und erwiderte: »Eine Hälfte haben sie nach Antio-chia geschickt, um die Eiserne Lanze zu ersetzen, die der Kaiser an sich genommen hatte. Diese Hälfte benutzten die Armeen des Nordens, während die andere Hälfte in Jerusalem blieb, um im Süden ins Feld zu ziehen.«
    »Über die Jahre hinweg wurden aus den zwei Stücken vier«, mutmaßte der Abt. »Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, wie so etwas geschehen konnte.«
    »Du hast gesagt, nur zwei seien übrig geblieben«, hakte ich nach. »Was ist aus den anderen beiden geworden?«
    Torf seufzte. Das lange Reden zehrte an seiner ohnehin rasch nachlassenden Kraft. »Ein Stück hat man inzwischen dem Kaiser gegeben, und zwei sind den Ungläubigen in die Hände gefallen.« Wieder seufzte er, und seine Stimme wurde leiser. »Mehr kann ich nicht sagen.«
    Nach einer Weile rührte er sich nicht mehr. Ich glaubte schon, er sei gestorben, doch Bruder Padraig legte ihm ein Ohr auf die Brust und verkündete: »Er schläft.« Dann musterte er den Sterbenden und fügte hinzu: »Ich glaube nicht, dass er bald wieder aufwachen wird.«
    Widerwillig stand ich auf. In den wenigen Tagen, da ich Torf-Ein-ar kannte, hatte ich gelernt, den barschen, alten Kreuzfahrer zu mögen. Um ehrlich zu sein, Cait, er hatte etwas in mir entfacht. Obwohl ich mein ganzes Leben lang Geschichten über die Große Pilgerfahrt gehört hatte, schien mir das alles doch stets etwas gewesen zu sein, das viel zu weit weg und vor viel zu langer Zeit stattgefunden hatte, als dass es mich interessiert hätte. Torfs unerwartetes Erscheinen machte mir zum ersten Mal bewusst, dass der Kreuzzug noch nicht zu Ende war. In weit entfernten Ländern kämpften noch immer Männer; im Heiligen Land galt es noch immer, große Taten zu vollbringen.
    Auch warf Torfs Erscheinen eine Reihe Fragen für mich auf. Warum reagierte mein Vater mit solcher Teilnahmslosigkeit auf die Rückkehr seines Bruders? Ich hatte Murdo nie als harten, gefühllosen Mann erlebt. Und doch schenkte er seinem sterbenden Bruder weder Beachtung noch Mitleid ... und er zeigte noch nicht einmal einen Hauch von Neugier, was Torfs Leben im Osten betraf. Was war zwischen den beiden vor all diesen Jahren vorgefallen?
    War es Furcht, die ich in der Stimme meines Vaters gehört hatte, als ich ihn nach der Eisernen Lanze gefragt hatte? Oder war es etwas anderes gewesen?
    Nach einem kurzen Gespräch mit Padraig stand Abt Emlyn auf, um die Halle zu verlassen, und ich folgte ihm in den Hof hinaus, fest entschlossen, Antworten auf meine Fragen zu bekommen.

    ch glaube, dein Onkel wird bald vor den himmlischen

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